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Fast Mapping: How to acquire new declarative memories independently from the Hippocampus?

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Neue Sicht auf das deklarative Gedächtnis

Das deklarative Gedächtnis umfasst das bewusste, absichtliche Erinnern an Sachinformationen, Begriffe und frühere Erfahrungen. Gängige Theorien deuten darauf hin, dass es von zwei einander ergänzenden Gedächtnissystemen unterstützt wird: vom medialen temporalen Cortex (medial temporal lobe, MTL), der auf den schnellen Erwerb neuartiger Assoziationen spezialisiert ist, und dem Neocortex, der langsam Fakten über die Welt lernt.

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Jüngste Studien haben das außergewöhnliche Phänomen des schnellen Erwerbs neuartiger willkürlicher Assoziationen bei Erwachsenen mit schwerer anterograder Amnesie aufgrund weitgehender MTL-Läsionen offenbart. Diese Erscheinung widerspricht der gegenwärtigen Ansicht über duale deklarative Gedächtnissysteme, und weist auf einen radikal anderen Mechanismus, das Fast Mapping (FM), hin, um auf direkte Weise, ohne Hilfe des Hippocampus Semantik zu erwerben. Der Hippocampus übernimmt bei der Festigung von Wissen aus dem Kurzzeitgedächtnis im Langzeitgedächtnis sowie im das Navigieren ermöglichende Raumgedächtnis wichtige Aufgaben. Semantik nimmt Bezug auf das Wissen, das wir im Laufe unseres Lebens erwerben. Im Rahmen des von der EU finanzierten Projekts FAST MAPPING (Fast mapping: How to acquire new declarative memories independently from the hippocampus?) wurden neurale Substrate und kognitive Mechanismen untersucht, die dem FM-Lernen zugrunde liegen. FM ist ein Prozess, durch den ein neuer Begriff einzig auf Basis eines einzigen Kontakts mit einer bestimmten Information gelernt wird. Es stützt den Erwerb des Wortschatzes bei Kindern, die keinen reifen Hippocampus haben. Die Kinder leiten die Bedeutung neuer Worte durch Aufstellen von Hypothesen auf Grundlage kontextueller Hinweise oder durch die Art und Weise ab, wie die Wörter in einem Satz verwendet werden. Die Wissenschaftler erforschten zunächst die neuronale Basis des FM, indem man eine FM-Aufgabe konzipierte und Alzheimerpatienten (Alzheimer’s disease, AD) sowie gesunde ältere Patientinnen und Patienten testete. Die Resultate lassen darauf schließen, dass FM weniger empfindlich gegenüber der Atrophie des Hippocampus sowie empfindlicher gegenüber anteriorer und posteriorer neokortikaler Degeneration ist, wie sie bei Alzheimer auftritt. Fast Mapping scheint auch beim Lernen neuer Assoziationen bei Patientinnen und Patienten mit Gedächtnisstörungen wirkungsvoll zu sein. In einem zweiten Experiment untersuchte man die dem FM zugrundeliegenden kognitiven Mechanismen, indem ein neues Konzept erdacht wurde, das demonstriert, wie in Kombination mit wiederholter Exposition verwendete frühere Kenntnisse und Schlussfolgerungen Menschen dazu bringen können, neue Wörter zu lernen. Zu guter Letzt gestalteten die Wissenschaftler Rehabilitationsmittel für Patientinnen und Patienten, die keine neuen Informationen lernen können. Die Resultate von FAST MAPPING deuten darauf hin, dass Patienten mit episodischen Gedächtnisstörungen und MTL-Schäden mit Hilfe von FM neue Assoziationen erlernen können, was die akzeptierte Auffassung vom episodischen Gedächtnis in Frage stellt.

Schlüsselbegriffe

deklaratives Gedächtnis, medialer temporaler Cortex, Fast Mapping, schnelles Zuordnen, schnelle Kartierung, Hippocampus, Gedächtnisstörungen

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