Vermehrte Forschung über funktionelle Lebensmittel
Die Forschung zur Entwicklung funktioneller Lebensmittel scheint zuzunehmen. In der Tschechischen Republik haben Wissenschaftler vor kurzem bekannt gegeben, dass sie ein neues alkoholfreies Bier entwickelt haben, das reich an einem pflanzlichen Hormon ist, welches Frauen mit Wechseljahrsbeschwerden helfen kann. Überdies behaupten französische Wissenschaftler, die genetische Sequenz von Joghurtbakterien entschlüsselt zu haben - ein Durchbruch, von dem die Entwicklung hochwertiger Milchprodukte erwartet wird. Der Begriff "funktionelle Lebensmittel" oder "medizinische Lebensmittel" bezieht sich auf alle frischen oder verarbeiteten Lebensmittel, von denen man glaubt, dass sie über den normalen Nährstoffgehalt hinaus Eigenschaften haben, die die Gesundheit fördern und Krankheiten vorbeugen. Dies ist ein neuer Bereich der Lebensmittelforschung und er hat dazu geführt, dass von vielen Lebensmitteln behauptet wird, sie seien gesundheitsfördernd. Der Begriff wurde erstmals in Japan in den 80er Jahren verwendet. Dort gibt es ein staatliches Genehmigungsverfahren für funktionelle Lebensmittel, die als "Foods for Specified Health Use (FOSHU)" bezeichnet werden. Das neue tschechische Getränk mit dem Namen "Lady Beer" enthält das Zehnfache der normalen Menge an Phytoöstrogen, ein Hormon, das im beim Bierbrauen verwendeten Hopfen enthalten ist. Das Hormon hat ähnliche Wirkungen wie Östrogen (ist jedoch etwas schwächer), welches gegen Osteoporose vorbeugt und verschiedene Gesundheitsrisiken reduziert. Das neue Bier ist besonders für Frauen in den Wechseljahren gedacht, deren Eierstöcke kein Östrogen mehr produzieren, was zu einer graduellen Beendigung der Fortpflanzungsfähigkeit führt. Bei der Anpassung des Körpers an die sich verändernden natürlichen Hormonwerte kann es zu vasomotorischen Symptomen (Hitzewallungen und Schweißausbrüche), zu psychologischen Problemen (Depressivität, Angstzustände, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und Konzentrationsstörungen) sowie zu atrophischen Symptomen (Trockenheit der Vagina und Harndrang) kommen. Für den tschechischen Markt scheint die Wahl des Lebensmittels die richtige zu sein. "Tschechischen Frauen fehlt Östrogen in ihrer Ernährung, und das wollten wir mit Bier lösen, denn die Tschechische Republik ist weltweit die Nummer Eins beim Bierkonsum", so Karel Kosar, Geschäftsführer des Instituts für Brauereiwesen. In Frankreich ist Joghurt eines der beliebtesten Lebensmittel, das auch mit einer gesunden Ernährung in Verbindung gebracht wird. Joghurt ist nicht nur reich an Proteinen, Kalzium, Riboflavin und Vitamin B12, sondern er soll auch vor bestimmten Krebsarten schützen und helfen, das Immunsystem zu stärken. Der Glaube der Gallier an die gesundheitsfördernden und heilenden Eigenschaften dieses Milchprodukts reicht bis in das 16. Jahrhundert zurück. Am Hof des französischen Königs Franz I. heilte ein türkischer Arzt die chronischen Magenprobleme des Königs, indem er ihm eine Diät mit bulgarischem Joghurt verschrieb. Wissenschaftler am französischen Institut für agrarwissenschaftliche Forschung (INRA) erklärten nun, sie hätten erfolgreich die 1.800 Gene umfassende Sequenz von einem der zwei Bakterienstämme in Joghurt (Lactobacillus bulgaricus) entschlüsselt. Der genetische Code des anderen vorhandenen Bakteriums, Streptococcus, wurde ebenfalls vor kurzem sequenziert. Dies liefert Informationen über die Funktionen der verschiedenen Gene und darüber, wie sich die Bakterien in Lebensmitteln entwickeln. Es wird auch erwartet, dass dies den Weg für die Entwicklung neuer funktioneller Joghurtprodukte ebnet. Daher ist es nicht überraschend, dass der französische Lebensmittelkonzern Danone die Forschung gefördert hat. In Anbetracht der wachsenden Bedeutung von funktionellen Lebensmitteln für die Verbraucher und die Industrie schlägt die Europäische Kommission vor, eine Verordnung über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über Lebensmittel einzuführen, um zu verhindern, dass die Verbraucher durch nicht belegte, übertriebene oder unwahre Angaben in die Irre geführt werden. Mit der vorgeschlagenen Gesetzgebung könnten sich die Verbraucher auf klarere und genauere Informationen auf den Lebensmitteletiketten verlassen und wären immer vollständig informiert, wenn sie sich für ein Lebensmittel entscheiden.
Länder
Tschechien, Frankreich