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Define the global and financial impact of research misconduct

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Neue Instrumente zur Bekämpfung von Forschungsbetrug

Ein EU-Projekt hat Bilanzierungs-, Governance- und Schulungsinstrumente entwickelt, mit denen die Kosten und das potenzielle Eintreten von Forschungsbetrug abgeschätzt sowie der Ausbildungsstand und die Aufmerksamkeit in Bezug auf die Integrität der Forschung verbessert werden können.

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Fehlverhalten in der Forschung ist ein facettenreiches Phänomen, dessen gesamte Tragweite schwer abzuschätzen ist. Zweifellos hat es jedoch erhebliche negative wirtschaftliche, finanzielle, persönliche und gesellschaftliche Auswirkungen auf Einzelpersonen, Institutionen, Forschung, Wissenschaft und das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Das EU-finanzierte Projekt DEFORM verfolgte einen auf die Bilanzierung abzielenden Ansatz für das Problem, indem vorhandene, zur Bewertung von Risiken dienende Prüfinstrumente umfunktioniert werden. Die Studie untersuchte die sozialen und wirtschaftlichen Kosten des Fehlverhaltens in der Forschung mit Hilfe verschiedener analytischer Ansätze. Man zeigte Wege auf, die möglicherweise das Auftreten von betrügerischem Verhalten signalisieren. Die durchgeführten Arbeiten offenbarten enge Wechselbeziehungen zwischen vermuteter Prävalenz und Auftreten von wissenschaftlichem Fehlverhalten und Pannen in Regulierungs- und Überwachungssystemen sowie institutionellen und strukturellen Fehlern. Diese wiederum sind mit dem Druck zur Absicherung von Finanzmitteln, zum Erzeugen quantifizierbarer Ergebnisse im Schnellverfahren und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Forscherteams verbunden. Die größte Bedeutung kommt jedoch den Spannungen zwischen dem, was Forschung und Wissenschaft versprechen oder angeblich versprechen sollen, und dem, was sie leisten können, zu. Diese Form des „Omik-Versprechens“ lastet schwer auf Institutionen und Forscherteams und kultiviert oder fördert die Bedingungen für wissenschaftliches Fehlverhalten oder Forschungsbetrug. Von daher ergab die Projektforschung, dass im Zusammenhang mit Finanzanalysesystemen, die eine Gewinnmaximierung in den Vordergrund stellen und moralisch einwandfreie Praktiken abwerten, gewissermaßen Anreize zum Betrug in die aktuellen Systeme zur Bewertung von Aktiva integriert sind. Daher ist das Potenzial von Betrug und Fehlverhalten in der Forschung permanent vorhanden. Der neueste hochkarätige Fall gefälschter Emissionsdaten bei Dieselfahrzeugen von Volkswagen war eine der Fallstudien, die analysiert wurden. Resultat dieses Falls waren Gefängnisstrafen für einige Führungskräfte des Unternehmens und Bußgelder in Milliardenhöhe. Die Kosten des Risikos Die Ermittler argumentierten, dass eine Analyse von Versprechungen der Weg zu einer Abschätzung des Betrugsrisikos sein könnte. Im Mittelpunkt der Forschung von DEFORM steht die Auffassung, dass wissenschaftliches Fehlverhalten aus der Spannung zwischen den versprochenen Ergebnissen und den Schwierigkeiten, diese zu erreichen, erwächst. Das Prinzip gilt in gleicher Weise für Unternehmen und einzelne Forschende unter Veröffentlichungsdruck und wurde in Hinsicht auf individuelle, institutionelle und strukturelle Fragen überprüft. DEFORM entwickelte zwei (abwärts bzw. aufwärts ausgerichtete) Modelle, die jeweils auf die bewährten wirtschaftlichen Konzepte der Produktivitäts- und Bewertungsanalyse zurückgreifen. Die Risikokosten stellen die Schlüsselvariable dar. Die Modelle prognostizieren folgendes: Ist es möglich, diese Zahl zu schätzen, dann muss es auch möglich sein, das Fehlen von Risiken zu bewerten. Neue Begriffe in der Finanzbuchhaltung „Wenn wir Betrug eindämmen wollen“, sagt DEFORM-Forscherin Caroline Gans Combe, „dann ist es notwendig, in den Bilanzen die potenziellen Kosten des Betrugs zu bestimmen.“ Im Endeffekt würden die Vorschläge von DEFORM einen völlig neuen Begriff – die Risikovermeidungsbewertung – in die Gewinn- und Verlustrechnungen einbringen. Das Forscherteam schlägt vor, den Begriff in zukünftige Bilanzierungsstandards aufzunehmen. Dieser wäre für die Fachleute der Bereiche Finanzierung, Wirtschaftsprüfung und Versicherungen ein nützlicher Indikator. Als nächstes plant das DEFORM-Forscherteam die weitere Validierung seiner Modelle. Das Konsortium wird sich außerdem mit den verbleibenden Hindernissen beschäftigen, die der Umsetzung und Akzeptanz im Wege stehen. Insbesondere wird man an einer Neugestaltung der Governance in der Forschung arbeiten. Das Projekt empfiehlt klarere Sanktionen und Definitionen in Bezug auf die institutionelle Kompetenz. Die Initiative fordert überdies klare Leitlinien zum Thema Haftung, die das Team vorbereiten wird. Die Gruppe plant, sich im Sinne einer Professionalisierung des Forschungsmanagements einzusetzen. Die innerhalb von DEFORM entwickelten neuen Konzepte können die Erkennung von Anzeichen für wissenschaftlichen Betrug ermöglichen. Zukünftige Bilanzierungspraktiken könnten routinemäßig nach diesen suchen.

Schlüsselbegriffe

DEFORM, Betrug, Risiko, wissenschaftlich, Betrugskosten, Spannungen durch Versprechen, Omik-Versprechen, Bilanzprüfung, Risikovermeidungsbewertung

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