Chancen, aber auch fortdauernde Hindernisse bei der Koordinierung der nationalen Forschungsprogramme
Eine kürzliche hochrangige Konferenz zur Koordinierung nationaler Forschungsprogramme schloss damit, dass sich die Teilnehmer über die einzigartigen Vorteile einer solchen Koordinierung einig waren und versprachen zusammenzuarbeiten, um die Schranken zu beseitigen, die immer noch die optimale Integration nationaler Forschungsprogramme behindern. Die Konferenz in Manchester wurde gemeinsam von der britischen Ratspräsidentschaft und der Europäischen Kommission ausgerichtet. Mit dem Treffen, an dem Forschungspolitiker aus ganz Europa teilnahmen, sollte die Debatte über diesen wichtigen Aspekt der Politik in Bezug auf den Europäischen Forschungsraum wieder belebt werden. Zuerst wurden im Rahmen der Konferenz aktuelle Initiativen zur Erleichterung der besseren Koordinierung nationaler F&E-Programme bewertet, bevor neue Möglichkeiten betrachtet wurden, mit denen Synergien zwischen diesen Programmen besser genutzt werden könnten. Trotz eines Umfelds, in dem die europäischen öffentlichen Verwaltungen jährlich gemeinsam über 75 Milliarden Euro in F&E investieren - eine Investition, die steigt, wenn die EU-Länder Fortschritte in Bezug auf das Erreichen des Dreiprozentziels von Barcelona machen -, sind die Gesamtauswirkungen der Forschung aufgrund der Fragmentierung der nationalen Programme sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene immer noch begrenzt. Mit Ausnahme einiger spezifischer Fälle, in denen Wettbewerbs- oder länderspezifische Gründe die Isoliertheit nationaler Programme rechtfertigen können, zeigen die Popularität und der Erfolg des ERA-NET-Programms - eine EU-Initiative zur Erleichterung der Koordinierung zwischen nationalen F&E-Programmen - klar den Vorteil einer verstärkten grenzüberschreitenden Koordinierung für eine breite Palette von Programmbereichen auf. Um die Ausrichtung der Debatte zu unterstützen, wurden im Rahmen einer vom britischen Wissenschafts- und Technologiebüro (OST) in Auftrag gegebenen Studie mit dem Titel "European Frameworks to Facilitate Multilateral Cooperation between National R&D Programmes" ("Europäische Rahmen zur Erleichterung der Multilateralen Zusammenarbeit zwischen Nationalen F&E-Programmen") die Ziele und der Entwurf verschiedener Organisationen und Instrumente auf EU-Ebene sowie der Umfang, in dem diese zur Überwindung von Hindernissen für die grenzüberschreitende Forschungszusammenarbeit beitragen können, geprüft. Neben der Europäischen Kommission, deren Sechstes Rahmenprogramm (RP6) drei Initiativen umfasst, um die Koordinierung nationaler Programme anzugehen - die CREST-Initiative zur gegenseitigen Öffnung nationaler Programme, das ERA-NET-Programm und das Instrument im Rahmen von Artikel 169 - wurden verschiedene andere Gremien zur Erleichterung identifiziert. Diese umfassen das zwischenstaatliche EUREKA-Programm, die Europäische Wissenschaftsstiftung (EWS), die Europäischen Leiter der Forschungsräte (EuroHORCS) und den zwischenstaatlichen Rahmen für die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der wissenschaftlichen und technologischen Forschung (COST). Darüber hinaus gibt es weitere bereichsspezifische Organisationen, die versuchen, die europäische Koordinierung zu erleichtern, wie beispielsweise das Europäische Konsortium für Wissenschaftliche Ozeanbohrungen (ECORD), der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) and das wissenschaftliche Programm "Menschliche Grenzen" (HFSP). Es gab einen allgemeinen Konsens in Bezug auf die potenziellen Vorteile der Koordinierung nationaler Forschungsprogramme. Den Teilnehmern zufolge können gemeinsame politische Herausforderungen (z. B. Fischerei, Landwirtschaft und Klimawandel) durch eine gemeinsame Reaktion der Forschung besser angegangen werden. Die Koordinierung erlaubt außerdem die Nutzung komplementärer Stärken und die Minimierung von Doppelarbeit. Ferner kann die grenzüberschreitende Koordinierung eine kritische Masse liefern, die auf nationaler Ebene eventuell nicht möglich ist, und erlaubt den Austausch bestmöglicher Verfahren beim Entwurf und der Umsetzung von Forschungsprogrammen. Die Teilnehmer ermittelten jedoch eine Reihe von Hindernissen für die optimale Koordinierung nationaler Programme, die immer noch in Europa bestehen. Diese wurden grob in "institutionelle" Hindernisse und "praktische" Hindernisse unterteilt. Institutionelle Hindernisse ergeben sich häufig aus dem primär nationalen Schwerpunkt der Inlandspolitik. Darüber hinaus wird anerkannt, dass die Priorität, die der internationalen Zusammenarbeit und Koordinierung mit anderen nationalen Forschungsprogrammen auf politischer Ebene eingeräumt wird, in vielen Bereichen zu niedrig ist. Zu den praktischen Hindernissen gehören unterdessen die Gesetzgebung oder Vorschriften für die inländischen Forschungsausgaben, die Flexibilität von Finanzierungszuweisungen, Sprach- und Währungsunterschiede. In ihren Schlussfolgerungen haben die Teilnehmer anerkannt, dass die Programmmanager dank des Bottom-up-Erfolgs von Initiativen wie ERA-NET das Potenzial erkannt haben, das auf Arbeitsebene existiert, und die gebotenen Chancen zum Aufbau von Netzwerken, zum Austausch bestmöglicher Verfahren und zur Planung gemeinsamer Aktivitäten ergriffen haben. Dies hat die Beseitigung einiger praktischer Hindernisse gefördert und ein Kern bestmöglicher Verfahren wurde für die Zukunft geschaffen. Die Teilnehmer stimmten zwar überein, dass die Unterstützung von Initiativen zur Verstärkung der nationalen Koordinierung unter dem RP7 fortgesetzt werden sollten, betonten jedoch die Tatsache, dass strategische Entscheidungen zu Koordinierungsmaßnahmen weiterhin in den Zuständigkeitsbereich der Mitgliedstaaten fallen. Im Rahmen der kürzlich vorgelegten Vorschläge für das Siebte Rahmenprogramm (RP7) plant die Kommission, die bestehenden ERA-NET-Projekte dazu zu ermuntern, weiter zu gehen, indem ihre Zusammenarbeit und Aktivitäten durch ERA-NET-PLUS-Programme erweitert werden. Die Kommission beabsichtigt außerdem eine umfassendere Nutzung des Instruments im Rahmen von Artikel 169 unter dem RP7. Die Teilnehmer kamen außerdem zu der Schlussfolgerung, dass der Schwerpunkt in der nächsten Phase auf der Beseitigung der identifizierten "institutionellen" Hindernisse liegen sollte. Den Koordinierungsaktivitäten sollte größere politische Bedeutung auf nationaler Ebene eingeräumt werden, um einen komplementären strategischen Top-Down-Ansatz der Mitgliedstaaten zu fördern. Schließlich wurden die Mitgliedstaaten während der Konferenz aufgefordert, Prioritäten zu setzen und festzulegen, welche nationalen Programme in Zukunft stärker koordiniert werden sollten.
Länder
Vereinigtes Königreich