Ultraschallgerät zur Erkennung von Meningitis bei Säuglingen
Allein in Europa wird bei fast 2,5 Mio. Säuglingen (unter einem Jahr), die hohes Fieber entwickeln, eine Meningitis als Ursache in Betracht gezogen. Obwohl die Erkrankungsrate relativ niedrig ist, kommt aufgrund des Sterblichkeitsrisikos und der schlechten Prognose bei Behandlungsverzug nur eine Lumbalpunktion als bislang einzige Nachweismethode in Frage. Allerdings ist das Verfahren invasiv, umständlich und zeitaufwändig und fällt bei 95 % aller Fälle negativ aus. Bis das Ergebnis vorliegt, oder wenn eine Lumbalpunktion nicht toleriert wird, muss das Kind stationär aufgenommen werden und erhält prophylaktisch Antibiotika gegen Meningitis, was EUweit jährlich 1,5 Mrd. EUR an Behandlungskosten verursacht. Ein innovatives Gerät Als Alternative zu unnötigen Lumbalpunktionen entwickelte das EU-finanzierte Projekt NEOSONICS nun ein innovatives, nicht-invasives System zur Erkennung von Meningitis bei Säuglingen. Das Gerät bestimmt mit einer hochauflösenden Ultraschallsonde schnell und einfach die Menge weißer Blutkörperchen in der Zerebrospinalflüssigkeit direkt unter der Fontanelle, dem weichen Punkt am Kopf eines Säuglings, an dem die Knochen noch nicht zusammengewachsen sind. „Mit der patentierten Technologie können wir auf detaillierten Ultraschallbildern einzelne Zellen in der Flüssigkeit erkennen, die Gehirn und Rückenmark umgibt“, erklärt Projektkoordinator Dr. Javier Jiménez, Gründer und CEO von Newborn Solutions. Dabei wird die Leukozytenzahl einfach per Knopfdruck gemessen, und erst bei Überschreitung des sehr genau definierten Grenzwertes für Meningitis wird eine Lumbalpunktion vorgenommen, um Proben für bakteriologische Tests zu entnehmen und den Infektionserreger festzustellen. Zudem liefert das Gerät Echtzeitinformationen und überwacht die Reaktion auf bestimmte Antibiotika, was aufgrund der Risiken bei einer Lumbalpunktion sonst nur selten erfolgt. Künftiger Einsatz des NEOSONICS-Systems Inzwischen wurde die klinische Machbarkeit der von NEOSONICS entwickelten Screening-Methode an einer kleinen Stichprobe von Patienten mit Meningitis demonstriert. Dr. Jiménez zufolge seien „die Ergebnisse ermutigend genug, um Projekt, Fördermitteleinholung wie auch die Entwicklung und Validierung der Technologie engagiert voranzutreiben.“ Insgesamt meldeten bereits 28 große Krankenhäuser in Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich sowie eine private Versicherungsgesellschaft in den Vereinigten Staaten und der Nationale Forschungsrat Spaniens Interesse am NEOSONICS-System an. Nach der Prototypentwicklung soll ab März 2019 in Krankenhäusern in Madrid und Mosambik eine Machbarkeitsstudie (PoC) belegen, dass das Gerät keine falsch-negativen Ergebnisse liefert. Dr. Jiménez zufolge besteht der „größte Projekterfolg in einem System, das Meningitis und künftig auch andere Infektionen mit einer nicht-invasiven Methode und genauer als je zuvor diagnostizieren kann.“ Bislang sind Untersuchungen auf andere Infektionen wie Arthritis und Peritonitis in Körperflüssigkeiten dicht unter der Hautoberfläche teilweise invasiv. Den Forschern zufolge wäre der Ansatz von NEOSONICS auch für diese Infektionen geeignet, da invasive Verfahren Komplikationen und unnötige Kosten verursachen können. Der innovative Test von NEOSONICS könnte die Meningitisdiagnose revolutionieren und die Sterblichkeit von Säuglingen in Entwicklungsländern senken. In Industrieländern könnte die Zahl der Lumbalpunktionen, der Einsatz unnötiger Antibiotika und nicht zuletzt der Kostenfaktor reduziert werden, was der Patientenversorgung und Nachhaltigkeit der Gesundheitssysteme zugute kommt. Für die Zukunft hofft Dr. Jiménez, dass „NEOSONICS für Kinderärzte das schnelle, einfache, schmerzfreie und kostengünstige Meningitis-Screening bei Säuglingen vereinfachen wird.“
Schlüsselbegriffe
NEOSONICS, Meningitis, Säugling, Lumbalpunktion, Ultraschall, Leukozytenzahl, Infektionen, nicht-invasiv, Screening, Diagnose