Europäische Ausstellung zu deutsch-französischer Zusammenarbeit
Deutschland wurde zum diesjährigen Ehrengast der Europäischen Ausstellung zu Forschung und Innovation ernannt, die am 8. Juni ihre Tore in Paris, Frankreich, geöffnet hat. Am Stand des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) konnten die Besucher der viertägigen Veranstaltung mehr über die einzigartigen Forschungs- und Innovationsbeziehungen des Landes mit Frankreich erfahren. Deutschland und Frankreich blicken auf eine lange Zusammenarbeit zurück, die bis zur Unterzeichnung des Elysée-Vertrags durch den französischen Präsidenten Charles de Gaulle und den deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer im Jahr 1963 zurückreicht. Seither haben die beiden Länder in vielen Bereichen Verbindungen gefördert, insbesondere im Forschungsbereich, wie die lange und vielfältige Liste gemeinsamer Initiativen bezeugt. Ihre Zusammenarbeit begann im Bereich der Neutronenwissenschaft mit der Einrichtung des Laue-Langevin-Forschungsinstituts im Jahr 1963 in Grenoble. Das gemeinsam von den Gründungsländern und dem VK finanzierte Institut betreibt die weltweit intensivste Neutronenquelle und bietet Wissenschaftlern einzigartige Neutroneneinrichtungen. Andere gemeinsame Initiativen betreffen den Bereich Verkehr wie beispielsweise das Schienenverkehrsprogramm DEUFRANKO. Das im Jahr 1978 eingeleitete Programm ebnete den Weg für die Entwicklung eines europäischen Schienenverkehrs- und -managementsystems. Aktuellere Initiativen sind unter anderem die von den Universitäten Karlsruhe und Straßburg im Bereich Nanotechnologien durchgeführten Initiativen. Dies führte zur Einrichtung zwei gemeinsamer Organisationen: das Institut für Nanotechnologie (1998) in Karlsruhe und das Institut für Supramolekular-Wissenschaften und Engineering (Institut de science et d'ingénierie supramoléculaire - ISIS, 2001) in Straßburg. Heute sind die Forschungsorganisationen der beiden Länder stärker miteinander verbunden, als dies bei jeden anderen zwei Ländern in Europa der Fall ist. Dies gilt insbesondere für das Hochschulwesen. Im Jahr 2003 berichtete der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), dass mehr als 40.000 deutsche Studenten und 30.000 französische Studenten von Austauschprogrammen zwischen den beiden Ländern profitiert hatten. Aber wie fügen sich derartige bilaterale Partnerschaften in den größeren europäischen Forschungskontext ein? Dem französischen Minister für Hochschulwesen und Forschung François Goulard zufolge sind gemeinsame Initiativen zwischen einzelnen Mitgliedstaaten integrale Bestandteile der europäischen Landschaft: "Europa bietet große EU-finanzierte Forschungsprojekte, an denen alle Mitgliedstaaten teilnehmen können", sagte er gegenüber CORDIS-Nachrichten. "Aber auch die trilaterale nationale Zusammenarbeit nimmt zu, was sehr wichtig für die europäische Forschung und Innovation ist." Anja Köhler vom Internationalen Büro des BMBF stimmt zu: "Ich würde sagen, Deutschland und Frankreich betrachten sich selbst als die Motoren für Innovation und Forschung in Europa." "Es gibt viele EU-Initiativen, die ihren Ursprung in einer deutsch-französischen Zusammenarbeit hatten und sich seither ausgeweitet haben", fügte sie hinzu. Die deutsch-französische Zusammenarbeit im Bereich Pflanzengenomik bestätigt diese Annahme. In Reaktion auf einen gemeinsamen Aufruf der Ministerien beider Länder nahmen GABI (Genomanalyse im biologischen System Pflanze), ein national gefördertes deutsches Programm für öffentlich-private Partnerschaften, und Genoplante, sein französisches Pendant, im Jahr 2001 die Arbeit auf. Sie analysieren die Acker-Schmalwand, ein kleiner Kreuzblütler, der mit Kohl und Senf verwandt ist und als Modell für die Untersuchung von Pflanzenorganismen dient. Das Ziel des laufenden gemeinsamen Programms besteht darin, bessere Einblicke in die Organisation der Pflanzen auf molekularer Ebene zu erhalten. Gleichzeitig wird dieses Wissen angewandt, um Nutzpflanzen wie Raps, Zuckerrüben, Kartoffeln und Weizen zu verbessern. In der ersten Fünfjahresphase des Programms erhielten insgesamt 100 Projekte Finanzierungsmittel in Höhe von etwa 20 Millionen EUR vom deutschen und französischen Forschungsministerium. Das Programm, das insgesamt 500 Wissenschaftler sowie 70 öffentliche und private Partner aus den beiden Ländern zusammenbringt, litt unter einigen Anlaufschwierigkeiten. "Es gab zu Beginn einige Schwierigkeiten, weil Vertreter der Wirtschaft und Forscher verschiedene Sprachen sprechen, aber nachdem das Programm ein paar Jahre gelaufen ist, verstehen die Forscher jetzt die Bedürfnisse der Industrie besser und umgekehrt", sagte Dr. Jens Freitig, Koordinator von GABI, gegenüber CORDIS-Nachrichten. "Genau darum geht es bei lebendigen Partnerschaften." Das Programm ist so erfolgreich, dass es auf eine Kooperationsinitiative aus Spanien ausgeweitet wurde. Die Zusammenarbeit zwischen Frankreich, Deutschland und Spanien steht auch im Mittelpunkt des Netzwerks des Europäischen Forschungsraums (ERA-NET) für Pflanzengenomik (ERA-PG). Das im Jahr 2004 mit einem Gesamtbudget von 30 Millionen EUR eingerichtete Netzwerk wird von der Niederländischen Organisation für Wissenschaftliche Forschung geleitet und bringt Partner aus 13 verschiedenen Ländern zusammen. "Unsere langfristige Vision besteht darin, zur Überwindung der Zersplitterung der europäischen Forschung in diesem Bereich beizutragen und gleichzeitig unsere eigenen nationalen Aktivitäten weiterzuverfolgen", erklärte Freitig. Er ergänzte, die Arbeit von GABI und Genoplant könne als Beispiel dienen, wie internationale Synergien in der Pflanzengenomik gefördert werden können, und damit diesen Bereich zu einer der Säulen der europäischen Teamarbeit machen. Am 8. Juni wurde außerdem ein neues deutsch-französisches Finanzierungsprogramm für Krebsforschung angekündigt. Das Programm wird alle Aspekte der Krebsforschung abdecken und alle Kosten, die sich aus der Forschermobilität zwischen den zwei Ländern ergeben, übernehmen. Hierzu gehören Laborbesuche, Gastaufenthalte, Konferenzen und Stipendien für Doktoranden und Promovierte. Jedes Projekt hat Anspruch auf Fördermittel in Höhe von maximal 50.000 EUR. "Diese deutsch-französische Initiative in der Krebsforschung ist ein wichtiger Impuls für den Europäischen Forschungsraum", so Staatssekretär Frieder Meyer-Krahmer.
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