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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Barroso schlägt Maßnahmen vor, um die Wissenschaft so erfolgreich wie die Künste in Europa zu machen

"Kunst und Wissenschaft sind die Beine, auf denen Europa steht", sagte der Präsident der Europäischen Kommission José Manuel Barroso am 13. Januar in einer Rede an der Delft University of Technology. Aber während Barroso zufolge die Künste in Europa blühen, "ist das Bild für W...

"Kunst und Wissenschaft sind die Beine, auf denen Europa steht", sagte der Präsident der Europäischen Kommission José Manuel Barroso am 13. Januar in einer Rede an der Delft University of Technology. Aber während Barroso zufolge die Künste in Europa blühen, "ist das Bild für Wissenschaft, Forschung und Technologie gemischter und in einiger Hinsicht sind die langfristigen Trends alarmierend". Der Kommissionspräsident führte Rekordzahlen für Besuche in Galerien, die Veröffentlichung von mehr Büchern als je zuvor und die aktivere Beteiligung der kreativen Industrien an der europäischen Wirtschaft an, um aufzuzeigen, dass die Künste in Europa blühen. Dagegen ergehe es der EU in Bezug auf die Wissenschaft nicht so gut wie ihren traditionellen und neuen Konkurrenten. "Die EU investiert etwa ein Drittel weniger in die Forschung als die USA. Ihre Ausgaben für F&E [Forschung und Entwicklung] als BIP-Anteil stagnieren, während die Forschungsinvestitionen in China jährlich um 20 Prozent zunehmen. Die Tendenz für die Verlagerung der Forschungstätigkeiten multinationaler Unternehmen von Europa in andere Länder, und zunehmend nach Asien, steigt", sagte Barroso. Wenn außerdem berücksichtigt werde, dass Europa weniger Forscher aus anderen Ländern anzieht als die USA und dass drei Viertel der in der EU geborenen Wissenschaftler, die ein Doktorstudium in den USA absolvieren, sagen, dass sie nach dem Abschluss gerne dort bleiben möchten, sehe es für die europäische Forschung ziemlich düster aus. Die Kommission versucht diesen Trend umzukehren, indem sie Vorschläge für Organisationen wie ein Europäisches Institut für Technologie und einen Europäischen Forschungsrat entwirft und abschließt. Die Kommission befindet sich außerdem in dem Prozess der Identifikation spezifischer Maßnahmen, die das Wachstum innovativer europäischer Unternehmen, insbesondere kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), unterstützen werden. Die Anwendung der Gesetzgebung zu staatlichen Beihilfen und die Wettbewerbsregeln werden ebenfalls überprüft. Barroso zufolge ist die Modernisierung des Hochschulsektors in Europa ebenfalls vorrangig. Zu den Hindernissen gehören Schranken zwischen Hochschulen sowie zwischen Hochschulen und Unternehmen, eine Finanzierungslücke im Vergleich zu den USA und mangelnde echte Unabhängigkeit der Hochschulen. Die Beseitigung der Hindernisse könne nur erfolgen, wenn die "restriktiven nationalen Vorschriften" beseitigt würden und wenn das Vertrauen in die Abschlüsse anderer Mitgliedstaaten sowie die grenzüberschreitende Mobilität der Studenten und Mitarbeiter zunehme, sagte der Kommissionspräsident. "EU-Programme wie Erasmus und Marie Curie haben hier positive Auswirkungen, aber es bleibt die Tatsache, dass immer noch echte Anstrengungen seitens der Mitgliedstaaten und der Hochschulen selbst erforderlich sind, um die notwendigen Rahmen bereitzustellen", sagte Barroso. Barroso bemerkte außerdem, dass die Finanzierungsmittel nicht proportional zu den zunehmenden Studierendenzahlen wachsen. Im Gegenteil, die den Hochschulen zur Verfügung stehenden Mittel pro Student seien in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zurückgegangen. Barroso, der die nationalen Systeme kritisierte, die die Aktivitäten einiger Hochschulen behindern, sagte, die Hochschulen "können - oder vielleicht sollte ich sagen, dürfen - die Differenz nicht von privaten Quellen beschaffen". Das Investitionsdefizit in Bezug auf das Hochschulwesen sei jetzt so groß, dass ein Aufschließen zu den USA jährlich mit zusätzlichen Ausgaben von 10.000 Euro pro Student in Europa verbunden sei, so Barroso. "Es ist schwierig zu sehen, wie wir mit den Besten der Welt konkurrieren sollen, wenn keine Maßnahmen zur Schließung dieser Lücke ergriffen werden", fügte er hinzu. Barroso, der sich für eine Kombination aus echter Unabhängigkeit und Verantwortlichkeit der Hochschulen aussprach, sagte: "Die Regierungen der Mitgliedstaaten schätzen ihre Hochschulen so hoch, dass sie sie manchmal etwas zu eng umarmen. Mikromanagement, die Auferlegung exzessiver Einheitlichkeit: Die Auswirkungen können erstickend sein." Stattdessen sollten die Regierungen ihre Beteiligung auf den Aufbau und die Orientierung des Hochschulsektors insgesamt beschränken und es den Hochschulen selbst überlassen, ihre eigenen Prioritäten und Programme festzulegen, ihre eigene Organisationsstruktur zu schaffen, ihre eigenen physischen, finanziellen und intellektuellen Vermögenswerte, Haushalte und Partnerschaften zu verwalten, ihre Mitarbeiter einzustellen und angemessen zu bezahlen und ihre kollektiven Anstrengungen auf institutionelle Prioritäten in den Bereichen Forschung, Lehre und Dienstleistungen auszurichten, so Barroso. Der Kommissionspräsident forderte außerdem die Anerkennung und Auszeichnung von Spitzenleistungen auf höchster Ebene. Er schlug vor, dass dies durch strukturierte Graduierten- und Doktor-/Promotionsschulen erfolgen solle. Die Kommission beabsichtige ihrerseits die Förderung von Spitzenleistungen durch die Gründung eines Europäischen Instituts für Technologie (EIT). "Spitzenleistungen brauchen Flaggschiffe", sagte Barroso. Die Einzelheiten zum EIT seien noch nicht abgeschlossen, aber derzeit sei der Plan für das EIT "eine Organisationsform, die Hochschulbildungs-, Forschungs- und Innovationstätigkeiten, sowohl in einigen strategischen Themenbereichen als auch im Bereich des Wissenschafts- und Innovationsmanagement, durchführt". "Um das Rad nicht neu zu erfinden, sollte es auf dem Grundsatz der Bündelung vorhandener europäischer Ressourcen basieren", ergänzte Barroso. Falls der Frühjahrsgipfel des Europäischen Rats grünes Licht für die Idee gebe, werde diesen Sommer voraussichtlich ein Gesetzesvorschlag dafür eingereicht, dass das EIT für das Studienjahr 2009/2010 Studenten begrüßen könne. Barroso kam zum Schluss seiner Rede auf die Frage "Kunst oder Wissenschaft?" zurück. Er habe sich nicht auf die Wissenschaft konzentriert, weil diese wichtiger als die Kunst sei, sondern wegen der Schwächen in der Wissenschaft. "Kunst und Wissenschaft sind die Beine, auf denen Europa steht. Daher würden wir gut daran tun sicherzustellen, dass die Bedingungen immer dazu geeignet sind, dass Beide blühen können", sagte er.