EU-Projekt untersucht Verhältnis zwischen Geschlecht und wissenschaftlichen Praktiken
In einem von der EU geförderten Projekt soll die Entwicklung wissenschaftlicher Gemeinschaften, Praktiken und Kulturen in Europa aus einer Geschlechter- und Ost-West-Perspektive verglichen werden. In den vergangenen 25 Jahren sind feministische Wissenstheoretiker und Wissenschaftsphilosophen uneins mit Sozialwissenschaftlern gewesen. Sie argumentieren, dass diese Studien auf eine eng definierte Reihe wissenschaftlicher Methoden konzentriert waren und den Kontext der Entdeckungen und die Phase, in der Forschungsfragen formuliert werden, nicht einbezogen wurden. Die Ideale von Vernunft, Objektivität und Wertneutralität, um die die meisten hergebrachten Wissenstheorien konstruiert sind, bewerten nach Meinung der Philosophen implizit männliche Erfahrungen und Werte. Im Rahmen der Vergleichsstudie KNOWING werden auf Soziologie und Biologie spezialisierte wissenschaftliche Einrichtungen in Finnland, Österreich, der Slowakei, der Tschechischen Republik und dem Vereinigten Königreich untersucht. Im Besonderen werden der Arbeitsumfang von Forschern (Forschung, Lehre, Universitätsarbeit), Arbeitsmuster (im Team, einzeln), Interessen, Forschungsthemen und epistemologische Rahmenbedingungen (Dissertationsthemen, Zeitschriftenartikel, Konferenzprotokolle), Beförderungsgrad in der Beschäftigung (Einstellung, Beförderung, Ruhestand) sowie Arbeitszufriedenheit und Erfahrungen mit Diskriminierung verglichen. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf die neuen EU-Mitgliedstaaten gelegt, wo sich das Forschungsumfeld noch im Übergang befindet. Außerdem wird die Studie strukturelle und institutionalisierte Praktiken und Verfahren ermitteln, die die Beteiligung von Frauen und Jugendlichen an der Wissenschaft behindern oder fördern können. Zu diesen zählen Ausschussentscheidungen (zu Einstellung und Beförderung sowie programmatische und redaktionelle Entscheidungen), Expertenbewertungen (Peer Reviews), Verbreitungswege (Konferenzprotokolle, Förderung) sowie Zugang zu und Rang in epistemologischen Gemeinschaften. Auf diese Weise sollen Empfehlungen für bessere Praktiken, Rechenschaftspflicht und Transparenz sowie Gender-Mainstreaming in Forschung und Entwicklung gegeben werden, die zu kontinuierlichen Bildungsreformen in vielen der an der Studie beteiligten Länder beitragen werden. Schließlich hofft das Projektkonsortium, dass die Ergebnisse Einfluss auf die EU und nationale Politiken haben werden, um die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern und zur öffentlichen Debatte über die Verantwortung von Forschern und Forschung beizutragen.
Länder
Österreich, Tschechien, Finnland, Slowakei, Vereinigtes Königreich