Skip to main content
Weiter zur Homepage der Europäischen Kommission (öffnet in neuem Fenster)
Deutsch Deutsch
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS
CORDIS Web 30th anniversary CORDIS Web 30th anniversary

Article Category

Inhalt archiviert am 2023-03-02

Article available in the following languages:

Kommission und afrikanische Akademien diskutieren Herausforderungen und Möglichkeiten engerer Wissenschaftskooperation

Am 6. Februar hat die Europäische Kommission mit Vertretern afrikanischer Wissenschaftsakademien, Ministerien und Botschaften die Modalitäten einer engeren Wissenschafts- und Technologiezusammenarbeit besprochen. Das Gespräch drehte sich um die Hindernisse, die der Teilnahme a...

Am 6. Februar hat die Europäische Kommission mit Vertretern afrikanischer Wissenschaftsakademien, Ministerien und Botschaften die Modalitäten einer engeren Wissenschafts- und Technologiezusammenarbeit besprochen. Das Gespräch drehte sich um die Hindernisse, die der Teilnahme an EU-Programmen im Wege stehen, um Kapazitätsaufbau in Afrika und um ethische Aspekte der Forschung in Entwicklungsländern. Darüber hinaus wurden die Möglichkeiten diskutiert, die das Siebte Rahmenprogramm (RP7) bietet, sowie die RP6-Aufforderung vom 15. Februar, die Organisationen aufruft, sich an laufenden Projekten zu beteiligen. Andras Siegler, Direktor für internationale wissenschaftliche Kooperation in der GD Forschung der Kommission, wies darauf hin, dass dies seine erste Gelegenheit sei, Vertreter afrikanischer Wissenschaftsakademien zu treffen. Die allgemeine EU-Partnerschaft dagegen, so Siegler, bestehe schon 25 Jahre, seit sie mit dem Vertrag von Lomé eingeläutet wurde, der den afrikanischen, karibischen und pazifischen (AKP) Staaten einen Sonderstatus einräumte. Die Mitteilung der Kommission aus dem Jahr 2005 über eine "Strategie der Europäischen Union für Afrika" unterstrich erneut, das grundsätzliche Ziel sei, Afrika dabei zu helfen, die so genannten Millennium-Entwicklungsziele (Millennium Development Goals - MDGs) zu erreichen. Die Rolle von Wissenschaft und Technologie in Bezug auf die MDG wird seit der Konferenz über Forschung für nachhaltige Entwicklung, die im Juli 2002 mit den AKP-Staaten in Kapstadt, Südafrika, abgehalten wurde, zunehmend betont. Weiter gestärkt wurde sie letztes Jahr sowohl im britischen Bericht der Kommission für Afrika als auch beim G8-Gipfel im Juli in Gleneagles. Als die Afrikanische Union (AU) die "Strategie der Europäischen Union für Afrika" im Oktober 2005 offiziell unterstützte, traf die AU-Kommissarin für Wissenschaft und Technologie, Dr. Nagia Mohammed Assayed, auch Janez Potocnik, den EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung. Viele der Akademien, die bei dem Treffen vertreten waren, sind jetzt Mitglieder des 2001 eingerichteten Netzwerks afrikanischer Wissenschaftsakademien (Network of African Science Academies - NASAC), das eng mit der AU und der NEPAD, der New Partnership for Africa's Development, zusammenarbeiten soll. Professor Mugambi, Präsident der ugandischen nationalen Akademie der Wissenschaften, erklärte, dass dem NASAC derzeit zwar erst 13 Akademien angehören, dass man aber darauf hinarbeite, Vertreter von allen 53 Mitgliedsländern der AU einzubeziehen. Ein Schwerpunkt des Treffens waren die Möglichkeiten, die die EU-Forschungsprogramme für weniger formelle und stärker praktisch orientierte Partnerschaften bieten. Siegler stellte einige der relevanten Vorschläge des Siebten Forschungsrahmenprogramms (RP7) vor, betonte dabei aber, dass es lediglich eine von vielen europäischen Initiativen für Entwicklung und Zusammenarbeit sei. Die Vorschläge für internationale Kooperation im RP7, so Siegler, basierten auf drei Prinzipien: Das erste sei das Ziel, Europa