Europäische Wissenschaftler argumentieren für Riesenteleskop
Wissenschaftler des EU-finanzierten Projekts OPTICON haben formell für den Bau eines europäischen Riesenteleskops (Extremely Large Telescope - ELT) - ein optisches Teleskop von der Größe eines Sportplatzes, das den Jahreszeitenwechsel auf einem Planeten, der einen Stern auf der anderen Seite der Galaxie umkreist, beobachten könnte - argumentiert. Das Argument wurde auf einer Sitzung von an dem Projekt beteiligten Wissenschaftlern im niederländischen Dwingeloo vorgebracht. OPTICON wird mit über 19 Millionen Euro unter dem vorrangigen Themenbereich "Infrastrukturen" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert. Gemäß den auf der Sitzung vorgestellten Plänen könnte das Teleskop einen Durchmesser von 50 oder sogar 100 Metern haben und sein Bau könnte weit über eine Milliarde Euro kosten. Vergleichsweise hat das bisher größte Teleskop einen Durchmesser von lediglich zehn Metern. Gerry Gilmore von der Universität Cambridge sagte: "Wir wollen in der Lage sein, Planeten um die anderen Sterne herum zu sehen. Interessant sind die kleinen felsigen Planeten. Das grundlegend Neue besteht darin, Planeten zu finden, auf denen es Leben geben könnte, und den Jahreszeitenwechsel und das Kommen und Gehen der Polkappen zu beobachten." Der Bau des ELT ist jedoch mit einer Vielzahl von Herausforderungen verbunden. Beispielsweise ist die Erdatmosphäre dafür verantwortlich, dass sich Licht von den Sternen bricht, was zu einem "Funkel"-Effekt für die hellsten Sterne führt und die schwächeren komplett verdeckt. Die Wissenschaftler müssen ein System "adaptiver Optik" perfektionieren, um diesen Effekt zu beseitigen. Eine Lösung kann Laserstrahlen umfassen, die bis zu tausend Deutungen der Atmosphäre pro Sekunde vornehmen, um computergesteuerte Kolben zu füttern, die die Oberfläche des Spiegels zu Kompensationszwecken kontinuierlich verändern. Es ist noch nicht vollkommen klar, wofür ein solches Riesenteleskop alles eingesetzt werden könnte, aber seine Befürworter argumentieren, dass dies kein Grund sei, es nicht zu bauen. "Man könnte es als lächerlich betrachten, ein Teleskop zu bauen, wenn man nicht weiß, wofür es eingesetzt werden kann. Aber alles, was wir heute mit unseren Teleskopen tun, war nicht entdeckt, als diese Teleskope gebaut wurden", so Professor Gilmore abschließend.