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Temporality of permanence –material and socio-spatial practices in African urbanism

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Was uns Raumlogik über das Wesen des afrikanischen Urbanismus verrät

Die Untersuchung räumlicher Anordnungen sowie der in der Architektur verwendeten Materialien kann als Ergänzung traditioneller Ansätze genauere Erkenntnisse zu Veränderungen der urbanen Erlebniswelten liefern. TEMPEA wandte diesen Ansatz auf afrikanische urbane Phänomene an und kam zu unerwarteten Ergebnissen.

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Die meisten Analysen von Veränderungen in den urbanen Räumen Afrikas fanden im Rahmen von Untersuchungen statt, die sich auf bestimmte Zeiträume oder soziale Kräfte konzentrierten. Solche Ansätze stellen urbanes Wachstum in vorkolonialen Zeiten oft als organisch dar, während es sich in der Kolonialzeit und danach nach einem Masterplan entfaltet. Das von der EU unterstützte Projekt TEMPEA war an einer dynamischeren Interpretation interessiert, um die soziale Zeitlichkeit und Materialität urbaner Vorgänge zu erkunden. Das Projekt legte den Schwerpunkt darauf, zu bestimmen, wie vorkoloniale afrikanische Städte des vergangenen Jahrtausends bestimmte Formen annahmen. Für die Forschungsbemühungen war ein besseres Verständnis der urbanen sozialen und ethnischen Koexistenz und deren Auswirkungen auf zukünftige Entwicklungen wesentlich. Die räumliche Logik afrikanischer Städte Im Vergleich zu anderen Regionen der Welt werden in Afrika gebaute Umgebungen erst seit relativ kurzer Zeit erforscht. Diese mehrere Jahrhunderte alten städtischen Gebiete wurden normalerweise mit ethnografischen Daten verglichen, die aus den letzten 100 Jahren stammen. Archäologische Arbeiten haben sich auf ausgewählte Stätten konzentriert, die mit hochmodernen Ausgrabungs- und Analysemethoden intensiv erforscht wurden. Bislang haben allerdings nur wenige Studien die entwicklungsbedingten Eigenschaften bebauter Gebiete in verschiedenen Teilen Afrikas verglichen, was zu Fragestellungen mit begrenztem Anwendungsbereich und Forschungsbemühungen in auseinanderdriftende Richtungen geführt hat, wie zum Beispiel die Feststellung unterschiedlicher Trends in West- und Ostafrika zeigt. „Im Rahmen von TEMPEA fragten wir uns, wie bestehende Städte aus diesen Ansammlungen von Gebäuden und anderen architektonischen Eigenschaften geschaffen wurden. Was war ihr Wesen?“, erklärt Forschungsleiter Professor Paul Lane. Die Marie-Curie-Stipendiatin Dr. Monika Baumanova entwickelte Fallstudien auf der Grundlage von veröffentlichten Ausgrabungsberichten, Untersuchungsergebnissen (ihre eigenen und die ihrer Kollegen), Karten und Plänen von Gebäuden und Städten sowie digitalen Daten, wie zum Beispiel Satellitenfotos. Einige dieser Methoden wurden noch nie zuvor auf afrikanische Datensätze oder archäologische Stätten angewandt. Sie erklärt: „Die Daten wurden mithilfe eines geografischen Informationssystems (GIS) und anderer Computersoftware analysiert. Ebenso wichtig waren jedoch neuartige grafische Darstellungen der Analysen. Da im Vorfeld oft nicht klar war, wo man Muster finden würde, waren Datenvisualisierungen ein entscheidender Faktor, um die Ergebnisse überhaupt zu entdecken.“ TEMPEA konzentrierte sich hauptsächlich auf architektonische Überreste aus dauerhaften Materialien wie Stein oder Lehmziegeln. Da solche Bauten langlebig sind und sich über viele Jahre entwickeln, werden an ihnen von Generation zu Generation Veränderungen oder Ergänzungen vorgenommen, obgleich sie allerdings auch abgerissen und neu gebaut werden können. Dieser selektive Vorgang des Kuratierens und der Ersetzung bietet einzigartige Einsichten. Dr. Baumanova formuliert es so: „TEMPEA hat gezeigt, dass wir selbst aus begrenzten Nachweisen Schlüsse darüber ziehen können, wie Menschen ihre eigene Geschichte wahrnahmen, anstatt diesen Räumen einfach unsere modernen Werte überzustülpen. Wir haben Zugang zu Informationen über die vergangenen Gegebenheiten städtischen Lebens, einschließlich weniger greifbarer Aspekte wie die Fortbewegung, das kulturelle Gedächtnis und die Privatsphäre. Dies sind bedeutende Elemente, um Konservierungsstrategien zu entwickeln, die mit lokalen Traditionen und dem lokalen Verständnis von Erbe in Einklang stehen.“ Lehren für die heutige Ära Stadtwachstum und die Komplexität der sozialen und materiellen Welten, die Menschen erschaffen, gehören vielleicht zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. „TEMPEA hilft uns, zu verstehen, welche räumlichen Anordnungen Städte sozial nachhaltig gemacht haben, und verdeutlicht die zentrale Bedeutung des ‚Erbes‘ städtischer Räume, sowohl im materiellen als auch im schwerer greifbaren Sinne“, schließt Professor Paul Lane. Dr. Baumanova plant im weiteren Verlauf der Arbeit ihre Forschungsbemühungen auf andere Aspekte der städtischen sensorischen Umgebung auszuweiten, wie zum Beispiel Hörerlebnisse, sowie eingehender auf kinästhetische und visuelle Erfahrungen einzugehen. Sie hat vor, zu erforschen, inwiefern die verschiedenen Anordnungen und Eigenschaften afrikanischer urbaner Traditionen mit gleichaltrigen Siedlungen in Europa und Asien vergleichbar sind.

Schlüsselbegriffe

TEMPEA, urban, kolonial, Architektur, Anordnung, räumlich, Afrika, Swahili, Materialität, Erbe, ethnografisch, Kultur

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