Gremium gibt grünes Licht für EU-Rahmenprogramm für Forschung
Der für den 1. Januar 2007 geplante Start des Siebten Rahmenprogramms (RP7) wird das 20-jährige Bestehen des Rahmenprogramms markieren und veranlasst einige Personen, sich über die Entwicklung des Programms Gedanken zu machen. Während der Europäischen Ausstellung zu Forschung und Innovation am 10. Juni in Paris leitete der Koordinator der französischen Nationalen Kontaktstelle Paul Jamet eine Fernsehdebatte zwischen Experten, die er aufforderte, ihre Erfahrung mit dem Programm und Gedanken darüber, wie es in Zukunft weiter gehen sollte, auszutauschen. "Das Forschungsprogramm ist jetzt ausgereift und stabil genug, um Bilanz zu der Situation zu ziehen und die Ziele, Tools und Instrumente des Programms zu diversifizieren", sagte Jocelyne Gaudin, Beraterin der Europäischen Kommission zur Zukunft der europäischen Forschung. Seit das erste Rahmenprogramm im Jahr 1986 eingerichtet wurde, hat die Kommission schrittweise eine Vielzahl von Tools und Instrumenten zur Unterstützung der Zusammenarbeit zwischen Forschungsgruppen aus verschiedenen Mitgliedstaaten eingeführt. Mit einem erhöhten Haushalt von 50 Milliarden EUR ziele das RP7 darauf ab, weiterhin auf die sich ändernden Bedürfnisse der Forschungsgemeinschaft zu reagieren, sagte Gaudin und gab weitere Ausführungen zu seinen Unterstützungsinfrastrukturen. Das Programm sieht beispielsweise die Einrichtung eines unabhängigen Europäischen Forschungsrats zur Förderung der europäischen Grundlagenforschung und fortgesetzte Bemühungen zur Unterstützung der Entwicklung europäischer Technologieplattformen (ETP) vor. Christine Petit bezeugte den Erfolg des Programms. Sie ist Leiterin einer Forschungsabteilung am Französischen Nationalinstitut für Gesundheits- und Medizinforschung (INSERM) und Koordinatorin von EuroHear, einem Integrierten Projekt, das unter dem vorrangigen Themenbereich "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) gefördert wird. Die von den 21 europäischen Projektpartnern durchgeführte Forschung hat bereits ans Licht gebracht, dass der Vererbung bei isolierten (nicht syndromischen) Formen der Taubheit, die angeboren sind oder im frühen Kindesalter einsetzen, eine wichtige Rolle zukommt. "Ohne die Unterstützung der EU wäre diese Forschung aus einer Reihe von Gründen niemals angelaufen", sagte Petit. "Angesichts des Ausmaßes der Forschung, das die Beteiligung vieler verschiedener Disziplinen erforderte, verfügen die nationalen Programme einfach nicht über die finanziellen Mittel für diese Art von Forschung", sagte sie. Außerdem machte die Art der Forschung die Beteiligung von Forschern aus einigen verschiedenen Fachrichtungen nötig. "Nicht ein einziges nationales Programm kann diese Disziplinen zusammenbringen", sagte sie. "Darüber hinaus hat die Zusammenarbeit mit Partnern an dem Projekt sichergestellt, dass sich der Wettbewerb nicht unserem gemeinsamen Ziel, der Unterscheidung der Gene für Taubheit, in den Weg stellte", so Petit. Thierry Leroux, Direktor von ELDIM, einem kleinen bis mittleren Unternehmen (KMU), das innovative Instrumente für die Display-Industrie herstellt, erläuterte seine Ansicht. Er ist einer der Partner von MAESTRO, ebenfalls ein Integriertes Projekt, das Methoden und fortschrittliche Ausrüstung für die Simulation und Behandlung in der Radioonkologie erforscht und entwickelt. "Forschung wie diese kann manchmal ein sehr langer Prozess sein", sagte er. "Das Rahmenprogramm bietet dem Team, in dem ich arbeite, ein sehr stabiles Finanzierungsumfeld. Für Unternehmer und Forscher ist das Projektumfeld ideal: Ich kann mich mit anderen Forschern in diesem Bereich treffen, die mich auf Ideen bringen. Aber es ermöglicht mir auch, meine Kunden zu treffen, um sicherzustellen, dass das Geld, das wir für die Forschung ausgeben, nicht für die falsche Richtung verschwendet wird." Das Programm hat zwar sicherlich zu einer besseren Strukturierung der Forschung auf europäischer Ebene beigetragen, die Wissenschaftsgemeinschaft sollte aber dennoch nicht die anderen wichtigen Infrastrukturen übersehen, die es ergänzen, sagte