Intergenerationale Übertragung verstehen und soziale Mobilität steigern
Intergenerationale Übertragung beschreibt wie Eltern ihren Kindern Voraussetzungen und Ressourcen wie Gesundheit, Fähigkeiten und Vorlieben weitergeben. Wenn politische Maßnahmen zur Bekämpfung der Ungleichheit Erfolg haben sollen, muss besser verstanden werden wie nachteilige Übertragungen (wie zum Beispiel schlechte Bildung) funktionieren, damit der Teufelskreis durchbrochen werden kann. Ziel des Projekts UNITRAN war es, bei der Untersuchung intergenerationaler Übertragung sowie ihrer Ursachen und Folgen verbesserte Modelle zu entwickeln und anzuwenden. Dazu hat das Team Erkenntnisse aus der ökonomischen und auch soziologischen Theorie und Praxis miteinander kombiniert. Obwohl den Ergebnissen des Projekts zufolge jede Disziplin ihre blinden Flecken hat, brachte die Kombination der verschiedenen Ansätze tatsächlich einige einzigartige Erkenntnisse. Auf Basis von Längsschnittdaten und aktuellsten ökonometrischen Methoden wurden Aspekte wie kulturelle Voraussetzungen, Bildungserwartungen, die Rolle der erweiterten Familie und Entscheidungsfindung im Bereich Bildung analysiert. Die daraus gewonnenen Kenntnisse sind für politische Entscheidungsträger, die soziale Mobilität fördern sollen, von großem Wert. Wie die Eltern so die Kinder Forscher gehen bisher typischerweise davon aus, dass es zwei Hauptvarianten der intergenerationalen Übertragung gibt, nämlich durch genetische Vererbung und ein gemeinsames Umfeld. „Mit diesen Mechanismen lässt sich erklären, warum Kinder ihren Eltern mit empirischer Regelmäßigkeit bei sozioökonomischen Ergebnissen wie Bildung, Einkommen und Gesundheit oft so stark ähneln“, erklärt Projektkoordinator Prof. Mads Meier Jæger. „Es wurde zum Beispiel gezeigt, dass Faktoren der Familienverhältnisse, die alle Geschwister gemeinsam haben, bei den untersuchten Populationen für fast die Hälfte aller beobachtbaren Unterschiede im Bildungsniveau verantwortlich sind.“ Das Team begann seine Arbeiten mit der Entwicklung neuer Theorien und Konzepte. Daraus wählten sie eine Reihe von Hypothesen aus, die getestet werden sollten, zum Beispiel, dass Kinder in der Schule besser abschneiden, wenn ihre Eltern ihnen zu Hause reichhaltige Lernumgebungen schaffen, und schlechter, wenn sie mehr Geschwister haben. Danach testeten sie diese Hypothesen mit aktuellsten statistischen Methoden empirisch an großen Datenmengen aus verschiedenen Ländern. Eine interessante Erkenntnis war, dass sich zwei positive Effekte ergeben, wenn Eltern versuchen, ihre Kinder dazu zu bringen mehr zu lesen: die Kinder lasen in ihrer Kindheit mehr und zeigten durchgängig bessere akademische Leistungen als Kinder, die weniger lasen. Jedem die Möglichkeit geben, sein Potenzial auszuschöpfen Um sozial- und familienpolitische Maßnahmen zu gestalten, die auf die Chancengleichheit von Kindern abzielen, muss man unbedingt verstehen, wie sich Familienverhältnisse auf die sozioökonomischen Ergebnisse der Kinder auswirken. Prof. Jæger fasst es so zusammen: „Unsere Erkenntnisse könnten zum Beispiel genutzt werden, um Frühinterventionen und Gesundheitsprogramme zu gestalten, die in gefährdeten Familien den Mangel an finanziellen, kulturellen und sozialen Ressourcen ausgleichen.“ Es ist zwar hinlänglich bekannt, dass Familienverhältnisse für die sozioökonomischen Ergebnisse von Kindern äußerst wichtig sind, doch UNITRAN konnte zeigen, dass die spezifischen Aspekte, die den größten Einfluss haben, immer noch unklar sind. Um diese Faktoren zu klären, will das Team im Rahmen eines neuen Projekts herausfinden, was genau eine „gute“ Lernumgebung ausmacht oder anders ausgedrückt, welche Aspekte von Routineabläufen, Zeitnutzung, Vorgaben der Eltern und sozialen Sicherungssystemen für das intellektuelle, soziale und emotionale Wachstum der Kinder besonders förderlich sind. In einem weiteren Projekt werden die Forscher neue Daten über eineiige und zweieiige Zwillinge sammeln, um zu untersuchen, inwiefern genetische und umweltbezogene Aspekte der Familienverhältnisse die kulturellen Ressourcen und Vorlieben der Kinder formen, was wiederum Einfluss auf ihre sozioökonomischen Ergebnisse hat.
Schlüsselbegriffe
UNITRAN, intergenerational, Übertragung, Gleichheit, Chance, Eltern, Kinder, Vererbung, Familienverhältnisse, sozioökonomische Verhältnisse, kulturelle Voraussetzungen, Bildungserwartung