Neue Forschung stellt Effektivität von Agrarumweltprogrammen der EU in Frage
Im Rahmen neuer, von der Europäischen Union finanzierter Forschung wurde die Effektivität der Bereitstellung finanzieller Anreize für Landwirte zur Annahme umweltfreundlicherer Anbaumethoden als Mittel zum Schutz der Artenvielfalt in Frage gestellt. Im Jahr 2003 gab die EU schätzungsweise 3,7 Milliarden Euro für so genannte Agrarumweltprogramme (AUP) aus und im Jahr 2005 wurden etwa 25 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche in der EU15 durch ein Agrarumweltprogramm abgedeckt. Nach drei Jahren Forschung in den Niederlanden, Deutschland, dem VK, der Schweiz und Spanien kamen Wissenschaftler jedoch zu der Schlussfolgerung, dass AUP in Europa "als politische Instrumente größtenteils ineffektiv zu sein scheinen". In einer Erklärung der Universität Wageningen, die die Studie leitete, heißt es: "Die Forschung in fünf europäischen Ländern hat gezeigt, dass verbreitete Arten von Vögeln, Insekten und Pflanzen nicht sehr viel von dieser Art von Naturbewirtschaftung profitieren und seltene Arten wesentlich weniger profitieren. Es gibt praktisch keine Vorteile für bedrohte Arten (die auf der Roten Liste stehen)." Für die Studie analysierten die Forscher die Anzahl spezifischer Pflanzen, Vögel, Bienen, Grashüpfer, Grillen und Spinnen auf 202 landwirtschaftlichen Flächen, die durch AUP abgedeckt sind, und verglichen diese mit den Ergebnissen auf Flächen, die nicht durch AUP abgedeckt sind. Während die Forscher einräumten, dass AUP "eine geringe positive Auswirkung auf den Erhalt der Artenvielfalt und den Schutz bedrohter Arten" haben, kommen sie zu der Schlussfolgerung, dass das politische Instrument in seiner derzeitigen Form nicht ausreicht, um den Abwärtstrend in der Artenvielfalt zu stoppen. Im Rahmen der Studie wurden jedoch genügend Beispiele für einzelne AUP identifiziert, die die Wissenschaftler veranlassten darauf hinzuweisen, dass die Politik mit der richtigen Erkenntnisgrundlage, dem richtigen Entwurf sowie der richtigen Ausrichtung und Finanzierung einen angemessenen Schutz für die Artenvielfalt liefern könnte. "Um zu funktionieren und nachzuweisen, dass sie funktioniert haben (oder nicht), brauchen AUP klare Ziele", schlussfolgerten die Forscher. Regionsspezifische Ausbildung und Beratung für Landwirte seien ebenfalls entscheidende Faktoren für den Erfolg derartiger Programme, so die Forscher weiter. Darüber hinaus sind umfangreiche ökologische Bewertungen ebenfalls wichtig für den erfolgreichen Entwurf von AUP und diese Bewertungen müssen transparent und inklusiv sein und von qualifizierten Ökologen durchgeführt werden. Schließlich betonten die Wissenschaftler, dass "Agrarumweltprogramme als Arbeitshypothesen betrachtet werden sollten, die einer konstanten Anpassung bedürfen". Laut der Website der GD Landwirtschaft der Kommission wurden AUP Ende der 1980er Jahre "als ein Instrument zur Unterstützung spezifischer Landwirtschaftspraktiken, die zum Umweltschutz beitragen und die Landschaft erhalten", eingeführt. Landwirte, die für mindestens fünf Jahre umweltfreundliche Bewirtschaftungstechniken annehmen, die über die übliche gute Bewirtschaftungspraxis hinausreichen, erhalten im Gegenzug Zahlungen, die die entstehenden zusätzlichen Kosten und Einkommensverluste ausgleichen. Als ihr die Ergebnisse der Studie vorgestellt wurden, sagte ein Sprecher der Landwirtschaftskommissarin Mariann Fischer Boel gegenüber CORDIS-Nachrichten: "AUP sollen mehr als lediglich Artenvielfalt abdecken - beispielsweise Bodenschutz. Sie sollen nicht die Aufgabe der Umweltpolitik übernehmen. Zweitens stellt sich hier die Frage der Zeitspanne. Es dauert lange, bis die Vorteile sichtbar werden, und man kann keine Wunder über Nacht erwarten." Die Kommission sei der Ansicht, dass die Programme nützlich sind und viel Gutes getan haben, so der Sprecher abschließend, aber sie werde einen strategischeren Ansatz für Agrarumweltprogramme unter dem nächsten Finanzzeitraum (2007 bis 2013) mit wesentlich klareren Zielen annehmen. Die Forschung wurde unter dem Fünften Rahmenprogramm (RP5) finanziert und im Wissenschaftsmagazin "Ecology Letters" veröffentlicht.
Länder
Schweiz, Deutschland, Spanien, Niederlande, Vereinigtes Königreich