Laut Umfrage steht VK in Bezug auf unsoziales Verhalten EU-weit an der Spitze
Laut einer Meinungsumfrage unter 7.000 Europäern hat das VK europaweit die größten Probleme mit unsozialem Verhalten. Diese Meinung vertreten sowohl britische Staatsbürger als auch die anderer EU-Staaten, die an der Umfrage teilgenommen haben. An der Studie, die vom Jill Dando Institute of Crime Science am University College London durchgeführt wurde, nahmen Briten, Franzosen, Deutsche, Italiener, Niederländer und Spanier teil. Die Befragten haben das Gefühl, dass unsoziales Verhalten - definiert als Missbrauch öffentlicher Einrichtungen, Beeinträchtigung des Allgemeinwohls, Handlungen, die Personen oder der Umwelt Schaden zufügen, - in allen, von der Studie abgedeckten Ländern zunimmt. "Die Untersuchung ergab, dass unsoziales Verhalten in ganz Europa Anlass zur Sorge gibt. Nur die italienischen Teilnehmer der Umfrage hatten den Eindruck, dass unsoziales Verhalten nicht zunimmt oder sogar abnimmt. Diese Meinungen sind wichtig, denn sie können Einfluss auf die Regierungspolitik nehmen, und zwar auf eine Art und Weise, dass die Sorgen der Bevölkerung aus dem Weg geräumt werden, ohne notwendigerweise das Problem an der Wurzel zu packen", erklärt Professor Gloria Laycock, Leiterin des Jill Dando Institute. Interessanterweise waren alle Befragten der Ansicht, dass unsoziales Verhalten in ihrem jeweiligen Land ein größeres Problem darstellt als in den anderen Ländern der Umfrage. Insgesamt jedoch schnitt das VK bei der Frage, wie alle teilnehmenden Länder die Lage in allen Ländern beurteilten, am schlechtesten ab. EU-weit gelten als die größten Probleme Vandalismus (70 Prozent der Befragten halten dies für ein "großes Problem"), Krawallmacher (59 Prozent), respektloses Verhalten (58 Prozent), Belästigung von Einzelpersonen (36 Prozent), Alkoholkonsum auf offener Straße (24 Prozent), Graffiti und Lärmbelästigung durch Nachbarn (beide 17 Prozent). Die Bereiche, die von den Befragten als "Hotspots" für unsoziales Verhalten eingestuft werden, variierten ebenfalls von Land zu Land. In Frankreich hielten 80 Prozent der Befragten Wohnsiedlungen und Vororte für die Orte, in denen unsoziales Verhalten am häufigsten auftritt. Italiener waren derselben Meinung, allerdings mit nur 64 Prozent. Die deutschen Befragten waren mit 83 Prozent der Meinung, dass Bushaltestellen und Bahnhöfe die gefährlichsten Orte sind, während im VK und in Spanien Bars und Clubs mit 80 bzw. 81 Prozent an erster Stelle stehen. Die Umfrageteilnehmer aus den Niederlanden beobachten derartiges Verhalten insbesondere in Geschäften, Supermärkten und Einkaufszentren. Mehr als die Hälfte aller Befragten stellten die Gruppe der unter 25-Jährigen an den Pranger, da diese ihrer Ansicht nach am ehesten zu unsozialem Verhalten neigen. Die meisten waren außerdem der Meinung, Eltern könnten dem unsozialen Verhalten ihrer Sprösslinge Einhalt gebieten. Die Mehrheit der Befragten war außerdem der Meinung, dass das Problem auf "mangelnde Disziplin" zurückzuführen sei, mit Ausnahme der deutschen Befragten, die die hohe Arbeitslosigkeit als Ursache angaben. Schließlich hielten die Befragten strenge Strafmaßnahmen für die wirkungsvollste Methode im Kampf gegen unsoziales Verhalten. Wenngleich jedes Land der Überzeugung war, es selbst habe mit den größten Problemen zu kämpfen, war den Umfrageergebnissen nicht zu entnehmen, dass die Befragten das Problem an sich als gravierend einstuften. "Wir können nicht sagen, ob die Wahrnehmungen einen tatsächlichen bzw. befürchteten Anstieg von unsozialem Verhalten widerspiegeln, oder ob sie auf verstärkte Medienberichte und die häufige Aussage zurückzuführen sind, vor 50 Jahren sei alles besser gewesen", räumt Professor Laycock ein. Das VK schnitt bei der Umfrage am schlechtesten ab. "Zwar sind nicht nur die Briten bekannt für einen exzessiven Alkoholkonsum, aber sie stechen hervor als Unruhestifter in Europa und sehen sich auch selbst in diesem Licht", heißt es in dem Bericht. Laut Bericht könnte die Kontrolle des Alkoholkonsums ein Schlüssel zur Kontrolle von unsozialem Verhalten sein. Dies ist allerdings fragwürdig, da alkoholische Getränke im VK am teuersten sind (von den in der Untersuchung abgedeckten Ländern) und die Alkoholbeschaffung hier bis vor kurzem auch am schwierigsten war. Gewaltverbrechen im VK sind in der Tat um 21 Prozent zurückgegangen, seit es für britische Pubs keine Sperrstunde mehr gibt. Die Umfrage untersuchte auch die Bedeutung sozialer und kultureller Spannungen und deckte auf, dass in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden Besorgnis über "kulturelle Spannungen" herrscht. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass das VK diesbezüglich die geringste Besorgnis hegt. Spanien und Italien lagen im Mittelfeld. Schließlich schnitt die Umfrage das Thema Zivilcourage an: "Würden Sie jemandem, der sich unsozial verhält, Einhalt gebieten?", lautete eine Frage. Die Forscher fragten die Teilnehmer, wie sie reagieren würden, wenn ein 14-Jähriger in ihrer Gegenwart eine Bushaltestelle demolieren würde. Mit 60 Prozent waren die Deutschen diejenigen, die am ehesten eingreifen würden. Im VK behaupteten dies nur 30 Prozent der Befragten von sich. Dies deutet auf einen Missstand hin: Die Befragten sind unzufrieden mit der Lage, doch im Allgemeinen nicht geneigt, einzugreifen. Was ist also zu tun? Der Bericht schließt mit einer Aufforderung von Professor Laycock. Es gelte zunächst herauszufinden, "inwiefern diese Wahrnehmungen ein bestehendes oder befürchtetes Problem widerspiegeln". Dazu sei eine eingehende, europaweite Analyse von Verbrechensstatistiken und Polizeiberichten erforderlich, was Aufgabe der EU sei.
Länder
Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien, Niederlande, Vereinigtes Königreich