Wirtschaftspolitische Führung und Anstrengungen in Bezug auf Eurozonen-Krisenmanagement und EU-Zusammenhalt
Die Krise in der Eurozone und der erforderliche Umgang mit dieser Krise haben den Plan für den entwicklungspolitischen Aufholprozess, der seit den 80er Jahren im Zentrum der EU-Integration und -Erweiterung stand, in Verzug gebracht. Das von der EU und dem Internationalen Währungsfonds beaufsichtigte, auf Sparmaßnahmen ausgerichtete Krisenmanagement erschwerte jegliche neue Entwicklungsstrategie in den betroffenen Ländern, wodurch sie im Wesentlichen in einer anhaltenden Rezession gehalten wurden. Auf diese Weise kam es zu Bewegungen, die nicht nur das belastende Krisenmanagement, sondern auch das Modell der wirtschaftlichen Integration der EU in Frage stellten. Das von der EU finanzierte Projekt RECONFIGURATIONS untersuchte die Hypothese, dass dieser Vertrauensverlust in die administrativen Funktionen, Institutionen oder Führungsstrukturen der EU teilweise durch die diskursiv-symbolische Konstruktion der Hierarchien zwischen Schuldner- und Gläubigerstaaten und deren konstituierenden Gesellschaften innerhalb der Eurozone eingegrenzt wurde. Die Projektpartner führten empirische Forschungsarbeit durch, wobei man eine Diskursanalyse von Krisennarrativen mit einer Überprüfung der Gouvernementalität reformierter EU-Governance und einer politisch-ökonomische Bewertung der Krisensituation in der Eurozone kombinierte, in der diese Narrative und Praktiken aufkamen. Schwerpunkt waren Griechenland und Spanien. Auf Grundlage der Resultate konsolidierte man ein interdisziplinäres Forschungsprogramm zur Untersuchung der Beziehungen zwischen Zentrum (Gläubiger) und Peripherie (Schuldner) innerhalb der EU. Das Team von RECONFIGURATIONS förderte eine innovative Betrachtungsweise in Forschung und Lehre der europäischen Integrationsforschung, die aufgrund der Krise stark gefragt ist. Zu diesem Zweck verknüpfte man diskursive politische Studien mit Erkenntnissen über politische Ökonomie und man entwickelte Instrumente der „kritischen EU-Kompetenz“ (critical EU literacy), die auf das Lehren in den reflexiven Gesellschaften der Gegenwart zugeschnitten sind. Man stellte fest, dass die einseitige Konzentration auf Haushaltskonsolidierung und Stabilität der gesamten Eurozone die Aussichten auf einen nachhaltigen Aufholprozess für die Länder verschlechtert hat, die der EU aus einer Position der niedrigeren Produktivität beigetreten sind. Diese Tendenzen der Ausgrenzung wurden durch den Diskurs darüber ausgelöst, auf welche Weise man EU-Krisenmanagement und institutionelle Reformen diskutiert und sich vorgestellt hat. RECONFIGURATIONS vermittelte gute Einblicke, auf welche Weise das Management der Eurozonen-Krise und der sich daraus ergebenden Reform der wirtschaftspolitischen Steuerung der EU zur Bildung des Zentrums und der Peripherie in der EU beigetragen haben.
Schlüsselbegriffe
Krise in der Eurozone, Krisenmanagement, Gläubiger, Schuldner, EU-Integration, RECONFIGURATIONS