Kein Abschluss der interinstitutionellen Debatte über embryonale Stammzellenforschung in Sicht
Es ist unwahrscheinlich, dass die interinstitutionelle Debatte darüber, ob die EU embryonale Stammzellenforschung finanzieren sollte, und falls ja, unter welchen Bedingungen, bald abgeschlossen wird. Dies berichten Schlüsselpersonen, die an den Diskussionen teilnehmen. Ein Gespräch am runden Tisch zu diesem Thema fand am 11. November in Brüssel statt. Hierzu kamen politische Entscheidungsträger der EU, die im Mittelpunkt der Diskussionen stehen, sowie führende Stammzellenforscher, die die jüngsten wissenschaftlichen Perspektiven vorstellten, zusammen. Auf der Grundlage vorläufiger Diskussionen auf der Ebene der ständigen Vertreter im Rat sagte ein Sprecher der italienischen Ratspräsidentschaft: "Ehrlich gesagt, ist es nicht leicht, einen Kompromiss vorherzusehen - die Frage scheint sehr schwarz und weiß, sowohl auf der Seite der Befürworter, als auch auf der Seite der Gegner." Der Sprecher gab bekannt, dass die Mitgliedstaaten größtenteils gegen die Vorschläge der Kommission für die Finanzierung der Stammzellenforschung durch die EU seien, jedoch nicht alle aus denselben Gründen. Während einige Vertretungen der Auffassung seien, dass Forschung, in deren Rahmen menschliche Embryos verwendet werden, unter keinen Umständen EU-Finanzierungsmittel erhalten sollte, seien andere der Meinung, dass die von der Kommission festgelegten Bedingungen zu restriktiv seien. Aufgrund der Bedeutung dieses Themas werde die italienische Ratspräsidentschaft jedoch alles unternehmen, um schnellstmöglich einen allgemein annehmbaren Kompromiss zu finden, sagte der Sprecher abschließend. Octavi Quintana Trias, Direktor der Direktion Gesundheit der GD Forschung, ist der Meinung, dass der Vorschlag der Kommission ausgewogen sei. Quintana Trias zufolge zeigt die Tatsache, dass einige den Vorschlag für zu liberal und andere ihn für zu restriktiv halten, dass er sich tatsächlich in der Mitte bewege. Diejenigen, die der Meinung sind, der Vorschlag müsse restriktiver sein, machte Quintana Trias darauf aufmerksam, dass er die strengsten ethischen Leitlinien jeglicher derzeit geltender Gesetzgebung enthalte. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass die Kommission einige der vom Ausschuss für Industrie, Außenhandel, Forschung und Energie des Parlaments (ITRE) vorgeschlagenen Änderungsanträge für zu liberal halte. Der Ausrichter der Veranstaltung, der deutsche Christdemokrat und MdEP Peter Liese, sagte, er habe zu viele an der Debatte beteiligte Personen getroffen, die der Meinung seien, alle Fakten über die Stammzellenforschung zu kennen. Die MdEP hätten die Pflicht, weiterhin aufgeschlossen zu sein und sich alle verfügbaren Fakten anzuhören. In diesem Sinne forderte er einige der führenden europäischen Stammzellenforscher auf, ihre jüngste Forschung vorzustellen. Dr. Thorsten Trapp von der Universität Düsseldorf erläuterte die Ergebnisse seiner jüngsten Untersuchungen zur Effektivität der Verwendung embryonaler Stammzellen hinsichtlich der Behandlung von durch Schlaganfälle verursachten Hirnschäden. Beim Einsatz von Stammzellen aus Mäuseembryos in hirngeschädigten Ratten fand das Team von Dr. Trapp heraus, dass die Stammzellen in der Lage waren, in den betroffenen Bereich zu wandern und einen Großteil des Schadens zu reparieren. Bei der Verwendung embryonaler Mäusestammzellen in Mäusen mit dem gleichen Leiden erwartete das Team noch positivere Ergebnisse, fand jedoch heraus, dass die Stammzellen, anstatt das beschädigte Hirngewebe zu reparieren, schnell zu Hirntumoren führten. Dieses Risiko der Tumorigenese muss Dr. Trapp zufolge angegangen werden, da es besorgniserregende Auswirkungen auf die Verwendung humaner embryonaler Stammzellen in menschlichen Patienten habe. Schließlich argumentierte Dr. Marie Louise Labat vom französischen Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS), dass derzeit adulte Stammzellen die einzigen wirklichen Kandidaten für eine Transplantation in andere Patienten seien, da diese die einzigen Typen von Stammzellen seien, die unsere Körper kontrollieren könnten.