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Inhalt archiviert am 2023-01-20

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Großbritannien genehmigt therapeutisches Klonen

Drei Jahre nach der rechtlichen Zulassung des therapeutischen Klonens in Großbritannien hat die britische Human Fertilisation and Embryology Authority (HFEA) nun die erste Lizenz erteilt, die Wissenschaftler berechtigt, menschliche Embryos zu klonen, um Stammzellen zu entnehme...

Drei Jahre nach der rechtlichen Zulassung des therapeutischen Klonens in Großbritannien hat die britische Human Fertilisation and Embryology Authority (HFEA) nun die erste Lizenz erteilt, die Wissenschaftler berechtigt, menschliche Embryos zu klonen, um Stammzellen zu entnehmen. Die Lizenz wurde am 11. August an Wissenschaftler des Centre for Life der Universität Newcastle erteilt. Diese hoffen, insulinproduzierende Zellen erzeugen zu können, die Diabetespatienten transplantiert werden können. Allgemeine Zielsetzung wird die Anwendung des aus der Entwicklung des Embryos abgeleiteten Wissens auf die Entwicklung von Behandlungsmethoden für degenerative Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und Diabetes sein. Die Wissenschaftler aus Newcastle werden mit überschüssigen Eizellen arbeiten, die von Paaren gespendet werden, die sich einer In-vitro-Befruchtung unterzogen haben. Die Embryos werden vernichtet, bevor sie 14 Tage alt sind, und dürfen die Größe eines Stecknadelkopfes nicht überschreiten. Suzi Leather, Leiterin der HFEA, gab die Entscheidung in einer Erklärung bekannt: "Nach sorgfältiger Abwägung aller wissenschaftlichen, ethischen, rechtlichen und medizinischen Aspekte des Projekts hat sich der Lizenzierungsausschuss der HFEA für die Erteilung einer einjährigen Forschungslizenz an das Centre of Life in Newcastle entschieden." "Es handelt sich um einen wichtigen Forschungsbereich und einen verantwortungsvollen Umgang mit der Technologie. Die HFEA stellt sicher, dass jedwede Forschung an menschlichen Embryos streng kontrolliert und ordnungsgemäß reglementiert wird", fügte sie hinzu. Dr. Colin McGuckin, Dozent für Stammzellenbiologie an der Universität Kingston, erklärte: "Die Aussicht, durch das Klonen menschlicher Zellen neue Erkenntnisse über genetische Erkrankungen, insbesondere seltene Krankheiten, zu gewinnen, ist aufregend. Der Schritt hin zum therapeutischen Klonen als Forschungsinstrument für die Entwicklung von Behandlungsformen für genetische Erkrankungen ist sehr wichtig. Allerdings sollte nicht davon ausgegangen werden, dass dies eine Antwort auf alle genetischen Krankheiten ist, insbesondere nicht in Bezug auf degenerative Erkrankungen, da die Komplexität derartiger Störungen in der nahen Zukunft wahrscheinlich nicht durch eine Gentherapie aufgelöst werden kann." Die am Projekt beteiligten Wissenschaftler warnten ihrerseits davor, dass es mindestens fünf Jahre dauern werde, bis Patienten eine Stammzellenbehandlung auf der Grundlage der Projektergebnisse zur Verfügung stehe. Es ist davon auszugehen, dass die Bekanntgabe der Lizenzerteilung die kontinuierlichen Diskussionen über die ethischen Aspekte einer künstlichen Reproduktion menschlichen Genmaterials zu wissenschaftlichen und medizinischen Zwecken anheizen wird. Die britische Anti-Abtreibungspartei Pro Life Party hat bereits angekündigt, gegen die Entscheidung der HFEA zu klagen. Dr. David King, Molekularbiologe und Leiter von Human Genetic Alert, erklärte: "Mit dieser Forschungsarbeit werden öffentliche Gelder verschwendet und erstmals die ethischen Grenzen überschritten." In Italien reagierte man unter anderem mit Bestürzung und Ablehnung auf die Entscheidung. "Diese Entscheidung ist in keiner Weise zu rechtfertigen", erklärte Francesco D'Agostino, Leiter des italienischen nationalen Ausschusses für Bioethik. Der Leiter des italienischen Ärzteverbandes Giuseppe Del Barone fügte hinzu: "Ich befürworte den Einsatz von Stammzellen in der medizinischen Forschung, aber ich wende mich entschieden gegen die gesamte Idee des Klonens." In Großbritannien hingegen scheint die Öffentlichkeit eine derartige Forschung mehrheitlich zu begrüßen, sofern strenge gesetzliche Vorschriften zur Anwendung kommen. Ein Sprecher der British Medical Association erklärte gegenüber der BBC: "Wir setzen uns für eine strenge gesetzliche Reglementierung ein, damit das therapeutische Klonen zur Entnahme embryonischer Stammzellen für die Entwicklung lebensrettender Behandlungsformen, das von der breiten Öffentlichkeit befürwortet wird, voranschreiten kann, während das reproduktive Klonen menschlicher Zellen, das die Öffentlichkeit ablehnt, verboten bleibt." Der Parlamentsabgeordnete Ian Gibson, Vorsitzender des Auswahlausschusses für Wissenschaft und Technologie des britischen Unterhauses, begrüßte die Tatsache, dass derartige Forschung in Großbritannien nun zulässig ist. Er räumte jedoch ein, dass die zu erwartenden medizinischen Fortschritte zwar Patienten mit Alzheimer, Parkinson und zahlreichen anderen Erkrankungen helfen können, einige die Ankündigung jedoch als "das Öffnen der Büchse der Pandora" sehen werden. Er versprach daher, dass sein Ausschuss den gesamten Prozess einer eingehenden Prüfung unterziehen werde. Im Oktober werden sich die Vereinten Nationen mit einem Antrag auf Verhängung eines internationalen Klonverbots befassen, das sich sowohl auf reproduktives als auch auf therapeutisches Klonen erstrecken soll. Mit der neu erteilten Lizenz greift Großbritannien den Diskussionen der Vereinten Nationen zum therapeutischen Klonen vor. Großbritannien und andere Länder einschließlich Belgien, Schweden und Japan fordern ein Abkommen, in dem das reproduktive Klonen menschlicher Zellen verboten wird, den einzelnen Ländern jedoch die Entscheidung dahingehend überlassen wird, ob sie das therapeutische Klonen zulassen möchten oder nicht.

Länder

Belgien, Italien, Schweden, Vereinigtes Königreich

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