Pierre Papon, der frühere Direktor des französischen nationalen Zentrums für wissenschaftliche Forschung (Centre National de la Recherche Scientifique - CNRS). Er bezog sich auf eine Reihe sowohl öffentlicher als auch privater Organisationen, die auf europäischer und internationaler Ebene tätig sind, deren Finanzierung nicht unerheblich sei. Hierzu gehören die Europäische Organisation für Kernforschung (CERN), die Europäische Weltraumagentur (ESA) und das Satellitennavigationsprogramm der EU (Galileo). Er begrüßte die Arbeit der Europäischen Kommission und dieser großen Agenturen zur Synchronisierung ihrer Anstrengungen. "Aber es fehlt etwas", sagte Papon. "Es gibt einen deutlichen Koordinierungsmangel zwischen dem Europäischen Rahmenprogramm und den nationalen Programmen." Er betrachtete die Nanotechnologien, ein Thema, das sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene präsent ist, und bedauerte die Tatsache, dass es keine sichtbaren Tools für die Entwicklung einer konzertierten Aktion zur Kofinanzierung solch großer Programmbereiche gibt. Gaudin sagte, es werde tatsächlich viel hinter den Kulissen zwischen der Kommission, den Mitgliedstaaten und der Forschungsgemeinschaft gearbeitet. Sie nannte das Beispiel der Identifikation von Themen für die Einbeziehung in die Aufforderungen zur Vorschlagseinreichung des Programms. "Somit gibt es eine Menge natürlicher Zusammenarbeit, die selbstverständlich nicht so sichtbar ist, wenn die Aufforderungen im Amtsblatt veröffentlicht werden", sagte sie. "Aber es gibt viele Beispiele für eine 'institutionalisiertere Zusammenarbeit', wie die Mobilität von Wissenschaftlern", fügte Gaudin hinzu. Im Jahr 2001 nahmen die Kommission und die Mitgliedstaaten eine gemeinsame Strategie an, die darauf abzielt, die Mobilität der Forscher in Europa zu verbessern und sicherzustellen, dass sie in allen Phasen ihres Berufslebens Zugang zu Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten haben. Sie führte außerdem das Beispiel der jüngsten Einführung des "Wissenschaftsvisums", das die Freizügigkeit von Forschern aus Drittländern in die EU vorsieht, die Europäische Charta für Forscher und den Verhaltenskodex, die beide auf der koordinierten Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten und der Kommission basierten, an. Bei der Beantwortung der Frage eines Zuhörers, warum Artikel 169, der der Gemeinschaft die Beteiligung an Forschungsprogrammen, die gemeinsam von mehreren Mitgliedstaaten durchgeführt werden, ermöglicht, kaum angewandt worden sei, bezog sich Gaudin auf die Komplexität des Verfahrens. Jeder Vorschlag erfordert eine gemeinsame Entscheidung von Rat und Parlament, ein ähnliches Verfahren wie das Rahmenprogramm. Es existiert nur eine Initiative gemäß Artikel 169 - die Partnerschaft für klinische Studien zwischen Europa und den Entwicklungsländern (European and Developing Countries Clinical Trials Partnership - EDCTP). Diese ist laut Gaudin sehr ehrgeizig, da sie nicht nur EU-Mitgliedstaaten und Norwegen zusammenbringt, sondern auch Entwicklungsländer, andere Geber und die Industrie, die gemeinsam versuchen, armutsbedingte Krankheiten zu bekämpfen. Eine Alternative ist ERA-NET, ein Programm im Wert von 148 Millionen EUR unter dem RP6, das darauf abzielt, gezielte Unterstützung für die Koordination und gegenseitige Öffnung nationaler und regionaler Forschungsprogramme zu leisten. Es zielt außerdem auf die Einrichtung einer langfristigen Zusammenarbeit zwischen nationalen Programmen ab, die schließlich zu gemeinsamen grenzüberschreitenden Forschungsprogrammen führt. ERA-NET ist weniger ehrgeizig und viel einfacher, da es keine politische Einigung erfordert. Aber es erregt eine Menge Interesse, so Gaudin abschließend. Rund 75 ERA-NET-Projekte werden voraussichtlich bis zum Auslaufen des RP6 eingerichtet sein. Die ersten ERA-NET-Projekte verändern bereits die europäische Forschungslandschaft in einer Reihe von Bereichen, während einige von ihnen gerade die ersten gemeinsamen grenzüberschreitenden Programme und gemeinsamen Aufrufe einleiten.
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Frankreich