WSIS erzielt Kompromiss zur Verwaltung des Internets
Der zweite Weltgipfel über die Informationsgesellschaft (WSIS) schloss am 18. November in Tunis, Tunesien, mit der Einigung der Delegierten über die zwei zentralen Punkte auf der Tagesordnung: die Verwaltung des Internets und das Angehen der digitalen Kluft. Die EU spielte eine Schlüsselrolle bei der Aushandlung eines Last-Minute-Deals zur schrittweisen Internationalisierung der Verwaltung des Internets. Der vereinbarte Kompromisstext basiert größtenteils auf den im Juni vorgestellten EU-Vorschlägen. Als ein erstes wichtiges Element der Einigung wird ein neues internationales Internet-Verwaltungsforum eingerichtet, um Regierungen, den Privatsektor und die Zivilgesellschaft insgesamt bei politischen Diskussionen im Zusammenhang mit der Verwaltung des Internets zu vertreten. Es gab außerdem einen Konsens in Tunis dahingehend, dass Länder nicht an Entscheidungen in Bezug auf die Top Level Domain (TLD - Domänenname oberster Stufe) eines anderen Landes beteiligt werden sollten. Dieser Vorschlag wurde von der EU während der Verhandlungen intensiv unterstützt. Viviane Reding, EU-Kommissarin für Informationsgesellschaft und Medien und Leiterin der Delegation der Europäischen Kommission in Tunis, sagte: "Ich begrüße die jetzt in Tunis vereinbarten Texte. Sie ebnen den Weg für eine schrittweise Internationalisierung der Verwaltung des Internets." "Diese Einigung war möglich aufgrund der starken Überzeugung aller demokratischen Nationen, dass eine verbesserte internationale Zusammenarbeit die beste Möglichkeit ist, um Fortschritte in Bezug auf das Garantieren der Freiheit des Internets weltweit zu erzielen und Transparenz und Verantwortlichkeit bei Entscheidungen zu fördern, die die Architektur des Internets betreffen", sagte sie weiter. "Die Tatsache, dass sich die EU in Tunis einstimmig zu Wort meldete und sich im Vorfeld des Gipfels für mehr Zusammenarbeit bei der Verwaltung des Internets einsetzte, hatte sicherlich starken Einfluss auf diese positive Einigung." Nach Erzielen der Einigung über die Frage der Verwaltung des Internets verschob sich der Schwerpunkt des Gipfels hin zur Überwindung der digitalen Kluft. UN-Generalsekretär Kofi Annan forderte eine drastische Senkung der Kosten für die Verbindung, Computer und Mobiltelefone, und als Reaktion darauf stellte das Media Lab des MIT seinen Laptop für 100 USD (85,62 Euro) vor, der nach Aussagen des Unternehmens die Bildung weltweit revolutionieren wird. Nicholas Negroponte vom Media Lab am MIT stellte den Linux-basierten Vollfarb-, Vollscreen-Laptop vor, der innovative Energiequellen, einschließlich Handkurbel, verwendet. Mit dem Laptop wird man alles tun können, mit Ausnahme des Speicherns großer Datenmengen, und der Prototyp wird in Produktion gehen, sobald die Zahl der Bestellungen fünf Millionen erreicht. Auf dem Treffen bekundeten Indien, Brasilien und Russland ihr Interesse an einer Mindestbestellung von einer Million Computern. Negroponte sagt, er hoffe, dass bis zum Jahr 2007 100 Millionen Geräte hergestellt würden, wobei das letztendliche Ziel darin bestehe, bis zum Jahr 2010 jedes Kind mit einem tragbaren Computer auszustatten. Um dies zu erreichen, wurde die neue gemeinnützige Vereinigung One Laptop per Child (OLPC) eingerichtet. Die Laptops sind nicht als ein in erster Linie kommerzielles Projekt bestimmt und sie werden nur an Schulen direkt über große Regierungsinitiativen verteilt. Die Initiative ist ein Partner des "Connect The World"-Programms der Internationalen Fernmeldeunion.