Kommission stellt Ideen für bessere Gleichstellung von Frauen und Männern in der Wissenschaft vor
Die Europäische Kommission hat ein internes Arbeitsdokument erstellt, in dem die wichtigsten Aufgaben skizziert werden, die angegangen werden müssen, um für eine bessere Gleichstellung der Geschlechter in der Wissenschaft zu sorgen. Außer der Erhöhung der Anzahl von Frauen, die eine berufliche Laufbahn in den Naturwissenschaften, Technologie und Innovation einschlagen, werden weitere wichtige Ziele genannt. Dazu zählen die Stärkung von Frauen im Entscheidungsfindungsprozess, die Vereinbarung von Berufs- und Privatleben, eine geschlechtsneutralere Bewertungspraxis sowie die Stärkung der Geschlechterforschung. Die jüngsten Daten zeigen, dass Frauen auf der obersten Stufe der akademischen Karriereleiter zwar aufholen, dies jedoch sehr langsam vonstatten geht. Obwohl die Gesamtzahl der weiblichen Lehrstuhlinhaber in Europa zwischen 1999 und 2002 um 23 Prozent gestiegen ist, machen sie weiterhin nur 14 Prozent aller Lehrstuhlinhaber insgesamt gegenüber 13 Prozent vor drei Jahren aus. Nur in Lettland, Portugal und Finnland sind 20 Prozent oder mehr der Lehrstuhlinhaber Frauen. Leichte Verbesserungen wurden bei der Anzahl der Hochschulabsolventinnen (56 Prozent 1999 gegenüber 58 Prozent heute), bei der Zahl der von Frauen erlangten Doktortitel (39 Prozent gegenüber 41 Prozent im gleichen Zeitraum) und dem Anteil der Frauen mit einem Abschluss im Ingenieurwesen, in der Fertigungstechnik oder im Bauwesen (21 Prozent 1998 gegenüber 25 Prozent 2002) festgestellt. In dem Dokument wird eine Vielzahl von Initiativen auf EU-Ebene genannt, um diese und andere Herausforderungen anzugehen. Auch die Fortschritte auf Ebene der Mitgliedstaaten werden analysiert. Die meisten Länder verfügen über Maßnahmen zur Förderung der Chancengleichheit von Männern und Frauen in der Wissenschaft, doch die Unterschiede bei den Bestimmungen sind zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten sehr groß. "Im Hinblick auf die Partizipation von Frauen in der Wissenschaft müssen die Ziele jetzt enger gesteckt werden, man muss sich im Wesentlichen auf bestimmte Disziplinen oder Bereiche konzentrieren (Ingenieurwesen, Unternehmertum, Innovation und Technologie) oder auf bestimmte Ebenen (höhere Positionen und Positionen mit Entscheidungsbefugnis)", heißt es in dem Kommissionsbericht. Die Kommission schlägt daher eine Reihe von Punkten vor, die vorrangig behandelt werden sollen. Dies umfasst die Erhöhung der Anzahl von Frauen in Führungspositionen durch die Annahme quantitativer und qualitativer Ziele auf europäischer, einzelstaatlicher und institutioneller Ebene. "Der Anteil von Frauen in Führungspositionen sollte bis 2010 auf mindestens 25 Prozent gesteigert werden", so die Kommission. Bei Neueinstellungen sollte der Anteil bis zu diesem Zeitpunkt 33 Prozent betragen. In dem Papier wird auch vorgeschlagen, die Geschlechterforschung und Geschlechterfragen in der Forschung durch Schaffung eines eigens dafür vorgesehenen Budgets in den EU-Forschungsprogrammen zur Gender-Dimension sowie durch Auslobung eines Preises für Spitzenleistungen in der Geschlechterforschung zu stärken. Des Weiteren werden Maßnahmen skizziert, wie Frauen im Ingenieurwesen und bei der Innovation eine größere Rolle spielen können, und es werden Ideen zur Vereinbarung von Berufs- und Privatleben, für eine verbesserte Beobachtung des Fortschritts bei der Chancengleichheit in den Mitgliedstaaten sowie für eine höhere Effizienz der Beobachtung der EU-Forschungsrahmenprogramme vorgestellt. Für letzteren Punkt werden technische Verbesserungen der Geschlechter-Datenbank, die Einführung regelmäßiger Fortschrittsberichte und die Bereitstellung eines "Gender-Budgets" vorgeschlagen.