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Inhalt archiviert am 2023-01-20

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Mediziner rufen Parlament auf, die Richtlinie über klinische Versuche aufzuheben

Rund 1.500 Forscher aus ganz Europa haben das Europäische Parlament und die Kommission aufgerufen, die Richtlinie über klinische Versuche aufzuheben, da dies "das Ende jeglicher nicht-kommerzieller klinischer Forschung bedeuten wird". Die Richtlinie, die 2001 verabschiedet wu...

Rund 1.500 Forscher aus ganz Europa haben das Europäische Parlament und die Kommission aufgerufen, die Richtlinie über klinische Versuche aufzuheben, da dies "das Ende jeglicher nicht-kommerzieller klinischer Forschung bedeuten wird". Die Richtlinie, die 2001 verabschiedet wurde und im Mai in Kraft treten soll, verlangt vom Auftraggeber eines klinischen Versuchs, die gesamte finanzielle und gesetzliche Haftung für jeden Gesichtspunkt der Untersuchung zu übernehmen. Aus Sicht der Unterzeichner des Aufrufs würde dies bedeuten, dass ein Geldgeber aus Forschung und Lehre und nicht die öffentliche Gesundheitseinrichtung für alle Arzneimittel aufkommen müsste, die ein Patient erhält, und dies selbst dann, wenn nur ein Teil der Behandlung im Rahmen eines Experiments stattfand. In einem Brief an alle MdEP und die EU-Kommissare schreiben die Forscher: "Die Direktive bürdet der auf den Patienten fokussierten Forschung so hohe Verwaltungskosten auf, dass dies das Ende jeglicher nicht-kommerzieller klinischer Forschung bedeuten wird. Einzig klinische Studien, die von pharmazeutischen Unternehmen getragen werden, sind dann noch durchführbar." Professor John Crown von der irischen "Clinical Oncology Research Group", ein Mitbegründer der Kampagne, erwartet, dass die Krebsforschung besonders darunter leiden wird. Er bezweifelt, ob die akademischen Versuche, die z.B. Durchbrüche bei Kinder-Leukämie und Brustkrebs ermöglichten, auch dann stattgefunden hätten, wenn die neuen Bestimmungen schon in Kraft gewesen wären. EU-Forschungskommissar Philippe Busquin hat eingeräumt, dass die neuen Vorschriften für Forscher des öffentlichen Sektors problematisch sein könnten, betont aber, dass sie notwendig seien. Er schlug daher vor, dass akademische und Forschungseinrichtungen eine europäische Plattform einrichten sollten, um gemeinsame Versuche nicht-kommerziellen Charakters besser finanzieren zu können. Busquin merkte ferner an, dass ein geeignetes Forschungsklima notwendig sei, damit mehr Unternehmen medizinische Forschung in Europa betreiben, und verwies auf den Besorgnis erregenden Rückgang der Forschungsinvestitionen von Pharmaunternehmen in Europa während der neunziger Jahre. Die Organisatoren der Kampagne glauben jedoch, dass die Richtlinie das Gegenteil bewirken wird. "Die Direktive ist die Lösung für ein Problem, das es vorher gar nicht gab", heißt es in ihrem Brief. "Die EU hat mit der Direktive einen Fehler begangen, und öffentlicher Druck wird seine Korrektur erzwingen. Die Frage ist nur, ob die Korrektur erfolgt, bevor der Fehler Leben gekostet hat oder erst danach."

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