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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Lycocard erforscht die gesundheitsfördernde Wirkung von Pizza und Ketchup

Die Tomate ist eine der am meisten verwendeten Gemüsesorten in Europa, wenngleich sie streng genommen gar kein Gemüse ist. Der rote Farbstoff in der Tomate, das Lycopin, ist bekannt für die hartnäckigen Flecken, die es auf Kleidung oder Plastikbehältnissen hinterlässt. Lycopin...

Die Tomate ist eine der am meisten verwendeten Gemüsesorten in Europa, wenngleich sie streng genommen gar kein Gemüse ist. Der rote Farbstoff in der Tomate, das Lycopin, ist bekannt für die hartnäckigen Flecken, die es auf Kleidung oder Plastikbehältnissen hinterlässt. Lycopin verursacht zwar höllische Flecken, aber für unser Herz ist es ein Segen, weil es unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugt. Lycopin ist in rotem und orangefarbenem Obst und Gemüse enthalten, wie beispielsweise in Wassermelonen, Hagebutten, Papayas und eben in Tomaten. Die Tomate hat den größten Gehalt an Lycopin. Und während Kochen und Weiterverarbeitung von Gemüse den Vitamingehalt reduziert, wird dadurch gleichzeitig die Konzentration von Lycopin erhöht. Daher weisen verarbeitete Tomaten auf Pizza, in Tomatensoße und sogar in Ketchup eine hohe Konzentration an Lycopin auf. Lycopin kommt bei der Behandlung von Osteoporose, Krebs (insbesondere Prostatakrebs), Diabetes und sogar männlicher Unfruchtbarkeit zum Einsatz. Das neue Lycocard-Projekt (von "Lyco" für Lycopin und "card" für "cardiovascular diseases", der englischen Bezeichnung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen) richtet jedoch sein Hauptaugenmerk auf die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dr. Volker Böhm vom Institut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena leitet das Projekt. "Die europäische Lebensmittelindustrie kann ihre Position stärken, weil die Nachfrage nach gesundheitsfördernden Tomatenprodukten, deren Entwicklung eines der Projektziele ist, steigen wird", erklärt Dr. Böhm. An dem Projekt sind Wissenschaftler, Technologen, Partner aus der Industrie und Patientenorganisationen beteiligt, die jeweils spezifische Aspekte der Tomate untersuchen. Das Lycocard-Projekt ist ein spezifisches gezieltes Forschungsprojekt (STREP) und wird im Rahmen des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) der EU finanziert. Es hat eine Laufzeit von fünf Jahren. Dr. Gordon Lowe ist in der Nutraceutical Research Group der Liverpool John Moores University, VK, ein Partner des Lycocard-Projekts, tätig. Die Abteilung hat bereits zuvor Nahrungsmittel wie Knoblauch (zur Untersuchung der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen), grünen Tee (Stärkung des Immunsystems), Ingwer, Echinacin und Carotinoide (Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen) unter dem Mikroskop auf gesundheitsfördernde Eigenschaften untersucht und ist auf diesem Gebiet weltweit führend. "Manche Partner, insbesondere in Spanien und Italien, untersuchen die Verarbeitung und wie sich die Verfügbarkeit von Lycopin steigern lässt", so Dr. Lowe im Interview mit CORDIS-Nachrichten. "Wir werden untersuchen, wie das Lycopin vom Körper aufgenommen wird und welche Mechanismen dabei zum Einsatz kommen. Des Weiteren erforschen wir Isomere von Lycopin, Methoden des Transports im Körper und die Wirkung auf Arteriosklerose [Arterienverkalkung]." Dr. Lowes wird sich bei seiner Arbeit auch auf die Auswirkungen von Lycopin auf das Cholesterin konzentrieren. "Cholesterin ist für einen gesunden Körper zwar unerlässlich, ein erhöhter Cholesterinspiegel birgt allerdings ein großes Risiko für koronare Herzerkrankungen. Cholesterin wird im menschlichen Blut von speziellen Trägern, den so genannten Lipoproteinen, transportiert. Es gibt verschiedene Arten von Lipoproteinen: LDL (Low Density Lipoprotein) und HDL (High Density Lipoprotein) sind die wichtigsten. "Ein zu hoher LDL-Cholesterinwert im Blut kann dazu führen, dass sich Ablagerungen an den Arterienwänden bilden, die das Herz und das Gehirn versorgen. Zusammen mit anderen Substanzen kann LDL dicke, harte Ablagerungen bilden, die diese Arterien verstopfen. Diese Erkrankung bezeichnet man als Arteriosklerose. Unserer Ansicht nach könnte Lycopin eine entscheidende Rolle bei der Vorbeugung von Arteriosklerose spielen, indem es verhindert, dass Lipoproteine oxidieren. Die Oxidierung von LDL kann zur Ablagerung von Blutfetten in den Arterien führen", erklärt Dr. Lowe. Dr. Lowe und Dr. Böhm sind sich einig, dass mindestens eine Portion der empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag aus einem Tomatenprodukt bestehen sollte. Das Forscherteam aus Liverpool wird ebenfalls untersuchen, welchen Einfluss Rauchen auf die Fähigkeit des Körpers hat, Lycopin aufzunehmen. Am Lycocard-Projekt sind 16 Partner aus Deutschland, dem VK, Frankreich, Ungarn, Italien und Spanien beteiligt. Dem Projekt stehen 5,2 Millionen Euro zur Verfügung, um die Auswirkungen von Lycopin zu untersuchen und herauszufinden, wie sich die verschiedenen Verarbeitungsmethoden vom Erzeuger bis zum Verbraucher auf das Lycopin auswirken. Wir wissen zwar, dass sich der Lycopingehalt durch das Verarbeiten und Kochen erhöht, doch wir haben nur eine ungenaue Vorstellung, was hier genau passiert. Lycocard wird uns helfen, diese Vorgänge besser zu verstehen, und hoffentlich einen Grund dafür liefern, etwas zu essen, das ebenso gesundheitsförderlich wie wohlschmeckend ist.

Länder

Deutschland, Spanien, Frankreich, Ungarn, Italien, Vereinigtes Königreich

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