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From Aquileia to Singidunum (Belgrade), reconstructing the paths of Roman travelers

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Rekonstruktion einer antiken römischen Reiseroute von Italien nach Serbien

„Alle Wege führen nach Rom!“ ... so sagt man zumindest. Viele antike Straßen und Routen führten die Römer aber auch weit über die Grenzen ihres Imperiums und Staates hinaus.

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Ein EU-finanziertes Projekt hat jetzt erstmals eine bestimmte Römische Route entlang des Flusses Save vollständig untersucht. Das Team kartografierte den Reiseverlauf der Römer oberirdisch sowie in entsprechenden archäologischen Stätten. So ergaben sich neue Informationen und ein besseres Verständnis dieses besonderen archäologischen Vermächtnisses. Im Kern wollte das Projekt RecRoad die Wege der römischen Reisenden von Aquileia in Nordost-Italien nach Singidunum kartografieren und rekonstruieren. Singidunum war eine antike Stadt, die wir heute als Belgrad kennen, die Hauptstadt Serbiens. Der Fluss Save entspringt in den Julischen Alpen in Slowenien, fließt durch Mittel- und Südost-Europa und mündet in Belgrad in die Donau. Diese römische Route entlang der Save war im allgemeinen Verständnis bisher eine sekundäre Route, wenn auch die erste, die die Römer im ersten Jahrhundert nach Christus aufgebaut hatten. „Viele Teile dieser Strecke hatte die archäologische Forschung fast vergessen, vor allem wegen der politischen Lage auf dem Balkan, aber auch aufgrund zu weniger Untersuchungen vor Ort“, meint Projektkoordinator Professor Francis Tassaux. Mit Hilfe der erstellten Straßenkarte, der Untersuchung der Überreste und archäologischer Stätten in der Nähe wollten sie die Wechselwirkung der Römerstraßen mit der umgebenden Landschaft besser verstehen. Die Forschung sollte auch zeigen, wie verlässlich die aktuell verfügbaren Informationen sind. Wie man die Karten der Geschichte korrigiert – mit Hochtechnologie Eine Analyse mit Satellitenfernerkundung zeigte, dass in der Umgebung von Sremska Mitrovica in Serbien nachweislich 12 archäologische Stätten zu finden sind. In dieser Region wurden in sechs Tagen Römerstraßen mit einer Länge von 70 km untersucht. Zwar sind einige davon bereits im Rahmen einer anderen archäologischen Vermessung gefunden worden, aber ihre genaue Position wurde nie in die Karten eingetragen. Insgesamt prüfte RecRoad auf dem Weg von und durch Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina sowie Serbien die Definition und Beschreibung von 475 archäologischen Stätten. Veröffentlichte Arbeiten wurden einbezogen und zusätzlich auch historische Kataster (Vermessungen von Landgrenzen) georeferenziert und in das GIS-System importiert, das den Reiseverlauf der Römer aufzeichnen soll. RecRoad war das erste archäologische Forschungsprojekt überhaupt, das Sentinel-2-Bilder verwendet hat, um vergrabene archäologisch relevante Überreste zu entdecken. Dank der Arbeiten im Projekt wurde eine Methodik erstellt, wie diese kostenlosen Satellitenbilder, die die Europäische Raumfahrtagentur zur Verfügung stellt, im archäologischen Kontext genutzt werden können. Momentan wird eine Publikation vorbereitet, in der die entwickelte Methodik zur Verarbeitung der Sentinel-2-Bilder beschrieben wird. Insgesamt macht die in RecRoad entwickelte und getestete Forschungsmethode den Weg für weitere Untersuchungen des römischen Straßennetzes frei. Die Struktur der geografischen Informationen, wie sie für das Projekt RecRoad definiert wurde, kam auch beim kürzlich gestarteten Projekt AquitaViae zum Einsatz, das die Römerstraßen in der Provinz Aquitania kartografiert. „Unterwegs“ zur Öffentlichkeit Die Projektergebnisse wurden in Teilen bereits auf verschiedenen Wegen veröffentlicht und verbreitet, einschließlich öffentlicher Präsentationen und internationaler Konferenzen. Am interessantesten ist aber eine Informationsveranstaltung auf einer Wanderung mit dem Forschungsleiter: entlang der rekonstruierten römischen Route von Aquileia in Italien über Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina bis nach Belgrad in Serbien. Die kleine Gruppe erzählte die Geschichte der Strecke, erklärte die Forschungsmethoden des Projekts und gab Wissen über das gemeinsame archäologische Erbe einer geografischen Region weiter, die von den letzten Kriegen noch immer stark gezeichnet ist. Tassaux erwähnt noch zwei weitere wichtige Ergebnisse des Projekts. Das erste beschäftigt sich mit der Schaffung und Entwicklung eines Kooperationsnetzwerks von Kroatien, Frankreich, Italien, Serbien und Slowenien, in dem Straßen und – breiter gefasst – auch Kartografie und historische Geografie neu untersucht werden sollen. So entstehen neue Vermittlungswege für Forschungsergebnisse und Informationen aus Datenbanken, Geomatik und Web Mapping. Zu guter Letzt zeigte die Forschungsleiterin des Projekts große Expertise bei der Analyse und Nutzung von Satellitenbildern. „Ihre Methodik“, so der Professor, „hat eine weite Verbreitung verdient, besonders weil sie auch in anderen Regionen, für andere Epochen und bei anderen Themen angewendet werden kann.“ „Wir glauben oft, dass wir schon alles über die Römerstraßen wissen. Aber das stimmt nicht“, meint Tassaux. „Es ist wichtig, dass wir genau verstehen, wo eine Straße verlief, sogar am Rand des Imperiums, damit wir die Wechselwirkung zwischen den Römerstraßen und den natürlichen wie menschengemachten Elementen der Landschaft besser ausdifferenzieren können“, fügt er hinzu. Ergebnisse aus RecRoad liefern einen Beitrag zum laufenden Diskurs sowie neue Erkenntnisse in diesem Forschungsbereich.

Schlüsselbegriffe

RecRoad, archäologische Stätten, Fluss Save, römische Route, Sentinel-2, Satellitenfernerkundung

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