Europäische Erdbeobachtungsinstrumente für effektive Katastrophenvorbereitung und -reaktion
Jüngste Naturkatastrophen wie der Tsunami im Indischen Ozean oder das Erdbeben in Südasien haben uns vor Augen geführt, dass effektive Maßnahmen der Katastrophenvorbereitung und -reaktion für die Opfer eine Frage von Leben und Tod sind. Als eine der wichtigsten Geberorganisationen und als wichtiger Koordinator der Katastrophenschutzmaßnahmen und humanitären Hilfe der EU muss die Europäische Kommission in der Lage sein, innerhalb von Stunden nach Eintritt einer Katastrophe wirksame Notfallentscheidungen zu treffen, sowohl im finanziellen Bereich als auch zur Unterstützung der humanitären Hilfs- und Aufbaumaßnahmen. Die Gemeinsame Forschungsstelle (GFS) der Kommission erleichtert mit ihren hochmodernen Erdbeobachtungsinstrumenten, die schnell relevante Informationen sammeln, diese Entscheidungen. Mithilfe von hoch auflösenden Satelliten- und Informationstechnologien können die Experten der GFS rasch Katastrophenhilfe vor Ort leisten: Sie erstellen aktuelle Katastrophenkarten, die anzeigen, welche Transportwege noch intakt sind und welche Gebiete betroffen sind, damit Rettungsteams und humanitäre oder Wiederaufbauhilfe optimal eingesetzt werden können. Nach dem Erdbeben in Südasien am 8. Oktober hat das Global Disaster Alert and Coordination System (GDACS) innerhalb von nur 30 Minuten per SMS und E-mail eine Alarmmeldung an Rettungsdienste verschickt. Das GDACS wurde von der GFS zusammen mit der GD ECHO (humanitäre Hilfe) und dem UNOCHA, dem United Nations Office for Coordination of Humanitarian Affairs, entwickelt. Der Einsatz des GDACS löste eine unmittelbare Reaktion aus, zu der auch 3,6 Millionen Euro Soforthilfe gehörten. In Zusammenarbeit mit der RESPOND-Partnerschaft hat die GFS auch begonnen, hoch auflösende Karten und Folgeabschätzungen zu erstellen, die die Arbeit der Dienststellen der Kommission, die Katastrophenschutzmechanismen der EU, und der europäischen und internationalen Hilfsorganisationen unterstützen. Durch diese Instrumente konnten befahrbare Straßen identifiziert und andere vermieden werden, die durch Erdrutsche unpassierbar geworden waren. So konnte die Hilfe schnellstmöglich die zerstörten Gebiete erreichen. Darüber hinaus war es der GFS durch die schnelle Analyse der Bilder vor und nach der Katastrophe möglich, die am schlimmsten zerstörten Gebiete schnell zu identifizieren, insbesondere in abgelegenen und schwer zugänglichen Regionen, und die Anzahl der wahrscheinlich betroffenen Menschen zu schätzen. Dadurch konnten die Hilfsorganisationen ihre Einsätze auf die Gebiete mit den meisten Überlebenden konzentrieren, wo die humanitäre Hilfe am dringendsten gebraucht wurde. Sie stellten schnell fest, dass bis zu drei Millionen Menschen in einem 90 km-Radius um das Epizentrum des Erdbebens betroffen waren. Diese Karten und Bewertungen sind jetzt über die Websites der GFS elektronisch zugänglich. Sie werden an die NRO verteilt und leisten so einen Beitrag zur Planung weiterer Wiederaufbaumaßnahmen. Die größte Herausforderung, die noch gemeistert werden muss, ist die Generierung genauer und nützlicher Informationen, die die Frühphase der Such- und Rettungsoperationen in künftigen Katastrophengebieten unterstützen. Die Raumfahrtindustrie hat sich dieser Herausforderung schon gestellt: Sie plant optische und radarbasierte Missionen, die mehr wolkenfreie Satellitendaten mit sehr hoher räumlicher Auflösung bieten, die direkt nach der Katastrophe aufgenommen werden.