Royal Society: Aufruf zur Gründung eines Europäischen Forschungsrats könnte verfrüht sein
Die britische Royal Society hat ein Arbeitspapier veröffentlicht, in dem dazu aufgefordert wird, eine genaue Analyse über die Finanzierung von Wissenschaft in den Mitgliedstaaten durchzuführen, bevor eine Entscheidung über die Gründung eines Europäischen Forschungsrats gefällt wird. Die wissenschaftliche Akademie akzeptiert zwar, dass die Grundlagenforschung von finanzieller Unterstützung auf EU-Ebene profitieren könnte, äußert jedoch Bedenken, dass es für einige Länder kontraproduktiv wäre, solche Mittel durch die Umverteilung von Ressourcen aus nationalen Forschungsprogrammen zu beschaffen. Das Arbeitspapier, das am 15. Januar veröffentlicht wurde, folgt einem Bericht der Expertengruppe zum Europäischen Forschungsrat, in dem die europäischen Forschungsminister dringend aufgefordert werden, ein solches Gremium einzurichten. Die Royal Society möchte, dass dieser Vorschlag von der breiteren wissenschaftlichen Gemeinschaft genau überprüft wird, "wenn es deutlich wird, dass ein Europäischer Forschungsrat irgendeiner Art erforderlich ist". Die Royal Society erachtet die Kluft zwischen der EU und den USA bezüglich des Grads privat finanzierter Forschung als ein dringlicheres Problem als die Frage einer zentralisierten öffentlichen Finanzierung der Grundlagenforschung. "Die Bedeutung der Grundlagenforschung soll keineswegs heruntergespielt werden, doch die Konzentration auf die Gründung [eines Europäischen Forschungsrats] sollte nicht von den Bemühungen ablenken, die erforderlich sind, um direkter verbesserte Innovationskapazitäten in der europäischen Wirtschaft zu fördern", heißt es in dem Bericht. Schließlich wird in dem Papier argumentiert, dass die Erarbeitung einer Forschungspolitik auf EU-Ebene durch den Mangel an konsistenten Informationen über die Verteilung der Forschungsmittel in den Mitgliedstaaten erschwert wird. Angesichts des Fehlens der Daten, schließt das Papier mit der Warnung, dass "eine zentrale Politik im besten Fall schwierig zu entwickeln ist und im schlechtesten Fall die getroffenen Entscheidungen kontraproduktiv sein können".
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Vereinigtes Königreich