Frankreich erwägt Steuererleichterungen für Hightech-Firmen
Nachdem eines der viel versprechendsten Biotechnologie-Unternehmen Frankreichs in die USA gegangen ist, fasst die französische Regierung offenbar neue Steuererleichterungen für Hightech-Firmen ins Auge. Laut Financial Times prüft der französische Finanzminister, Thierry Breton, einen Plan für Steuererleichterungen, den die Forschungs-Lobbygruppe Conseil Stratégique de l'Innovation (CSI) vorgelegt hat. Ziel dieses Plans ist es, innovativen Unternehmen einen Anreiz für den Börsengang zu geben und sie interessanter für Anleger zu machen. Erst kürzlich hat IDM, ein französisches Biopharmaka-Unternehmen, das auf Immunotherapien für die Behandlung von Krebs spezialisiert ist, seine Fusion mit einer kleineren US-Firma angekündigt, die seit kurzem Nasdaq-notiert ist. IDM wird seinen Hauptfirmensitz nach San Diego verlegen. IDM erklärte, diese Entscheidung sei auch durch die Tatsache beeinflusst worden, dass es für kleine Unternehmen in Frankreich so schwierig sei, die Finanzierung zu beschaffen. Im Juni 2004 sah sich IDM, ein weltweiter Marktführer im Bereich Zelltherapie und eng mit dem Pharma-Giganten Sanofi-Aventis verbunden, gezwungen, seinen Gang an die Pariser Börse zu stoppen. Das Unternehmen wollte 100 Millionen Euro aufbringen. Zwar werden die derzeit 100 IDM-Angestellten in Paris ihre Arbeitsplätze nicht verlieren, die Entscheidungen jedoch werden in Zukunft in den USA getroffen. Vor dieser Ankündigung haben schon zwei weitere Jungunternehmen ihren Hauptfirmensitz von Frankreich nach London bzw. Zürich verlegt. Als Reaktion darauf hat die CSI vorgeschlagen, Unternehmen mit weniger als 2.000 Angestellten und mit Umsätzen unter 150 Millionen Euro Steuererleichterungen auf Forschungsausgaben zu gewähren. Diese Erleichterungen sollen acht Jahre lang nach dem Börsengang eines Unternehmens gelten. Aktienbesitzer sollen von Kapitalertrags-, Vermögens- und Erbschaftssteuer befreit werden. Der Plan ist der jüngste in einer Reihe von Regierungsmaßnahmen, die die Entwicklungslücke zwischen französischen und US-amerikanischen bzw. englischen Start-ups schließen sollen. Im Dezember 2004 hat die französische Regierung das so genannte Young Innovative Companies-Konzept (YIC) eingeführt. Falls der neue Plan, den der französische Premierminister Jean-Pierre Raffarin nächsten Monat vorstellen wird, angenommen wird, könnte er schon vor Ende dieses Jahres in Kraft treten Philippe Pouletty, Vorsitzender der CSI und des französischen Biotech-Industrieverbands, erklärt die Schwierigkeiten, die französische Start-ups bei der Finanzierungsbeschaffung haben, mit der "übermäßigen Risikofeindlichkeit" der französischen Versicherer. "Die französischen Lebensversicherungsgesellschaften haben etwa eine Billion Euro gespart. Damit sind sie unser Gegenstück zu den angelsächsischen Pensionsfonds, aber sie investieren nicht genug in kleine Unternehmen", so Pouletty. Pouletty hat die französischen Entscheidungsträger zum schnellen Handeln aufgefordert. "Ohne eine sofortige und bedeutende Maßnahme [zur Öffnung] der Börsen für kleine Unternehmen in Frankreich und Europa werden wir zusehen müssen, wie mehr und mehr IDMs westwärts ziehen."
Länder
Frankreich, Vereinigte Staaten