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Kommission fordert Modernisierung des Universitätssystems

Spitzenforschung war schon immer eine Domäne der Universitäten und zu diesem Zweck wurden sie ursprünglich auch gegründet. Der europäische Philosoph Platon soll die Universität erfunden haben, als er im vierten Jahrhundert vor Christus seine Akademie gründete, in der Unterrich...

Spitzenforschung war schon immer eine Domäne der Universitäten und zu diesem Zweck wurden sie ursprünglich auch gegründet. Der europäische Philosoph Platon soll die Universität erfunden haben, als er im vierten Jahrhundert vor Christus seine Akademie gründete, in der Unterricht in Philosophie, Mathematik und Leibesübungen erteilt wurde. In Indien, Persien und China wurden zwischen dem dritten und fünften Jahrhundert Institutionen gegründet, die modernen Universitäten ähnelten. Europa ist Standort einiger der ältesten und besten Universitäten. Die europäische Forschung hat immer noch einen äußerst hohen Stellenwert. Allerdings gelingt es den Universitäten zumeist nicht, das Wissen in der Wirtschaft erfolgreich umzusetzen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Vor dem Hintergrund, dass die europäische Wirtschaft im Allgemeinen hinter der Wirtschaft der USA, Japans und der Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien zurückbleibt, werden zunehmend Stimmen laut, die einen neuen Ansatz zur Einbeziehung der Forschung in die europäische Wirtschaftsstrategie und die Lissabon-Agenda fordern. Im jüngsten Bericht der Aho-Gruppe wurde genau dies vorgeschlagen: Die Gruppe legte einen Plan vor, der eine Erneuerung der Wirtschaft und Forschung Europas vorsieht, indem die Forschung in den Mittelpunkt aller Bemühungen gestellt wird. Der Kommissar für allgemeine und berufliche Bildung Ján Figel hat sich kürzlich diesem Aufruf angeschlossen. "Obwohl sie jedes Jahr Millionen von Studierenden ausbilden und unterrichten, werden die europäischen Hochschulsysteme durch eine Reihe von Hemmnissen behindert, von denen viele schon seit Jahrzehnten bestehen. Die heute angenommene Mitteilung leistet einen Beitrag zur Debatte über die notwendige Modernisierung der Universitäten in der EU", betonte er. Die Europäische Kommission nennt neun Bereiche, in denen Änderungsbedarf für die Universitäten besteht: - Erhöhung des Anteils der Graduierten, die mindestens ein Semester im Ausland oder in der Wirtschaft absolvieren - Zugang der Studierenden zu nationalen Darlehen und Beihilfen, unabhängig davon, in welchem Land die Studierenden die Hochschule besuchen oder Forschung betreiben - Vereinheitlichung der europäischen Studienabschlüsse und ihre Anpassung an Berufsqualifikationen sowie die Gewährleistung der vollen Anerkennung europäischer Abschlüsse außerhalb Europas - Einführung von Ausbildungsinhalten in den Bereichen Umgang mit geistigem Eigentum, Kommunikation, Networking, Unternehmertätigkeit und Teamarbeit als Komponente einer Forschungslaufbahn - Anpassung Europas an eine alternde Bevölkerung: Sicherstellung von Weiterbildungsmöglichkeiten in späteren Lebensphasen, Abdeckung des Qualifikationsbedarfs der europäischen Arbeitskräfte - Nationale Stipendien- und Unterstützungsprogramme, die den besten Studierenden unabhängig von ihrer Herkunft die Möglichkeit verschaffen, Zugang zu Hochschulbildung und zu weiterführenden Forschungslaufbahnen zu erhalten - Überprüfung der Systeme zur Finanzierung der Universitäten, wobei der Schwerpunkt nicht nur auf der Forschung, sondern den erzielten Ergebnissen liegt; mehr Eigenverantwortung der Universitäten für die Sicherung ihrer langfristigen finanziellen Tragfähigkeit, insbesondere im Bereich der Forschung - Ermöglichung einer größeren Autonomie und Verantwortlichkeit, sodass die Universitäten rasch auf Veränderungen reagieren können: Dies könnte die Überarbeitung von Lehrplänen - zur Anpassung an neue Entwicklungen - umfassen, die Schaffung engerer Verknüpfungen zwischen Studienfächern und eine stärkere Fokussierung auf übergreifende Forschungsbereiche (z. B. erneuerbare Energien, Nanotechnologie) anstatt auf einzelne Disziplinen. Eine größere Autonomie der Universitäten könnte sich auch auf ganz grundlegende Entscheidungen beziehen, wie die Auswahl des Lehr- und Forschungspersonals. Der EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung Janez Potocnik hat den Bericht der Aho-Gruppe bereits ausdrücklich unterstützt und begrüßt nun die neuen Vorschläge für die Universitäten. "Universitäten sind Kraftwerke zur Erzeugung von Wissen", betonte er. "Sie werden sich an die Anforderungen einer globalen, wissensbasierten Wirtschaft anpassen müssen, ebenso wie andere Gesellschafts- und Wirtschaftsbereiche. Die von uns heute vorgestellten Ideen dürften dazu beitragen, eine Debatte zwischen den Mitgliedstaaten und auch in den Universitäten selbst anzustoßen", so Potocnik. Die Vorschläge sind wie der Aho-Bericht aus der Tagung des Europäischen Rates in Hampton Court im Oktober 2005 hervorgegangen. Sie sollen Europa auf dem Weg zu einer wissensbasierten Wirtschaft voranbringen. Außer der Unterbreitung der neun Vorschläge beabsichtigt die Kommission, Hochschulzentren weiterhin mit Fördermitteln zu unterstützen, deren Verteilung im Rahmen des Siebten Rahmenprogramms (RP7), des Programms für lebenslanges Lernen, des Programms für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (CIP) sowie der Struktur- und Kohäsionsfonds erfolgt. Die Kommission fordert die Universitäten zudem zur Entwicklung und zum Austausch vorbildlicher Praktiken auf.

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