einen Wettbewerbsvorteil in der globalen Wirtschaft zu verschaffen. Dies soll durch verstärkte Forschungs- und Entwicklungszusammenarbeit im Allgemeinen erreicht werden, insbesondere mit Entwicklungs- und aufstrebenden Wirtschaften. Darüber hinaus soll die EU für Forscher attraktiver gemacht werden. Unter dem Programm "Menschen" des RP7 unterstützen die internationalen Marie Curie-Stipendien Austausch- und Arbeitsaufenthalte für nicht europäische Forscher. Die Einführung von Wiedereingliederungsbeihilfen und die neue Richtlinie über das "Wissenschaftsvisum" möchten diese Austauschinitiativen weiter erleichtern. Das zweite Prinzip der internationalen Zusammenarbeit im RP7 sei die Unterstützung von Forschung in beiderseitigem Interesse und zu beiderseitigem Gewinn. Das bedeutet, dass einerseits der globale Bedarf angesprochen und EU-Politiken und Außenbeziehungen gestärkt werden müssen, andererseits jedoch müsse die Kosteneffizienz der Forschung und Kapazitätsbildung verbessert werden. Das dritte Prinzip verlange, dass die EU-Forschung sich immer an kritischem und spezifischem Bedarf orientiere. Problemlösung erfordere multidisziplinäres und sich ergänzendes Fachwissen. Internationale Kooperation und Partnerschaften können dazu beitragen, dieses Wissen zusammenzuführen. Das RP7-Programm "Ideen" schlägt die Einrichtung eines Europäischen Forschungsrats vor, der auf der Basis europaweiten Wettbewerbs Mittel für Grenzforschung an einzelne Forschungsgruppen vergibt. Sogar hier ist die Beteiligung einzelner nicht europäischer Forscher möglich, sofern diese Beteiligung in beiderseitigem Interesse ist. Das Programm "Kapazitäten" enthält ebenfalls ein Unterkapitel zu internationaler Zusammenarbeit: Es unterstützt die Bildung von Netzwerken zur Koordinierung nationaler Politiken, Ermittlung von Synergieeffekten und zur Einrichtung von Politikdialogen. Das Programm "Kooperation" umfasst Mittel für die Zusammenarbeit mit Nicht-EU- oder assoziierten Ländern in allen Forschungsbereichen, so wie es schon im RP6 gehandhabt wird. Ein Vertreter aus Tansania wies darauf hin, dass er dies zwar begrüße, betonte aber, aus Mangel an Kapazitäten sei es fast unmöglich, sich effektiv sowohl an der Forschung als auch an der Politikdebatte zu beteiligen. Viele der afrikanischen Teilnehmer unterstrichen, wie schwierig es sei, Projektpartner zu finden oder sich an europäischen Forschungskonsortien zu beteiligen. Die Kommission wies derweil darauf hin, dass es sogar in den EU-Mitgliedstaaten nur wenig bekannt sei, dass die thematischen Programme des RP6 schon immer für Teilnehmer aus Drittstaaten offen stehen. Sogar, so wurde explizit betont, bei den europäischen Technologieplattformen sei internationale Zusammenarbeit und Teilnahme möglich. Vertreter der GD Entwicklung und von EuropeAid stellten weitere EU-Politikinitiativen vor, die Entwicklungs- und Forschungspolitik kohärenter gestalten sollen, insbesondere im Hinblick auf Kapazitätsaufbau. EuropeAid hat ein Programm mit dem Namen EDULINK3 aufgelegt, das die AKP-EU-Zusammenarbeit im Bereich Hochschulbildung fördert. Dieses Programm wird Mittel für die Kapazitätsbildung in Forschung und Technologie zur Verfügung stellen. Ziel dabei sei es, Spitzenleistungen in Forschung und Lehre zu erzielen, lokale Forschungskapazitäten zu konsolidieren und wissenschaftliche Entdeckungen und Innovationen zu importieren oder anzupassen. Die ersten Aufforderungen für diese Programme werden in der zweiten Hälfte dieses Jahres erwartet, während ein Programm für Wissenschafts- und Technologieinnovationen und Kapazitätsbildung, das ebenfalls über EuropeAid finanziert wird, für die zweite Hälfte des Jahres 2007 geplant ist. Ethische Aspekte der Forschung sind insbesondere in Entwicklungsländern