Wie das Gehirn die Welt wahrnimmt
Das menschliche Gehirn hat dermaßen viel sensorischen Input aus der Außenwelt zu verkraften, dass es in der Wahrnehmung Prioritäten setzen muss, um nicht völlig überwältigt zu werden. Zu diesem Zweck filtert es irrelevante Informationen heraus und macht uns bewusst, was als wichtig erachtet wird - sei es ein Objekt oder ein Gesicht. Dieses Phänomen wird als Aufmerksamkeit bezeichnet. Wie das Gehirn das eigentlich anstellt, ist unter Neurowissenschaftlern und Psychologen heftig umstritten. Einige Theorien beruhen auf einem aufwärts gerichteten Ansatz (Bottom-Up), nach dem das Auge visuelle Informationen aufnimmt, die das Gehirn zusammensetzt, um einen Gesamteindruck aufzubauen. Ein Abwärts-Ansatz (Top-Down) geht jedoch davon aus, dass das Gehirn ältere Erinnerungen und Informationen dazu verwendet, um eine Szene zu konstruieren und dann die Details zu deren Untermauerung ableitet. Das von der EU finanzierte Projekt PREPARING TO SEE (Neural mechanisms of top-down preparation and their influence on visual awareness of real-world objects) nutzte innovative psychophysische Methoden, um zu erkennen, ob Aufmerksamkeit und somit die abwärts gerichtete Verarbeitung natürliche Objekte wahrnehmen muss. Die Forscher führten erstmals vor, dass eine vorherige Information über ein Objekt, bevor es als visueller Reiz präsentiert wird, den Menschen überhaupt erst auf das Objekt aufmerksam macht. Damit war bewiesen, dass eine Top-down-Vorbereitung lautstarke Reize in fokussierte Achtsamkeit umwandeln kann. Aufbauend auf dieser Feststellung überprüften sie den Einfluss von Abwärts-Erwartungen darauf, wie Menschen Objekte auf Fotografien von natürlichen Szenerien bewusst wahrnehmen. Wie bereits zuvor verbesserten vorherige Informationen über Kategorien (z. B. Tiere oder Fahrzeuge) deren Erfassung in überladenen natürlichen Szenen. Auch wenn das Gehirn Informationen verarbeitet, die in aufwärts gerichteten sensorischen Signalen enthalten sind, verfolgt es einen abwärts gerichteten Ansatz, um den Sinn darin zu finden, was die Forscher nachweisen konnten. Auf die Frage nach Gesichtern oder Häusern in Bildern, die reines Rauschen beinhalteten, verarbeitete diese das Gehirn so, als ob sie tatsächliche visuelle Reize enthielten. Das bewies letztlich, dass unsere Erwartungen nicht nur das, was wir sehen, sondern auch, ob wir überhaupt etwas sehen, stark beeinflussen können. Diese Arbeit hat gezeigt, dass die bewusste Wahrnehmung stark von unseren inneren Zielstellungen und Erwartungen und nicht allein von den Eigenschaften der Außenwelt beeinflusst wird.
Schlüsselbegriffe
menschliches Gehirn, Objekte, sensorische Signale, Aufmerksamkeit, PREPARING TO SEE