Britische Statistiken belegen Zunahme von Tierversuchen
Aus neuen, vom britischen Innenministerium veröffentlichten Statistiken geht hervor, dass die Gesamtzahl der an Tieren durchgeführten wissenschaftlichen Verfahren im Vereinigten Königreich in 2003 knapp über 2,79 Millionen lag, was einem Anstieg von 2,2 Prozent im Vergleich zu 2002 entspricht. Laut Angaben der britischen Regierung liegt der leichte Anstieg "innerhalb der üblichen jährlichen Variabilität". Sie betonte, dass sie sich weiterhin verpflichtet fühle, die Zahl der eingesetzten Tiere zu senken, Tiere zu ersetzen, wo immer dies möglich sei, und die wissenschaftlichen Verfahren, bei denen Tiere eingesetzt werden, zu verbessern. Einige Tierschützergruppen gaben jedoch ihrer Sorge über diese Zahlen Ausdruck und stellten das Engagement für eine Reduzierung von Tierversuchen vonseiten der Politiker und Wissenschaftler in Frage. "Es besteht weiterhin ein deutlicher Bedarf am Einsatz von Tieren in der wissenschaftlichen Grundlagenforschung, in der keine Alternativen zur Verfügung stehen", erklärte Innenministerin Caroline Flint bei der Bekanntgabe der Statistiken. "Diese Art der Forschung rettet jedes Jahr unzählige Leben und die Regierung steht voll und ganz hinter den Bemühungen der Wissenschaftler, den medizinischen Fortschritt und die Verbesserung der öffentlichen Gesundheit sicherzustellen." Dan Lyons, Kampagnenleiter von Uncaged, einer britischen Anti-Vivisektionsorganisation, argumentierte jedoch: "In der Realität sieht es so aus, dass praktisch alles geht, und Tierforscher ihre eigenen Gesetze machen." Lyons beschrieb die durchgeführten Inspektionen als "vollkommen unzureichend" und voreingenommen zugunsten der Tierforschung. "Es gibt nur etwa 20 Inspektoren, die im Laufe eines Jahres eine sorgfältige, professionelle Kosten-Nutzen-Analyse von über dreitausend Forschungsprojekten durchführen sollen [...]. Diese Inspektoren können beim besten Willen nicht angemessen für die Einhaltung der Gesetze sorgen. Wenn man jedoch bedenkt, dass über 80 Prozent der Inspektoren früher selbst Vivisektionen durchgeführt haben, stehen die Chancen für eine neutrale Regulierung schlecht", fügte Lyons hinzu. Die Tierschützer sind außerdem über Zahlen entsetzt, die eine 20-prozentige Zunahme der Anzahl durchgeführter Experimente an nicht menschlichen Primaten, unseren nächsten tierischen Verwandten, zeigen. Im Jahr 2003 wurden in 4799 Verfahren Primaten eingesetzt, d.h. 822 mehr als 2002, obgleich die Regierung darauf hinwies, dass die tatsächliche Zahl der einzelnen Primaten, die im Jahr 2003 eingesetzt wurden, unter der Zahl des Vorjahres lag. Eine deutliche Tendenz, die sich aus den Statistiken ablesen lässt, ist der kontinuierliche Anstieg der Zahl der für wissenschaftliche Experimente eingesetzten gentechnisch veränderten Tiere. Gentechnisch veränderte Tiere (zu 98 Prozent Nagetiere) wurden in 764.000 Versuchen eingesetzt, was 27 Prozent aller insgesamt durchgeführten Versuche entspricht. Im Jahr 1995 wurden nur in 8 Prozent der Versuche gentechnisch veränderte Tiere eingesetzt. Laut Angaben der Regierung wird sich dieser Trend weiter fortsetzen, da die Fortschritte in der genetischen Wissenschaft neue und vielversprechende Forschungswege eröffnen. Flint schloss ihre Präsentation mit einer Warnung an die von ihr als "extremistisch" bezeichneten Tierschützer. "[L]assen Sie uns nicht vergessen, dass es sich hier um wichtige, lebensrettende Forschung handelt. Die Wissenschaftler, die diese Arbeit durchführen, sind zum Ziel extremistischer Gruppen geworden und die Regierung hat klargestellt, dass diese Art kriminellen Verhaltens nicht toleriert wird. Wir haben kürzlich Pläne für einen besseren gesetzlich verankerten Schutz der Wissenschaftsgemeinschaft veröffentlicht, die auf die uneingeschränkte Unterstützung der Regierung zählen kann." Im Vereinigten Königreich ist nicht nur die Regierung besorgt über die Gewaltbereitschaft vonseiten der Tierschützer. Am 9. September wurde berichtet, dass die Universität Oxford beim obersten Zivilgericht eine Verfügung beantragt hat, um ihre Mitarbeiter und Studenten vor Angriffen von Aktivisten zu schützen, die gegen den geplanten Bau eines Forschungslaboratoriums an der Universität kämpfen.
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Vereinigtes Königreich