CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Evaluation of the efficacy and of the antiviral activity of T-705 (favipiravir) during Ebola virus infection in non-human primates humans

Article Category

Article available in the following languages:

Altes Medikament mit neuer Einsatzmöglichkeit: Der Fall Ebola

Gegen den Ebola-Virus (EBOV) gab es bislang kein wirksames Arzneimittel. Das hat sich nun geändert. Eine von der EU finanzierte Studie untersuchte die Wirksamkeit eines bestehenden Virostatikums als Erstlinientherapie für Patienten, die an Ebolafieber (Ebola Virus Disease – EVD) erkrankt sind.

Gesundheit icon Gesundheit

2014 kam es zum bisher größten EBOV-Ausbruch in der Geschichte, in dessen Verlauf mehr Fälle auftraten als bei mehreren früheren Ausbrüchen zusammen. Vor diesem Hintergrund trat der Bedarf an intensiven Forschungsbemühungen zur Entwicklung und Prüfung von Eindämmungs- und Kontrollstrategien besonders deutlich zutage. Im Rahmen des EU-finanzierten Projekts REACTION kamen internationale Experten auf diesem Gebiet zusammen, um den Einsatz des Virostatikums Favipiravir zur Behandlung von EVD zu untersuchen. Dahinter stand der Gedanke, angesichts der damals währenden Krise eine Sofortmaßnahme zu entwickeln und eine weitere Ausbreitung der Epidemie zu verhindern. Favipiravir besitzt eine nachgewiesene Aktivität in vivo und in vitro gegen mehrere RNA-Viren, darunter auch EBOV. Sein Wirkmechanismus beruht auf der Hemmung der viralen Genreplikation in infizierten Zellen, um die Virusausbreitung zu verhindern. Dies deutet darauf hin, dass eine Verabreichung gegen pandemische Influenza und möglicherweise auch EVD denkbar wäre. Projektkoordinator Professor Herve Raoul erklärt dazu weiter: „Favipiravir wurde in Japan bereits mit gutem Sicherheitsprofil zur Influenzabehandlung zugelassen und ist in großen Mengen verfügbar und somit eine aussichtsreiche Option zur Verabreichung bei Patienten.“ Wirksamkeit von Favipiravir gegen EBOV Das REACTION-Konsortium untersuchte die Wirksamkeit von Favipiravir auf die EBOV-Mortalität sowie die Durchführbarkeit und Akzeptanz einer Notfallstudie im Zusammenhang mit einem großen Ebola-Ausbruch. Die klinische Studie im Rahmen des REACTION-Projekts war mit 126 teilnehmenden Patienten zwischen November 2014 und April 2015 die größte klinische Studie, die während der Epidemie durchgeführt wurde. Favipiravir zeigte ein gutes Verträglichkeitsprofil, konnte jedoch – möglicherweise aufgrund suboptimaler Dosierungen – keine überzeugende antivirale Wirksamkeit beweisen. Parallel zur klinischen Studie entwickelte REACTION neue Protokolle zur Bestimmung des wirksamsten Dosierungsschema für die Arzneimittelverabreichung. Die Protokolle, bei denen die Arzneimittelverabreichung intravenös erfolgt und vor der Infektion initiiert wird, wurden an einem nicht-humanen Primatenmodell für EVD getestet. Bewertet wurde der Einfluss auf die Viruslast, Immunreaktionen, Virusevolution und das Überleben. „Es ist von zentraler Bedeutung, die viralen und zellulären Reaktionen auf die Behandlung auf biologischer und molekularer Ebene zu verstehen“, so Professor Raoul weiter. Bei Experimenten am nicht-humanen Primatenmodell für EVD konnten wir die Anti-EBOV-Wirkung von Favipiravir nachweisen und tiefgreifendere Erkenntnisse über die Pharmakokinetik bei hohen Dosen gewinnen. In bestimmten Konzentrationen führte das Arzneimittel zu einer erheblichen Verringerung der Virusreplikation und einer verbesserten Überlebensrate. Wichtig ist zudem, dass diese Experimente zum einen wesentliche Erkenntnisse hervorgebracht haben, auf deren Grundlage sich ein optimiertes Behandlungsprotokoll für künftige EBD-Ausbrüche erstellen lässt, und zum anderen den Mehrwert von NHP-Modellen verdeutlichen. Es werden weitere Studien an gesunden Probanden erforderlich sein, um die Verträglichkeit dieser optimierten Dosierungen zu testen und Anhaltspunkte für ihre Anwendung zu erhalten. Gesellschaftliche Mobilisierung während des EBOV-Ausbruchs Während des REACTION-Projekts zeigte sich, dass für die klinische Forschung in Krisensituationen eine Strategie zur gesellschaftlichen Mobilisierung notwendig ist. Die Forscherteams konnten bei der Zusammenarbeit mit kommunalen Gebietskörperschaften zur Durchführung einer klinischen Studie während des Ausbruchs umfassende Erfahrungen sammeln. Insgesamt beobachteten die Forscher in der lokalen Bevölkerung eine hohe Akzeptanz im Hinblick auf experimentelle Behandlungen und die Durchführung von klinischen Studien. Sie stellten jedoch auch fest, dass den Helfern für ihren Beitrag zur Patientenversorgung keine Anerkennung zukommt und sie darüber hinaus sogar aus Angst vor einer Ansteckung häufig vom Rest der Gemeinde ausgeschlossen werden. Maßnahmen zur Bevölkerungsaufklärung über die Arbeit der Helfer und die EBOV-Infektion sind entscheidend, um Fehlvorstellungen und Panik bei Ausbrüchen zu vermeiden. Professor Raoul strebt die „Gabe von Favipiravir in Verbindung mit weiteren Modalitäten für bessere klinische Ergebnisse“ an. Grundsätzlich unterstreichen die ermutigenden Ergebnisse der REACTION-Initiative sehr eindrucksvoll das Potenzial der Zusammenarbeit und stärken in betroffenen Regionen das Vertrauen, dass eine wirksame Behandlung gegen Ebola möglich ist.

Schlüsselbegriffe

REACTION, Favipiravir, Ebola-Virus (EBOV), Ausbruch, Virostatikum

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich