Deutschland drängt auf EU-weites Verbot für das Klonen von Embryos
Als Reaktion auf die Entscheidung des Vereinigten Königreichs, das Klonen menschlicher Embryos für die medizinische Forschung zu legalisieren, forderten deutsche Ärzte und Politiker ein EU-weites Verbot des Verfahrens. Obgleich das Klonen in Deutschland bereits illegal ist, fordern die Ärztekammern von der deutschen Regierung, eine feste Position in dieser Frage einzunehmen und für ein internationales Verbot einzutreten. "Wir können nicht zulassen, dass Embryonen wie Rohstoffe gesammelt werden", erklärte der Präsident der Bundesärztekammer Jörg-Dietrich Hoppe bei einer Pressekonferenz und forderte, sämtliche Formen des Klonens von Embryos für illegal zu erklären. "Die Unteilbarkeit der Menschenrechte wird unter dem Deckmantel der Forschungsfreiheit untergraben", fügte Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Marburger Bunds, des größten Ärzteverbands in Deutschland, hinzu. Dr. Montgomery forderte zudem ein europäisches Gesetz zum Schutz von Embryos. Bei den Politikern fielen die Reaktionen ähnlich aus. Wolfgang Wodarg von der regierenden Sozialdemokratischen Partei Deutschlands SPD, Vorsitzender des Ausschusses für Bioethik im deutschen Parlament, nannte die Entscheidung des Vereinigten Königreichs eine "Katastrophe". Die Grünen, Koalitionspartner der SPD, stimmten der Notwendigkeit eines totalen menschlichen Klon-Verbots zu. "Es ist nun Aufgabe der deutschen Politiker, darauf hinzuarbeiten, diejenigen Nationen, die sich gegen das Klonen ausgesprochen haben, zusammenzuhalten", erklärte Sprecherin Christa Nickels, Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Menschenrechte, in einem Interview mit dem öffentlichen Radiosender Deutschlandfunk. Die Opposition, d.h. die Christlich Demokratische Union (CDU) sowie ihre bayrische Schwesterpartei, die Christlich Soziale Union (CSU), kritisierten den Schritt des Vereinigten Königreichs als "inakzeptabel". "Es handelt sich um eine extrem alarmierende und desaströse Entwicklung für Europa", erklärte Maria Böhmer, stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion. Die einzige deutsche politische Partei, die die Entscheidung des Vereinigten Königreichs unterstützt, ist die neoliberale Freie Demokratische Partei (FDP), die die Zulassung des therapeutischen Klonens als einen "logischen Schritt" bezeichnete. "Es wäre unverantwortlich, eine Art "Patiententourismus" zu fördern. Zu diesem würde es jedoch kommen, wenn ein Land Therapien entwickelte, die in anderen nicht zur Verfügung stehen. So bliebe Deutschland in seinem eigenen Elfenbeinturm sitzen", erklärte Ulrike Flach, FDP-Mitglied und Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Forschung, gegenüber dem Nachrichtendienst der Deutschen Welle. "Deutsche Politiker werden letztendlich damit beginnen müssen, sich mit Fragen der therapeutischen Genetik zu beschäftigen", fügte sie hinzu.
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