Descartes-Preis 2005: Bekanntgabe der Nominierungen
Die 14 nominierten Forschungsteams, die um den diesjährigen Descartes-Preis konkurrieren, wurden von der Kommission am 11. Juli bei einer Sonderveranstaltung in Brüssel bekannt gegeben, um die nächste Phase des jährlichen Wissenschaftswettbewerbs einzuleiten. Die Koordinatoren jedes nominierten Projekts waren in Brüssel, um ihre Arbeit der Descartes-Preis-Jury vorzustellen - die letzte Phase, bevor die endgültige Liste von nicht mehr als fünf Finalisten und Preisgewinnern bei einer Preisverleihungszeremonie am 2. Dezember in London bekannt gegeben wird. Der Descartes-Preis wird an grenzüberschreitende Wissenschaftlerteams aus allen Bereichen verliehen, die herausragende wissenschaftlich-technologische Ergebnisse erzielt haben. Die 14 Nominierungen für 2005 wurden aus insgesamt 85 Einreichungen - dreimal mehr als im letzten Jahr eingegangen sind - ausgewählt und umfassen 76 Forschungsteams, die in den Bereichen Biowissenschaften, Ingenieurwesen, Physik, Informatik, Geowissenschaften und Sozialwissenschaften tätig sind. Die Nominierungen umfassen aus dem Bereich der Biowissenschaften das CANCERGENES-Projekt, koordiniert von Ian Tomlinson von Cancer Research VK. Diese Initiative soll Gene identifizieren, die bei Patienten eine Prädisposition zur Entwicklung verschiedener Formen von Krebs erkennen lassen können. Das Team hat bereits ein Gen entdeckt, das zeigt, ob eine Person wahrscheinlich kolorektalen Krebs entwickeln wird, und das Gen für Nierenzellkrebs kartiert. Außerdem wird erwartet, dass das Projekt Wissenschaftlern dabei hilft, besser zu verstehen, wie sich Krebs entwickelt. Im Bereich Informatik gehört zu den Nominierungen auch das GRAB-Projekt, das darauf abzielt, sehbehinderten Anwendern Zugang zur dreidimensionalen grafischen Computerwelt zu verschaffen, wobei ihr Tast- und Gehörsinn genutzt werden. Forscher haben bereits ein System entwickelt, das blinden Anwendern die Erforschung virtueller 3D-Objekte mit ihren Fingern ermöglicht, wobei Versuche dessen Nützlichkeit und Potenzial bestätigt haben. Eines der vier Projekte, die unter der Überschrift Physik nominiert werden, ist das HESS-Experiment. CORDIS-Nachrichten sprach mit dem Initiator des Projekts Heinrich Volk, dem früheren Direktor des Max-Planck-Instituts für Nuklearphysik. Professor Volk sagte, das Hauptziel des Projekts sei die Entwicklung eines neuen astronomischen Instruments zur Messung von Hochenergie-Gammastrahlen gewesen, das dem Team die Erforschung einiger der extremsten Objekte und Ereignisse im Universum ermöglicht. Durch die Nutzung der Erdatmosphäre als eine Art riesiger Detektor ist das Team in der Lage, die Richtung des Ursprungs der Gammastrahlung zu bestimmen, und kann somit mit der Zeit nach Himmelsregionen suchen, wo derartige Strahlung dichter auftritt, was auf die Quellen der Gammastrahlen wie beispielsweise Supernovae hinweist. Das Projekt hat zu den bisher ersten Gammastrahlenbildern astronomischer Objekte geführt und könnte den Wissenschaftlern außerdem eine Menge über die Entstehung des Universums durch die Analyse der Gammastrahlung von frühester Vergangenheit an sagen. "Kosmische Strahlung ist ein wichtiges Thema, wenn beispielsweise eine bemannte Mission zum Mars durchgeführt werden soll, da die Astronauten dieser dauerhaft ausgesetzt sein werden. Darüber hinaus werden etwa zehn bis 20 Prozent der genetischen Mutationen hier auf der Erde durch derartige externe Strahlung erzeugt", erklärte Professor Volk. "Dies ist noch eine relativ neue Messtechnik, rund zehn Jahre alt, aber HESS hat bereits so viele Strahlungsquellen gefunden, dass wir Astronomie fast durch die Nutzung von Hochenergie-Gammastrahlenmessungen betreiben können", ergänzte er. Die im Rahmen des Projekts gebauten Kamerateleskope befinden sich in Namibia, unter anderem weil das Zentrum unserer eigenen Galaxie nur am Südhimmel sichtbar ist, und an dem Projekt sind namibische und südafrikanische Partner neben einigen der renommiertesten Forschungsteams in Europa beteiligt. Professor Volk und seine Kollegen haben jedoch starke Konkurrenz von anderen Projekten im selben Bereich. Beispielsweise das PULSE-Projekt mit seinem Schwerpunkt auf pulsarer Wissenschaft in Europa hat zur Entdeckung von fast 800 dieser rotierenden Neutronensterne geführt, einschließlich des bisher ersten aufgezeichneten Doppelpulsars. Alle Augen werden jetzt auf die Descartes-Preis-Jury gerichtet sein, die über die fünf Projekte entscheiden muss, die die Finalisten für dieses Jahr sein werden, sowie die letztendlichen Gewinner des renommiertesten Wissenschaftspreises der EU.