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Inhalt archiviert am 2023-03-01

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OECD: Regierungen sollten die Raumfahrt effektiver für gesellschaftliche Bedürfnisse nutzen

Die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat einen Bericht veröffentlicht, in dem sie den Regierungen rät, die Raumfahrttechnologie klüger dazu einzusetzen, gesellschaftliche Bedürfnisse anzugehen. Laut dem Bericht kann die Raumfahrttechnolo...

Die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat einen Bericht veröffentlicht, in dem sie den Regierungen rät, die Raumfahrttechnologie klüger dazu einzusetzen, gesellschaftliche Bedürfnisse anzugehen. Laut dem Bericht kann die Raumfahrttechnologie insbesondere genutzt werden, um fünf wichtige Aufgaben zu meistern: Umweltprobleme, einschließlich Naturkatastrophen, die Nutzung natürlicher Ressourcen, die zunehmende Mobilität von Gütern und Personen, wachsende Sicherheitsbedrohungen sowie die Entwicklung der Informationsgesellschaft. Um das Potenzial der Technologie voll auszuschöpfen, wird den Regierungen empfohlen, vor allem drei Dinge umzusetzen: die Implementierung einer nachhaltigen Raumfahrtinfrastruktur, die Förderung der öffentlichen Nutzung und die Förderung der Beteiligung des Privatsektors. Laut der OECD ist der Bericht in zweierlei Hinsicht ungewöhnlich: Erstens ist er aus der Sicht der Gesellschaft geschrieben und richtet sich eher an die Regierungen als die Industrie. Zweitens liegt der Schwerpunkt eher auf der Nachfrage- als auf der Angebotsseite für Raumfahrttechnologie. "Die meisten vorangegangenen Studien des Raumfahrtsektors konzentrierten sich auf die Angebotsseite: technologische Fortschritte und die Arten von neuen Fähigkeiten, die entwickelt werden können. Es wird oft fälschlicherweise davon ausgegangen, dass die Entwicklung schließlich den Fortschritten folgt. Diese Veröffentlichung [Space 2030: Tackling Society's Challenges] untersucht stattdessen, wie die Regierungen am meisten von zukünftigen öffentlichen und privaten Investitionen in die Raumfahrt profitieren können", so die OECD. Wenn die Regierungen die Vorteile der Raumfahrt nutzen wollen, muss eine Reihe von Bedingungen erfüllt werden. Zunächst müssen Barrieren wie institutionelle Vorkehrungen und Verordnungen überwunden werden. Der Raumfahrtsektor umfasst üblicherweise drei verschiedene Akteure: die Raumfahrtbehörden, öffentliche und private Betreiber von Raumfahrtanwendungen sowie das vorgelagerte Segment der Industrie (Hersteller von Raumfahrzeugen und Trägerraketen und Anbieter von Trägerdiensten). Laut der OECD müssen die Länder die Rolle eines jeden Akteurs klären und auch die Beziehungen zwischen den Akteuren definieren. Unterschiedliche Länder wenden möglicherweise je nach ihren Prioritäten verschiedene Lösungen an und in einigen Fällen könnte dies den Wettbewerb auf internationaler Ebene verzerren, heißt es in dem Bericht weiter. Bezüglich des rechtlichen Rahmens für die Raumfahrttechnologie wird in dem Bericht angemerkt, dass eine Reihe von Ländern noch keine nationalen Raumfahrtgesetze hat. Dies stelle "eine Quelle der Unsicherheit für Raumfahrtakteure, insbesondere private Akteure", dar. Des Weiteren eigne sich die internationale Raumfahrtgesetzgebung, da es sich um ein öffentliches System handelt, nicht für wirtschaftliche Transaktionen. Bestehende nationale Gesetze sind nicht immer wirtschaftlich orientiert, da sie oft eher im Hinblick auf Sicherheit und strategische Erwägungen als auf Unternehmen entwickelt wurden. Der Regulierungsrahmen, so die OECD, "sollte im Idealfall die Grundregeln für das Spiel aufstellen", die ein stabiles und vorhersehbares Umfeld für Unternehmen gewährleisten und Innovation und Unternehmergeist fördern. "Das ist noch längst nicht der Fall", so der Bericht. In diesem Zusammenhang wird auf das Verfahren der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) für die Zuteilung von Frequenzen und Orbital-Slots Bezug genommen, welches "eine Reihe von Fragen aufwirft und eine Quelle von Unsicherheiten ist". Ein weiterer Bereich, der nicht angemessen behandelt wird, ist der Schrott im Weltraum. Laut dem Bericht sind auch noch mehrere Standardisierungsfragen offen. Vor der Erstellung des Berichts führte die OECD eine Reihe von Studien durch. Daher ist sie von der Richtigkeit ihrer Warnung überzeugt, dass "das Potenzial der Raumfahrt nicht ausgeschöpft wird, wenn die Regierungen nicht entscheidende Maßnahmen ergreifen, um die Rahmenbedingungen, die die Raumfahrtaktivitäten bestimmen, zu verbessern". Ein weiteres Problem, das die OECD hervorhebt, ist das mangelnde öffentliche Bewusstsein für Raumfahrtaktivitäten. Die allgemeine Wahrnehmung werde verzerrt, da die Medien ausschließlich über sensationelle Erfolge oder Misserfolge berichten, heißt es in dem Bericht. Als Ergebnis dessen haben die Bürger nur ein geringes Verständnis von dem Wert, den raumfahrtbasierte Dienste für ihr tägliches Leben leisten können, und unterstützen daher weitere Investitionen in diese Technologie nicht voll. Die Aussichten für das nachgelagerte Segment des Sektors - Raumfahrtanwendungen - seien weitaus viel versprechender als die für das vorgelagerte Segment - die Herstellung von Ausrüstung und die Trägerdienste - so die OECD. Das vorgelagerte Segment leide an "der Situation eines chronischen Überangebots", hauptsächlich aufgrund des Wunsches der Regierungen von Raumfahrtnationen, aus Gründen der Strategie und der nationalen Souveränität einen unabhängigen Zugang zum Weltraum zu erlangen und zu erhalten. Obwohl die Aussichten für bestimmte Anwendungen gut sind, sollten nach Meinung der OECD nicht alle mit der gleichen Intensität verfolgt werden. Der Bericht sieht ein großes Potenzial für informationsintensive Anwendungen wie satellitengestützte Telekommunikation, Erdbeobachtung und Navigation. Zweifel werden jedoch hinsichtlich der Aussichten für Verkehrs- und Fertigungsanwendungen aufgrund der sinkenden Kosten für den Zugang zum Weltraum geäußert. Den Regierungen wird geraten, offener dafür zu sein, welche Politikbereiche für die Raumfahrt wichtig sind. Forschungs-, Wirtschafts-, Sozial- und Umweltpolitik seien allesamt Bereiche, die sich auf die Raumfahrtaktivitäten auswirken, und Entscheidungsträger sollten sich dessen bewusst sein, so der Bericht. Die OECD beabsichtigt mit dem Bericht, Empfehlungen für kurz- und mittelfristige Maßnahmen zu geben und gleichzeitig den Blick auf eine langfristige Raumfahrtpolitik zu richten.

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