Erdbeobachtung weltweit - 60 Länder nehmen Einführungsplan an
Minister und Delegationen aus rund 60 Ländern kamen am 16. Februar in Brüssel zusammen, um einen Zehnjahresplan für die Einführung des Globalen Systems der Systeme zur Erdbeobachtung (GEOSS) zu unterzeichnen. Die Idee zu einem solchen System hatte rasch Interesse geweckt. Die Anzahl der Länder, die sich beteiligen wollen, ist mittlerweile von 30 auf 60 gestiegen. Rund 40 internationale Organisationen wirken ebenfalls mit. 'Es existiert, denn alle beginnen, den Wert eines solchen Systems zu erkennen. Wir treten in eine neue Ära des Verständnisses der Erde und der Nutzung zugunsten aller ein', erklärte Vizeadmiral Conrad Lautenbacher, Unterstaatssekretär im amerikanischen Handelsministerium mit Zuständigkeit für Ozeane und Atmosphäre, der gemeinsam mit dem Forschungsgeneraldirektor der Europäischen Kommission Achilleas Mitsos den Vorsitz der GEO führt. Das GEOSS soll auf bestehenden Erdbeobachtungssystemen aufbauen, d.h. es sollen Anstrengungen koordiniert, Lücken geschlossen, die Interoperabilität unterstützt und Informationen ausgetauscht werden. Zudem soll ein allgemeines Verständnis des Nutzerbedarfs erreicht werden. Darüber hinaus wird mit dem System die Lieferung von Informationen an diejenigen, die sie brauchen, verbessert. 'Bei der Vision für das GEOSS handelt es sich um die Realisierung einer Zukunft, in der Entscheidungen und Maßnahmen zugunsten der Menschheit auf der Grundlage von koordinierten, umfassenden und anhaltenden Erdbeobachtungen und Daten erfolgen', so der Text des Zehnjahresplans für die Einführung des Systems. Der Plan legt einen Zeitplan für das Erreichen bestimmter Ziele in den Bereichen verbesserte Erdüberwachung, Verständnis von Erdprozessen und Voraussagefähigkeit für das Verhalten von Erdsystemen fest. Innerhalb von zwei Jahren soll beispielsweise ein Mechanismus zur Koordinierung des Nutzerbedarfs in den verschiedenen profitierenden Gesellschaftsbereichen eingerichtet werden. Innerhalb von sechs Jahren soll mithilfe von GEOSS der internationale Austausch sowie die Verbreitung von Informationen möglich sein. Und in zehn Jahren wird das System rechtzeitig aktuelle Daten und Produkte an lokale, nationale, regionale und internationale politische Entscheidungsträger liefern können. Zu den profitierenden Bereichen zählen: Katastropheneindämmung und -Management; Gesundheit; Energie; Klima; Wasser; Wetter; Ökosysteme; Landwirtschaft und biologische Vielfalt. Obgleich die Beteiligung am GEOSS völlig freiwillig ist, erkennen die Partner an, dass gewisse Verpflichtungen erforderlich sind, damit das 'System der Systeme' funktionieren kann. Der Zehnjahresplan für die Einführung unterstreicht diese Tatsache: 'Der Erfolg von GEOSS wird davon abhängen, ob Daten- und Informationsanbieter eine Reihe von Interoperabilitätsvereinbarungen akzeptieren und umsetzen, einschließlich technischer Spezifikationen für das Sammeln, Verarbeiten, Speichern und Verbreiten von gemeinsamen Daten, Metadaten und Produkten.' Die Forschung soll durch GEOSS neuen Auftrieb erhalten. Die Gruppe wird sich für weitere Forschung in den Bereichen Geräteausstattung und Systemplanung für luft- und weltraumbasierte Beobachtung, Datenmanagement, Informationsverschmelzung sowie Datenassimilation einsetzen. Zu den Zielen von GEOSS zählt u.a. der Aufbau von Kapazitäten in den Entwicklungsländern. Das System basiert auf einem Konzept der 'globalen Partnerschaft zwischen denjenigen, deren Kapazitäten entwickelt werden müssen, und denjenigen, die diesen Prozess unterstützen können und die anerkennen, dass Aktivitäten ineinander verwobene soziale, umweltbezogene und wirtschaftliche Auswirkungen haben.' Der südafrikanische Minister für Wissenschaft und Technologie Mosibudi Mangena begrüßte die Beteiligung der Entwicklungsländer an der Initiative und erklärte, dass Südafrika die generierten Daten zur Entwicklungsförderung und zur Bekämpfung der Armut nutzen werde. Für sein Land und die anderen Entwicklungsländer liege die erste und größte Herausforderung darin, sämtliche derzeit existierenden Datensammlungsorgane zu koordinieren, erklärte der Minister. Der indonesische Minister für Forschung und Technologie Kusmayanto Kadiman zeigte sich ebenfalls erfreut, an GEOSS mitwirken zu können. Er betonte insbesondere, in welcher Weise sein Land von Tsunami- und Vielgefahrenwarnsystemen profitieren werde, die durch GEOSS unterstützt werden sollen. Auf die Frage nach den Vorteilen für sein Land antwortete Dr. Kadiman, dass es sich bei den Daten, die sein Land erhalten werde, praktisch um Echtzeitdaten handele. 'Wir können präzisere Modelle erstellen und eine korrekte Warnung herausgeben, so dass die Zahl der Opfer minimiert werden kann', erklärte er. Dieser Punkt wurde von EU-Wissenschafts- und Forschungskommissar Janez Potocnik in seiner Videobotschaft an den Erdbeobachtungsgipfel aufgegriffen. 'Die Tsunami-Katastrophe hat uns gezeigt, wie wichtig die Erdbeobachtung sein kann. Es werden Daten von unschätzbarem Wert geliefert, die die sofortige humanitäre Hilfe und den Wiederaufbau unterstützen können. Globale Probleme erfordern globale Lösungen', erklärte er.