wichtig, und unter der Maßnahme "Wissenschaft und Gesellschaft" des RP6 wurden bereits mehrere Projekte in den Bereichen klinische Versuche, Vorteilsausgleich in Bezug auf genetische Informationen und Kapazitätsaufbau für ethische Überprüfung initiiert. Jedes von der EU finanzierte Forschungsprojekt, das ethische Aspekte umfasst, wird einer Ethiküberprüfung unterzogen (bis jetzt elf Prozent der RP6-Projekte). Forschung, die in Nicht-EU-Ländern ausgeführt wird, muss - ohne den Eindruck des "Ethikkolonialismus" erwecken zu wollen - dieselben Standards erfüllen. Ein Vertreter einer afrikanischen Akademie betonte, dass es in Afrika sehr gute Systeme der Ethiküberprüfung gebe, dass allerdings Themen wie das Eigentum an Forschung und genetischen Daten in der Diskussion stünden. Professor Crew von der südafrikanische Akademie der Wissenschaften stellt auch die Frage nach dem Zugang zu wissenschaftlichen Informationen. Maurizio Salvi von der GD Forschung wies darauf hin, dass sich die WIPO (World Intellectual Property Organisation) und die WHO (World Health Organisation) gemeinsam mit der Frage des Vorteilsausgleichs und der Patente beschäftigen. Die WHO erstelle gerade zusammen mit dem Ethikausschüssen Leitlinien, die den besonderen Bedürfnissen der Entwicklungsländer Rechnung tragen. Ergebnisse werden im nächsten Jahr erwartet. Was die praktischen Aspekte betraf, so gab das Treffen einen Überblick über die thematischen Prioritäten des RP6, die eine Aufforderung veröffentlichen, um Organisationen außerhalb der EU und der assoziierten Länder die Möglichkeit zu geben, sich an laufenden Projekten zu beteiligen. Etwa 20 Millionen Euro werden für Organisationen in den INCO-Zielländern (Specific International Scientific Cooperation Activities), die zu den ärmsten Ländern der Welt gehören, zur Verfügung gestellt. Der Überblick über die thematischen Prioritäten des RP6 zeigte einen Trend zu verstärkter internationaler Zusammenarbeit. So hat man zum Beispiel erkannt, dass die Sozialwissenschaften im Zuge der Globalisierung ihren eurozentrischen Tunnelblick aufgeben oder Forschungsinfrastrukturen auf internationaler Ebene aufgebaut werden müssen. Der vorrangige Themenbereich "Nachhaltige Entwicklung, globale Veränderungen und Ökosysteme" ist nur einer von vielen Bereichen, in denen sich die Zusammenarbeit über die Grenzen Europas hinaus erstreckt. Viele Projekte zu Umweltschutz und Klimaveränderung, so wurde gesagt, seien ohne afrikanische Beteiligung nicht möglich. Das "European-South African Science and Technology Advancement Programme" wurde als Beispiel einer RP6-Maßnahme zur gezielten Unterstützung vorgestellt. Es erleichtert Netzwerkaktivitäten und Partnerschaften zwischen südafrikanischen und EU-Forschern. Es herrschte ein allgemeiner Konsens, dass der Bedarf für eine solche Initiative mit einer weiteren geografischen Reichweite besteht, die eventuell ganz Afrika einbezieht. Forschung sei inhärent mobil, sagte Cornelis-Mario Vis von der GD Forschung, und die EU wolle einen europäischen Binnenmarkt für Forscher schaffen. Die neue Richtlinie zu Wissenschaftsvisa solle Forschern aus Drittländern die Möglichkeit geben, sich mit denselben Rechten wie ihre Kollegen aus den EU-Mitgliedstaaten frei innerhalb der EU zu bewegen. Im Laufe der Diskussion wurde vorgeschlagen, sich weniger auf "brain drain" und "brain gain" zu konzentrieren als auf "brain circulation" - jedoch herrschte eine gewisse Uneinigkeit darüber, wie das praktisch zu bewerkstelligen sei. Eine wegweisende NASAC-Initiative ist die Erstellung einer Datenbank zur afrikanischen Wissenschaftsdiaspora. Sie soll dazu beitragen, Kontakte mit afrikanischen Forschern zu pflegen, die außerhalb des Kontinents arbeiten, und bei Bedarf auf ihr Wissen zurückgreifen zu können.