GFS: Neues Modell zur Unterstützung bei der Erarbeitung von Bestimmungen über Chemikalien
Die Gemeinsame Forschungsstelle (GFS) der Europäischen Kommission hat mit der Erstellung von (quantitativen) Struktur-Aktivitätsbeziehungen ((Q)SAR) begonnen. Dabei handelt es sich um theoretische Modelle, die zur Voraussage der Eigenschaften von Molekülen ausgehend von ihrem chemischen Aufbau eingesetzt werden können. (Q)SAR basieren auf einem Computermodell und stellen nicht nur eine kostengünstige Lösung für die Risikobewertung dar, sondern machen auch Versuchstiere in der Forschung ganz oder teilweise überflüssig. Ein mögliches Einsatzgebiet ist die Risikobewertung von produzierten oder importierten Chemikalien in Mengen zwischen einer und zehn Tonnen, ein Gebiet, für das im Weißbuch der Kommission "Strategie für eine zukünftige Chemikalienpolitik" keine Tierversuche vorgesehen sind. Projektleiter Dr. Andrew Worth erwartet, dass noch im Jahr 2003 Fortschritte bei der Bewertung der Modelle gemacht werden, lässt aber offen, wann (Q)SAR von der Industrie übernommen werden: "Wir besitzen keinen Einfluss darauf, ob und wann sie tatsächlich eingesetzt werden", erklärt Dr. Worth. "Wir können lediglich die Modelle entwickeln, validieren, umsetzen und bekannt machen und müssen darauf hoffen, dass die Industrie sie übernimmt." Die Modelle, die von der GFS entwickelt, validiert und umgesetzt werden sollen, dienen auch einem Regelungszweck. Ein mögliches Einsatzgebiet ist das REACH-System, ein Vorschlag der GD Umwelt und der GD Unternehmen zur Kontrolle von Chemikalien in der EU. Die neuen Rechtsvorschriften sehen ein einheitliches System für die Bewertung aller Chemikalien in der EU vor. Dr. Worth zufolge wird sich das Einsatzgebiet anfangs auf Chemikalien beschränken, da dort sowohl der Bedarf als auch die entsprechende Bereitschaft bestehen. Er erwartet jedoch, dass (Q)SAR auch in der Regulierung von Pharmaprodukten und Lebensmitteln eingesetzt werden können. Die Maßnahme wird unter dem Fünften Rahmenprogramm finanziert und vom Europäischen Büro für chemische Stoffe koordiniert. Weitere Partner sind das Europäische Zentrum für die Validierung von Alternativermethoden (ECVAM), weitere Dienststellen der Kommission und die Organisation für wissenschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).