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Neue Herausforderungen erfordern neue Hilfsmittel, so Busquin anlässlich eines Seminars zur Landwirtschafts- und Lebensmittelforschung

EU-Forschungskommissar Philippe Busquin unterstrich anlässlich eines von der Europäischen Kommission veranstalteten Seminars am 2. Februar den Bedarf an innovativen Ansätzen zur Bewältigung der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in der Landwirtschaftspolitik und landw...

EU-Forschungskommissar Philippe Busquin unterstrich anlässlich eines von der Europäischen Kommission veranstalteten Seminars am 2. Februar den Bedarf an innovativen Ansätzen zur Bewältigung der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in der Landwirtschaftspolitik und landwirtschaftlichen Forschung. Das Seminar fand am Wageningen University and Research Centre statt. Teilnehmer waren offizielle Vertreter der Kommission und führende Experten, die die zentralen Herausforderungen im Bereich der Landwirtschaftspolitik und landwirtschaftlichen Forschung diskutierten, unter anderem die EU-Erweiterung, den globalen Wettbewerb, das Misstrauen der Verbraucher, die gesellschaftliche Akzeptanz und die Bekämpfung von Tierseuchen. Kommissar Busquin teilte mit, dass die Europäische Kommission als Ergänzung zu den neuen Instrumenten unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) die Möglichkeit untersuche, neue Technologieplattformen einzurichten mit dem Ziel, einen Europäischen Forschungsraum für Landwirtschafts- und Lebensmittelforschung ins Leben zu rufen. Derzeit gibt es rund 7 Millionen Landwirte in der EU, mit der Erweiterung wird diese Zahl auf fast 17 Millionen steigen. Professor Patrick Cunningham vom Trinity College Dublin erläuterte hierzu: "Die durchschnittliche Produktivität [der Beitrittsländer] liegt bei schätzungsweise 11 Prozent der Produktivität Westeuropas. Dies bedeutet, dass sich die landwirtschaftlichen Strukturen in Osteuropa in den kommenden Jahrzehnten radikal verändern müssen." Professor Cunningham wies mit Nachdruck darauf hin, dass es sich um eine zentrale makroökonomische Herausforderung handele, die von der EU bislang erheblich unterschätzt worden sei. Er erklärte weiter, dass die Globalisierung dieses Problem noch verschärfen werde. Aktuelle Studien haben gezeigt, dass Grundnahrungsmittel wie Fleisch, Getreide und Milch von den preiswertesten Herstellern aus anderen Industrienationen im Vergleich zu Europa zum halben Preis angeboten werden können. Aufgrund der Kombination dieser makroökonomischen Faktoren sei es erforderlich, dass "die landwirtschaftliche Forschung auf ein verbessertes Verständnis der unauflösbaren Verbindungen zwischen Bodenbewirtschaftung, Nahrungsmittelproduktion und menschlicher Gesundheit abzielt", so Dr. Manfred Lückemeyer, Vertreter der Europäischen Initiative für landwirtschaftliche Forschung (EURAGRI). Hiermit verbunden sei der Übergang von "der Produktionsorientierung zur Verbraucherorientierung sowie die Bedeutung, die der Lebensmittelqualität und Lebensmittelsicherheit heute beigemessen wird", so Dr. Lückemeyer weiter. Dies gelte insbesondere angesichts der Unzulänglichkeiten des Lebensmittelsystems, die unaufhörlich aufgedeckt werden und das Verbrauchervertrauen beschädigt haben. Angesichts derartiger Herausforderungen muss die EU mit neuen Lebensmitteltechnologien extrem vorsichtig umgehen. Auch wenn die EU nicht im Zentrum der jüngsten Revolution im Bereich der gentechnisch veränderten Lebensmittel (GV-Lebensmittel) stand, sind sich alle wichtigen Interessengruppen der Tatsache bewusst, dass Europa nun Boden gutmachen muss, wenn man die bemerkenswerten Chancen einer erhöhten Effizienz in der Lebensmittelproduktion nicht auslassen möchte. "Ein Gleichgewicht zu finden zwischen berechtigter Vorsicht und den Vorteilen, die die Wissenschaft mit sich bringen kann, ist eine der Herausforderungen, die sich nicht nur für Wissenschaftler und Nahrungsmittelhersteller, sondern für die Gesellschaft insgesamt stellen", erläuterte Professor Cunningham. Das RP6 habe die Diskussion vorangebracht und zur Gründung europäischer Forschungsgruppen beigetragen, so Dr. Lückemeyer. Er fügte jedoch hinzu: "Um ein wirksames und effizientes System für landwirtschaftliche Forschung in Europa aufzubauen, müssen noch weitere Anforderungen erfüllt werden. Die meisten Systeme für Lebensmittel- und Landwirtschaftsforschung in den Mitgliedstaaten sind immer noch national ausgerichtet, während viele der vor uns liegenden Probleme über nationale Grenzen hinausgehen." "In Bereichen, die von einem gemeinsamen Vorgehen profitieren würden, muss die Zusammenarbeit verbessert werden. Dies gilt unter anderem für die nachhaltige landwirtschaftliche und ländliche Entwicklung, den biologischen Landbau und die artgerechte Tierhaltung. Eine Zusammenarbeit ist auch in Sachen kritische Masse, Kostenwirksamkeit, Kosteneffizienz und Umfang erforderlich, um die Datenbestände zu erweitern und die Qualität der Forschung zu verbessern", schlussfolgerte Dr. Lückemeyer. Kommissar Busquin schloss sich der Bewertung von Dr. Lückemeyer an und erklärte, dass die Bedenken der Verbraucher "die Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion vor neue Herausforderungen gestellt haben, was wiederum neue Herauforderungen für die Forschung mit sich gebracht hat." "Die neuen Instrumente des Sechsten Rahmenprogramms - Exzellenznetze und Integrierte Projekte - machen den Weg frei für große Konsortien und umfassendere Projekte. Auf diese Weise sollte es möglich sein, Biologie, Chemie, Sozioökonomie und andere Disziplinen derart zu integrieren, dass wir geeignete und vollständige Antworten auf die bevorstehenden Herausforderungen erhalten", erläuterte er. Die Kommission erarbeitet derzeit ein neues Arbeitsprogramm für 2005 bis 2006 und wird sich hierbei auf die zentralen Aktivitäten konzentrieren, die in der ersten Hälfte des RP6 nicht abdeckt wurden. Hr. Busquin merkte darüber hinaus an, dass zur Steigerung der europäischen Kooperation im Bereich der neuen Herausforderungen im Landwirtschafts- und Lebensmittelsektor die von ihm in seiner Präsentation zuvor bereits erwähnten Technologieplattformen schon sehr bald eingerichtet werden könnten.