EPA-Bericht: Europäische Unternehmen nutzen Patentinformationen nicht
Die meisten Unternehmen in Europa schätzen den potenziellen Wert von Patentinformationen nicht und vernachlässigen daher eine wichtige Quelle für Business Intelligence und Innovation. Dies geht aus einem neuen Bericht des Europäischen Patentamts (EPA) hervor. Das EPA gab die Studie zu 1.904 Unternehmen, 443 Patentanwälten und 29 Universitäten in 30 europäischen Ländern in Auftrag, um mehr über aktuelle und potenzielle Nutzer von Patentinformationen zu erfahren. Die Organisation möchte die Ergebnisse nutzen, um eine neue Generation benutzerfreundlicher Patentinformationsdienste zu entwickeln. Es wird davon ausgegangen, dass bis zu 80 Prozent des gesamten angewandten technischen Wissens, das heute existiert, in Patentdokumenten enthalten und woanders nicht zu finden ist. Das EPA beschreibt Patentinformationen in der Form von Datenbanken, CDs und DVDs als "eine einmalige Fundgrube für technische Informationen und Business Intelligence". Der Bericht besagt jedoch Folgendes: "[D]ie meisten Unternehmen, und insbesondere KMU [kleine und mittlere Unternehmen], haben keine Vorstellung davon, welchen Nutzen Patentinformationen für sie haben können." Dennoch haben fast alle Unternehmen, die an der Studie beteiligt waren, den Wunsch nach mehr Informationen zu Innovation und Märkten als sie derzeit haben, geäußert. Die Situation innerhalb Europas ist jedoch bei weitem nicht einheitlich, wie der Bericht zeigt: "Allgemein scheint der Zugang zu Patentinformationen in Nord- und Westeuropa besser zu sein als in Ost- und Südeuropa." Es gibt jedoch Ausnahmen: Unternehmen in der Tschechischen Republik, Ungarn, Slowenien und der Slowakei genießen ein relativ gutes Zugangsniveau, während der Zugang in Schweden und Liechtenstein ziemlich beschränkt ist. Das typische Profil eines Unternehmens, das optimal für die Nutzung von Patentinformationen ausgestattet ist, ist das einer großen, innovationsorientierten Organisation mit verschiedenen Abteilungen für die Behandlung von Fragen im Zusammenhang mit Patenten und geistigem Eigentum. Solche Unternehmen sind dem Bericht zufolge am häufigsten in Ländern wie Deutschland, den Niederlanden, Finnland, Frankreich, dem VK, der Schweiz, Belgien, Österreich und Dänemark zu finden. Eine Schlüsselherausforderung für Anbieter von Patentinformationen wie das EPA ist die Bereitstellung von benutzerfreundlichen Produkten. Der Studie zufolge werden viele Unternehmen, insbesondere KMU, von der Nutzung von Patentdaten abgehalten, weil sie der Meinung sind, dass diese unzugänglich, schwierig zu nutzen und teuer sind. Viele Befragte äußerten das Bedürfnis nach Unterstützung beim Zugang zu Patentinformationen, eine Rolle, die dem EPA zufolge am besten von den nationalen Patentämtern wahrgenommen werden könnte. Während die meisten der Befragten erklärten, dass das Internet ihr bevorzugtes Medium für den Zugang zu Patentinformationen sei, heißt es in dem Bericht abschließend, dass in Ländern, in denen die Innovationsinfrastruktur fortschrittlicher ist, die Unternehmen Konferenzen, Berufsorganisationen und kommerzielle Anbieter stärker nutzen. Es wird daher empfohlen, dass Informationsanbieter nicht alle ihre Anstrengungen auf das Internet ausrichten, sondern sich auf mehrere verschiedene Informationskanäle konzentrieren.