Kommission initiiert politische Debatte über größere Unterstützung für die Grundlagenforschung
EU-Forschungskommissar Philippe Busquin stellte am 15. Januar eine Mitteilung der Kommission mit dem Titel "Europa und die Grundlagenforschung" vor und machte damit die Debatte über die europäische Unterstützung für die Grundlagenforschung zum politischen Thema. Das Dokument werde den Hintergrund für Diskussionen innerhalb der europäischen Institutionen über neue Formen der Unterstützung der EU für die Grundlagenforschung bilden, wozu auch die Gründung eines europäischen Forschungsrats gehöre, so der Kommissar. "Unsere Ambition, eine wissensbasierte Gesellschaft und einen Europäischen Forschungsraum [EFR] aufzubauen, erfordert eine starke wissenschaftliche Grundlage und hoch qualifizierte Fachkräfte. Die Grundlagenforschung ist die Antwort auf beide Erfordernisse", meinte Busquin. Wenn man den derzeitigen Stand der Grundlagenforschung in Europa und den USA analysiert, so lassen sich laut der Mitteilung die Anstrengungen beider Partner durchaus vergleichen. Bezüglich der Häufigkeit, mit der Artikel in Fachzeitschriften zitiert werden - was als gutes Kriterium für die Qualität der Forschung betrachtet wird - liegt Europa jedoch erheblich hinter den USA zurück. Der Kommissar argumentiert, dass dies das Ergebnis eines fehlenden Wettbewerbs innerhalb Europas sei, wo die meiste Grundlagenforschung auf nationaler Ebene durchgeführt wird. "Daher müssen die besten Teams miteinander auf europäischer Ebene in Wettbewerb treten", betonte er. Es wurde erkannt, dass die Situation eine europäische Lösung erfordert. In der Mitteilung wird daher vorgeschlagen, eine europäische Regelung für die Unterstützung für einzelne Forschungsprojekte nach dem Vorbild der Einzelzuwendungen (individual grants) der amerikanischen National Science Foundation einzuführen. Ein solcher Schritt scheint laut der Kommission "auch im Hinblick auf den Europäischen Forschungsraum eine natürliche Lösung zu sein". Die Unterstützungsstruktur für die Grundlagenforschung würde sich laut Busquin notwendigerweise von der der jetzigen Rahmenprogramme, die sich auf Konsortien stützt, unterscheiden. Die Arbeitsprogramme und vorrangigen wissenschaftlichen Bereiche wären zum Beispiel viel offener als im Fall der anwendungsorientierten Forschung. In dieser Phase sieht die Kommission jedoch keinen Grund, warum sich die neue Regelung ausschließlich auf die Grundlagenforschung beschränken sollte. "Auch in der angewandten Forschung ließe sich die Unterstützung von Projekten einzelner Teams ins Auge fassen", heißt es in der Mitteilung. Die Kommission räumt auch ein, dass im neuen Programm im Forschungshaushalt der Union in erheblichem Umfang neue Mittel bereitgestellt werden müssten, um eine Wirkung zu erzielen. Auf die Frage, ob er ein Budget von zwei Milliarden Euro im Jahr, wie es im kürzlich veröffentlichten Bericht der Expertengruppe zum Europäischen Forschungsrat empfohlen wird, unterstütze, entgegnete Busquin, die wichtigste Priorität sei, eine effektive Struktur aufzubauen, ohne dabei zu viel unnötige Bürokratie zu schaffen. Ein anfängliches Jahresbudget von etwa 500 Millionen Euro wäre realistischer. Nachdem nun die politische Debatte über die europäische Unterstützung für die Grundlagenforschung offiziell eingeleitet wurde, wurde auch ein Zeitplan zur Erzielung konkreter Vorschläge festgelegt. Nach dem Abschluss der Debatte innerhalb der Institutionen und der breiteren wissenschaftlichen Gemeinschaft im ersten Quartal 2004 wird die Kommission im zweiten Quartal eine weitere Mitteilung vorlegen, die zum Ziel hat, die Schlussfolgerungen in Strukturen und Regelungen umzusetzen. Der Prozess zur Erzielung einer politischen Einigung über diese Vorschläge wird in der zweiten Hälfte 2004 unter der niederländischen Ratspräsidentschaft beginnen. Die Vorschläge sollen rechtzeitig für das Siebte Rahmenprogramm umgesetzt werden.