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Social Art as a Tool for Empowerment: Housing Deprivation and Citizen Initiatives for Change

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Immobilienkrise trifft auch Künstler und ihre Arbeit

Europa steht immer stärker unter dem Druck einer anhaltenden Immobilienkrise. EU-Forschung zeigt jetzt, wie dieses Problem Künstler belastet und sich auf ihre Kunstproduktion auswirkt.

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Das Projekt HOUSREG hat „die Rolle sozial engagierter Kunst im Rahmen der europäischen Immobilienkrise hinterfragt“, erklärt Projektkoordinatorin Dr. Elena Marchevska. Die Arbeiten konzentrierten sich dabei auf die Städte Belgrad in Serbien und London im Vereinigten Königreich. Dr. Ana Vilenica, eine Marie Skłodowska-Curie-Stipendiatin, hat in einer ausführlichen Studie ein Jahr lang Hauswächterprogramme für Künstler in London untersucht. Dr. Vilenica erklärt dazu: „Künstler melden sich als Hauswächter für eine leer stehende Immobilie und verpflichten sich gleichzeitig, ein für alle offenes Kunstwerk zu schaffen, von dem die Gemeinschaft insgesamt profitiert.“ Obwohl Künstler durch die Bereitstellung von Wohn- und Arbeitsraum zu günstigeren Preisen als auf dem Wohnungsmarkt mieten können, ist diese Situation ein gutes Beispiel für Wohnungsunsicherheit. Die Künstler bezahlen nämlich einen anderen Preis: sie haben keine Mieterrechte. Die Ergebnisse von HOUSREG sprechen dafür, dass das Prinzip Hauswächter für diese Personen problematisch und frustrierend ist. „Die Künstler sind hin- und hergerissen zwischen der Notwendigkeit, auf einem unerschwinglichen Wohnungsmarkt überleben zu müssen, und ihrem Wunsch, ungehindert ihrer Kunst nachzukommen“ so Dr. Vilenica. Künstler und ihre Verbindungen Bei ihrer Feldforschung hat die Stipendiatin eine Forschungsmethode entwickelt, bei der die Akteure und ihre Verbindungen von Hand in Relationsdiagramme eingezeichnet werden. Zur Validierung dieses neuen theoretischen Ansatzes hat Dr. Vilenica vergleichende Fallstudien im Vereinigten Königreich und in Serbien durchgeführt. Dabei ging es um bewährte Praktiken bei der kulturgeleiteten Wiederherstellung von Wohnraum, zum einen im Balfron Tower in London, zum anderen im Stadtteil Savamala in Belgrad. „Die Ergebnisse zeigen signifikante Unterschiede auf der Makroebene, besonders hinsichtlich der Einbeziehung von Kunst bei der Wiederherstellung von Wohnraum“, sagt sie. Auf der Mesoebene ergaben beide Studien „ein aggressives und autoritäres Narrativ, das vom Staat und Entwicklern von Privatimmobilien bestimmt wird.“ Auf der Mikroebene zeigten sich schließlich in beiden Fällen Konflikte zwischen aktiven Künstlern und Mietern. Die Wirkung von Wohnungsunsicherheit auf die künstlerische Arbeit Aus den Forschungen im Rahmen des zweijährigen Projekts wurde deutlich, dass Künstler eine wachsende Wohnungsunsicherheit erlebt haben. Gleichzeitig wurde ihre Kunstpraxis für den Abbau von Wohlfahrtsleistungen und die Privatisierung von Wohnraum funktionalisiert. Einige der signifikantesten Ergebnisse basierten auf komplexen Netzwerken mehrerer Akteure, wie der Europäischen Union, kommunaler Parlamente, Aktivistengruppen, Bewohnern und Künstlern. Gleichzeitig „hat HOUSREG neue Erkenntnisse darüber gewonnen, wie die Beziehungen dieser Akteure untereinander die eigentlichen Kunstprodukte beeinflussen und welche Arten neuer Beziehungen durch diese Interaktionen geknüpft werden.“ Kunst und Wohnraum verbinden Mit ihrem neuartigen interdisziplinären Ansatz hat Dr. Vilenica dazu beigetragen, ein neues Forschungsfeld zu eröffnen, das die Verbindung von Kunst und Wohnraum betrachtet. Indem sie weniger bekannte Arbeiten aus einem osteuropäischen Kontext in den breiteren akademischen und künstlerischen Diskurs eingebracht hat, ergab sich auch neues Wissen über bisher kaum sichtbare postsozialistische Städte. Daraus ist ein Netzwerk internationaler Denker und Praktiker entstanden, die den Graben der Wissensproduktion zwischen Ost und West schließen wollen. Um die Erkenntnisse an die Öffentlichkeit zu vermitteln und zu verbreiten, wurden die Diskussionsreihe „Housing and Regeneration Struggles in South London“ und die internationale Konferenz „Art and Housing Struggles: between art and political organising“ ins Leben gerufen. Das Team hat bereits auf mehreren Veranstaltungen in acht Ländern verschiedene Aspekte der Arbeiten von HOUSREG vorgestellt. Dr. Marchevska und Dr. Vilenica bereiten aktuell den Sammelband „Art and Housing Struggles“ vor, der 2019 erscheinen soll. Außerdem arbeiten sie an einem internationalen Netzwerkprojekt mit, in dem die Gespräche zwischen dem Vereinigten Königreich und Serbien weitergeführt werden. Dabei wird sozial engagierte Kunstpraxis genutzt, um die komplexe Verschränkung von erzwungener Migration und neuen Strategien der Gestaltung von Plätzen zu verstehen.

Schlüsselbegriffe

HOUSREG, Kunst, Künstler, Wohnungsunsicherheit, Immobilienkrise, sozial engagierte Kunst, Wiederherstellung von Wohnraum, Hauswächter

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