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Inhalt archiviert am 2023-02-27

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RP5-Projekt gelingt weltweiter Durchbruch in der Behandlung von Blindheit

Im Rahmen eines unter dem Fünften EU-Rahmenprogramm (RP5) finanzierten Projekts wurde erfolgreich ein elektronisches Implantat entwickelt, das blinden Menschen die Möglichkeit gibt, ihr Sehvermögen teilweise zurückzugewinnen. In einem bahnbrechenden Experiment gelang es dem ...

Im Rahmen eines unter dem Fünften EU-Rahmenprogramm (RP5) finanzierten Projekts wurde erfolgreich ein elektronisches Implantat entwickelt, das blinden Menschen die Möglichkeit gibt, ihr Sehvermögen teilweise zurückzugewinnen. In einem bahnbrechenden Experiment gelang es dem OPTIVIP-Projektteam, eine blinde Frau Bilder 'sehen' zu lassen, die über eine winzige Kamera an ihrer Brille an ihr Gehirn übertragen wurden. Ein hinter ihrem Auge eingepflanztes Implantat übertrug die Bilder der Kamera an den Sehnerv. 'Dies ist ein hervorragendes Beispiel für ein Gebiet, auf dem die europäische Technologie weltweit führend sein kann', erklärte die für Informationsgesellschaft und Medien zuständige Kommissarin Viviane Reding, die das Projekt am 21. Februar vorstellte. 'Wir besitzen den Vorteil, die bestmögliche Methode entwickelt zu haben. Dies wird uns die Möglichkeit geben, sie weltweit zu verkaufen, anstatt von einer Technologie abzuhängen, die anderswo entwickelt wurde', fügte sie hinzu. Claude Veraart von der Université Catholique de Louvain in Belgien erklärte, dass derzeit 15 Teams weltweit versuchen, eine ähnliche Technologie zu entwickeln. Zwei US-Teams haben zwar Implantate entwickelt, die mit dem OPTIVIP vergleichbar sind, doch kommen die Ergebnisse in beiden Fällen nicht an die des EU-Teams heran. Etwa 300.000 Menschen in der gesamten EU leiden an Retinopathien, d.h. an Zuständen, bei denen die Degeneration von Zellen in der im hinteren Augenteil liegenden Netzhaut zur Erblindung führt. Wenn sich der Zustand dieser Gewebeschicht, die das Auge auskleidet und Bilder verarbeitet, verschlechtert, führt dies zur teilweisen oder vollkommenen Erblindung, obgleich der Sehnerv selbst möglicherweise noch gesund ist. Im Rahmen des OPTIVIP-Projekts sei die Möglichkeit untersucht worden, Retinopathien auszugleichen, indem die beschädigten Zellen der Netzhaut durch eine direkte Stimulierung des Sehnervs umgangen werden, erklärte Professor Veraart. Das Team habe eine Elektrode in den Nerv implantiert, die Bilder aus einer kleinen Kamera in der Brille des Patienten verarbeitet. Professor Veraart erklärte, dass OPTIVIP auf den Ergebnissen eines früheren europäischen Forschungsprojekts namens MIVIP aufbaue, bei dem im Jahr 2000 zum allerersten Mal ein elektronisches Implantat dieser Art implantiert wurde. Obgleich das Resultat sehr erfolgreich war, musste das MIVIP-Implantat tief im Schädel platziert werden, so dass sich der Patient neun Tage lang von dem Eingriff erholen musste. Das OPTIVIP-Team entwickelte dagegen ein weniger invasives chirurgisches Verfahren, bei dem das Implantat hinter dem Auge platziert wird, so dass der Patient sich bereits nach zwei Tagen Krankenhausaufenthalt erholt hat. 'Nach der Operation war die zuvor vollkommen blinde Patientin in der Lage, Licht und Schemen zu erkennen, die von der Kamera übertragen wurden. Mit Übungen und Training lernte sie, die Signale zu interpretieren und Gegenstände zu erkennen. In Tests im Laborumfeld identifizierte die Patientin Schemen und Gegenstände in 87 Prozent der Fälle korrekt. Sie konnte Entfernungen einschätzen und Gegenstände in ihrer Umgebung greifen. Die Patientin verträgt das Implantat sehr gut, es gibt keine unangenehmen Nebenwirkungen', erklärte das OPTIVIP-Team. Laut Professor Veraart dauerte es zwei Wochen, bis die Patientin so geschult war, dass sie das Gerät effizient nutzen konnte. Seiner Ansicht nach sollte sie nun bald in der Lage sein, das Implantat zu Hause in ihrer täglichen Umgebung einzusetzen. Die Anwendung, die etwa 20.000 Euro kosten wird, soll voraussichtlich 2008 auf den Markt kommen. 'Wir müssen bedenken, dass wir derzeit über einen Prototypen sprechen', erklärte Reding. 'Zu Beginn sind die Kosten hoch, nach einiger Zeit jedoch wird der Preis durch die Marktentwicklung sinken.'