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The cardiovascular consequences of endurance exercise

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Körperliche Bewegung bekommt das ärztliche Siegel

Das Motto „Sport ist Medizin“ wurde in einer neuen Forschungsarbeit über die Auswirkungen von Narben im Herzgewebe, wie sie bei manchen Sportlern zu beobachten sind, bestätigt. Das Projekt kam zu dem Ergebnis, dass die sogenannten Maladaptionen des Herzens, die in der Regel bei langjährigen Sportlern festgestellt werden, klinisch nur von geringer Relevanz sind.

Regelmäßige sportliche Betätigung steigert bekanntlich die kardiovaskuläre Gesundheit und die Lebenserwartung. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt für Erwachsene daher pro Woche 150 Minuten körperliche Bewegung mit mittlerer Intensität. Jüngsten Studie zufolge können akute und/oder langjährige ausdauernde sportliche Belastungen mit hoher Intensität zu kardialen Maladaptionen führen. Dazu gehören beispielsweise erhöhte Biomarkerkonzentrationen, die auf Herzmuskelschäden hindeuten, und das Vorliegen von Narbengewebe am Herzen mutmaßlich gesunder Sportler. Eine Myokardfibrose trat bei 12-50 % der Personen auf, die einer langjährigen sportlichen Betätigung nachgehen. Dies deutet auf eine Vernarbung des Herzgewebes hin, die in der Regel bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) beobachtet wird. Diese Maladaptionen des Herzens treten bei scheinbar gesunden Menschen völlig unerwartet und meist unerklärlich auf. Neben einer Myokardfibrose wurden auch akute belastungsinduzierte Erhöhungen der Konzentration von kardialem Troponin (cTn) festgestellt, die in der Regel auf Herzmuskelschädigungen hindeuten und die Vorhersage des Risikos von künftigen kardiovaskulären Ereignissen und Sterblichkeit ermöglichen. Um die klinische Relevanz dieser Faktoren zu bestimmen, bewertete das von der EU finanzierte Projekt CARDI-ACHE in einer Sportlerpopulation den prognostischen Wert der belastungsinduzierten Freisetzung von kardialen Biomarkern sowie Funktionsbeeinträchtigungen durch Vernarbung am Herzgewebe. Das Projekt untersuchte auch einen möglichen Zusammenhang zwischen Herzmuskelschäden und Markern von kardialem Narbengewebe. Projektkoordinator Professor Keith George von der Liverpool John Moores University (LJMU) im Vereinigten Königreich dazu: „Diese Studien sind insbesondere von Relevanz, da das Interesse am Leistungsausdauersport in ganz Europa und weltweit rasant wächst. Dies gilt vor allem vor dem Hintergrund der regelmäßigen und weitgehend unausgewogenen Berichterstattung der Massenmedien über die potenziell schädlichen Folgen von Ausdauersport. Diese zweifelhaften Fakten könnten der Allgemeinbevölkerung Grund dazu geben, ihren ungesunden, bewegungsarmen Lebensstil fortzusetzen und körperliche Betätigung grundsätzlich zu meiden.“ Im Herzen des Problems Um eine umfassende Beurteilung der Funktion und morphologischen Struktur des Herzens beim langjährigen Sportler vornehmen zu können, setzte das Projekt Strain-Imaging (Echokardiografie) in Kombination mit kardialen MRT-Messwerten ein. CARDI-ACHE entnahm außerdem Blutproben zur Analyse neuer kardialer Biomarker (lösliches ST-2 und hochsensitives kardiales Troponin I). „Diese Methoden zählen zu den innovativen Spitzentechnologien auf dem Gebiet der kardiovaskulären Forschung“, so Dr. Thijs Eijsvogels, der leitende Forscher des Projekts. Das Projekt förderte darüber hinaus eine wertvolle Vernetzung in diesem Feld. „Die kardiale MRT ist beispielsweise der Goldstandard für die kardiomorphologische Beurteilung sowie zur Beurteilung von Fibrose – dank enger Partnerbeziehungen im klinischen Bereich wurde uns dieses Verfahren zugänglich.“ CARDI-ACHE setzte darüber hinaus auch Instrumente wie Strain-Imaging innovativ ein, um eine Beurteilung der regionalen und globalen Funktion sowie Rückschlüsse von der Struktur des Herzens auf dessen Funktionalität zu ermöglichen. „Wir entwickeln dieses Instrument an der LJMU und inzwischen auch an der Radboud-Universität in den Niederlanden aktiv weiter“, fügt er hinzu. Das Vorliegen einer myokardialen Vernarbung hatte keinen Einfluss auf die globale Herzfunktion. In einigen kolokalisierten Narbengewebebereichen traten allerdings regionale Funktionsveränderungen auf. Nach körperlicher Bewegung wurde darüber hinaus eine signifikante Erhöhung der Biomarker für myokardiale Vernarbung beobachtet, wobei jedoch kein Zusammenhang mit Markern für Herzmuskelschäden festgestellt werden konnte. Zu den Ergebnissen sagte Professor George: „Insgesamt sind die kardialen Maladaptionen, die für gewöhnlich bei langjährigen Sportlern festgestellt werden, wohl nur von geringer klinischer Relevanz. Diese Ergebnisse decken sich mit früheren Studien, die bei Sportlern eine deutlich höhere Lebenserwartung gegenüber der Allgemeinbevölkerung festgestellt haben und die Prämisse 'Sport ist Medizin' stützen.“ Klarstellung der Informationen zur öffentlichen Gesundheit Der eindeutige wissenschaftliche Beleg dafür, dass körperliche Bewegung als zentraler Gesundheitsfaktor nicht hinterfragt werden muss, ist für alle Verantwortungsträger im Bereich der Gesundheitsberatung von Relevanz. Um an diesen Punkt zu kommen, musste das Projekt jedoch erhebliche Herausforderungen bewältigen. Der interdisziplinäre Ansatz von CARDI-ACHE war eine große Herausforderung, nicht zuletzt angesichts der relativ kurzen Projektdauer (zwei Jahre). Dr. Eijsvogels dazu: „Insbesondere mussten wir eine Gruppe von langjährigen Ausdauersportlern rekrutieren, die vor acht Jahren an einer Studie teilgenommen hatten, und sie dazu überreden, an einer Folgestudie teilzunehmen.“ Das Team baute außerdem eine enge Zusammenarbeit mit klinischen Kollegen auf, die eine umfassende Beurteilung des Herzens beim langjährigen Sportler ermöglichte. Trotz des engen Zeitrahmens konnte CARDI-ACHE alle anvisierten Untersuchungen abschließen. Auch auf der internationalen Bühne wurde dem CARDI-ACHE-Projekt viel Aufmerksamkeit zuteil. So erhielt Dr. Eijsvogels im Juni 2017 den New Investigator Award des American College of Sports Medicine für die bahnbrechende Arbeit des Projekts auf dem Gebiet der kardiovaskulären Physiologie. „Durch unsere Forschung möchten wir wichtige neue Daten für verschiedene Interessengruppen – von den Ausdauersportlern selbst bis zu den gesundheitspolitischen Entscheidungsträgern – zur Verfügung stellen“, so Professor George. Der Beitrag des Projekts zu diesem Ziel wurde offiziell anerkannt: ein Fachartikel von CARDI-ACHE wurde vom European Journal of Sport Science als bester Artikel des Jahres 2018 ausgezeichnet.

Schlüsselbegriffe

CARDI-ACHE, Herz, kardial, Bewegung, Sport, Vernarbung, Gesundheit, Herzmuskelschäden, myokardiale Vernarbung, Sportler

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