Bericht: Private Investitionen in Hochschulbildung Schlüssel zur "Aktivierung von Wissen"
Laut einem neuen Bericht, der für die Ratspräsidentschaft des VK vorbereitet und am 27. Oktober auf dem informellen Europäischen Rat im Hampton Court erörtert wurde, bleibt Wissen in Europa ungenutzt und wird nicht umfassend verwertet - in anderen Worten: es bleibt passiv. Deshalb sei eine Politik zur "Aktivierung von Wissen" erforderlich. In dem von Luc Soete, Director am Institute for New Technologies ("Institut für neue Technologien") an der Universität der Vereinten Nationen, ausgearbeiteten Bericht wird betont, dass in finanzieller Hinsicht öffentliche Investitionen in Wissen in Europa im Großen und Ganzen mit denen der USA vergleichbar seien. "Sie sind jedoch über eine Vielzahl öffentlicher Forschungs- und Hochschulbildungseinrichtungen in der ganzen EU verstreut", heißt es im Bericht weiter. Laut Professor Soete ist jedoch der Unterschied zwischen der EU und den USA bei den privaten Investitionen in Wissen am auffälligsten: "In der EU insgesamt sind wir nicht in der Lage, unsere Unternehmen und unsere Bürger davon zu überzeugen, in Wissen zu investieren. Dieses Versagen ist in erster Linie ein Versagen, die Hochschulbildung für die private Förderung zu "aktivieren", also zu öffnen." Europa muss Hochschulbildungsreformen als absolute Priorität behandeln, wenn es in der Wissenswirtschaft mithalten will, so der Bericht, und während die Bildung vornehmlich in der Kompetenz der Mitgliedstaaten liegt, muss die EU eine ergänzende Rolle dabei spielen, den Bildungspolitiken eine europäische Dimension zu geben. Gemäß der Analyse ist die Situation bei der Forschung genauso schwierig. Auch hier zieht Professor Soete einen Vergleich mit den USA, wo 95 Prozent der Förderung für die universitäre Forschung aus Bundesquellen in nur 200 Einrichtungen (von insgesamt 3.300) fließen. "Dies hat eine Konzentrierung und einen Forschungsstand hervorgebracht, die nicht vergleichbar sind mit dem, was wir heute in Europa haben." Daher sei eine Politik zur Aktivierung von Wissen erforderlich, mit dem Kompetenzen, Risikobereitschaft und Innovation aktiviert werden soll. Der Bericht enthält eine Reihe von Vorschlägen, um dieses Ziel zu erreichen. Zunächst müssen die EU-Länder effektivere Wege der Zusammenarbeit anstatt der "eher sanften" offenen Koordinierungsmethode finden, die sich laut dem Bericht von Professor Soete als "nicht besonders erfolgreich" erwiesen hat. Des Weiteren wird im Bericht die Einführung eines einzigen, allgemeinen Ziels für "Wissensinvestition" für Mitgliedstaaten vorgeschlagen, das die verschiedenen Komponenten der Wissensinvestition, einschließlich Bildungsausgaben und private und öffentliche Mittel, kombiniert. "Durch die Erweiterung des Wissenskonzepts um den Bereich Bildung könnten [...] die Mitgliedstaaten besondere Schwächen in ihren Bildungssystemen als integralen Bestandteil ihrer Wissens- und Innovationsinvestitionsstrategie angehen", so der Bericht. Außerdem könnte Europa konzertierte Anstrengungen unternehmen, Forschung und Hochschulbildung für die Privatförderung zu öffnen und der Bericht fordert eine Bewertung der Vorteile einer Einführung eines EU-weiten Rahmens für F&E-Steuervergünstigungen. Wie zuvor erwähnt, sollte auch die Universitätsreform eine Priorität sein, mit Fokus auf der Schaffung der erforderlichen kritischen Masse in europäischen Einrichtungen. "Ein Weg dahin könnte die Stärkung der Universitäten mit Spezialisierung in bestimmten Bereichen und ausreichender Beteiligung der Industrie sein", argumentiert der Bericht. "Wir müssen dann den Wettbewerb zwischen diesen Universitäten stärken. [...] Dieser wettbewerbliche Aspekt war einer der zentralen Gründe für die Dynamisierung des US-Hochschulbildungssystems." Schließlich gibt der Autor zu bedenken, dass ein einseitiger Schwerpunkt auf einer Stärkung von Wissen und Innovation ausschließlich innerhalb Europas einen altmodischen "eurozentrischen" Ansatz reflektiert. "Unsere Politiken können in einem geografischen Zuständigkeitsbereich verankert sein, ihre Ausrichtung und Perspektive muss jedoch global sein. Der europäische Wohlstand wird langfristig eine direkte Beeinflussung [...] von der Entwicklung gemeinsamer globaler Standards und der schnellen, weltweiten Verbreitung von Technologien in anderen, nicht-EU-Länder, erfahren. In diesem Zusammenhang sind Energiesparen, Umweltverträglichkeit, aber auch Gesundheit und Sicherheit zu nennen." Professor Soete schließt mit den Worten: "Ich habe hier erläutert, welche zentralen Herausforderungen bei der 'Aktivierung von Wissen' vor uns liegen. [...] Interessengruppen in der Gesellschaft (Gewerkschaften, Unternehmen, Regierungen, Bildungseinrichtungen und vor allem Einzelpersonen) müssen alle eine Rolle dabei spielen, diese Veränderung in die Realität umzusetzen. Fordern wir sie heraus."
Länder
Vereinigtes Königreich