Neuheit ist der Schlüssel zum Lernerfolg
Britische und deutsche Forscher haben herausgefunden, dass die Konfrontation mit neuen Erfahrungen die Gedächtnisleistung verbessert, das heißt, die Gedächtnisleistung steigt, wenn während des Lernvorgangs neue Fakten eingeführt werden. Die Erkenntnisse, die in der Zeitschrift Neuron veröffentlicht wurden, könnten sowohl Menschen mit eingeschränkten Gedächtnisfunktionen helfen als auch solchen, die wissen möchten, wie man schnell lernt. Die Forscher haben herausgefunden, dass die Hirnregion, die für Belohnung zuständig ist, die Substantia nigra/Area ventralis tegmentalis im Mittelhirn, auf neue Stimuli besser reagiert als auf alte und bekannte. Dr. Emrah Düzel vom Institute of Cognitive Neuroscience der UCL London erklärte: "Wir hoffen, dass diese Ergebnisse einen Einfluss auf die Behandlung von Patienten mit Gedächtnisproblemen haben. Neuropsychologen und Ärzte versuchen die Gedächtnisleistung in der Regel durch Wiederholung von Information zu verbessern - so wie man sich auf eine Prüfung vorbereitet. Unsere Studie zeigt, dass der durch Wiederholung erzielte Lerneffekt größer ist, wenn man neue Informationen oder Fakten mit den wiederholten bzw. bekannten Informationen mischt. Es scheint, dass man in diesem Fall besser lernt, obwohl das Gehirn mit neuer Information beschäftigt ist." Dr. Düzel, der die Untersuchung mit Kollegen von der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg durchführte, erklärte weiter: "Wir vermuteten, dass weniger bekannte Information zwischen sehr bekannter, d.h. sehr gut gelernter Information, hervorsticht und genauso zu einer Aktivierung in der Substantia nigra/Area ventralis tegmentalis des Mittelhirns führen würde wie völlig neue Information. Das war nicht der Fall. Nur absolut neue Information führt zu einer starken Aktivierung in diesem Areal." Die Probanden wurden zwei Versuchen unterzogen. Im ersten Versuch wollten die Forscher herausfinden, ob das Gehirn stärker auf neue oder auf alte Informationen reagiert. Den Teilnehmern dieses Versuchs wurden Bilder dargeboten, während ihre Gehirnaktivität, d. h. die Durchblutung des Gehirns, mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) gemessen wurde. Die Probanden sahen verschiedene Bilder, manche davon mit emotional aufgeladenem Inhalt, wie einem Verkehrsunfall, aber die Belohnungsregion im Mittelhirn reagierte nur auf neue Bilder. "Unter Wissenschaftlern ist bekannt, dass das Mittelhirn Motivation reguliert und an der Vorhersage von Belohnung beteiligt ist, indem es Dopamin in frontale und temporale Regionen des Gehirns freisetzt", erklärte Dr. Düzel. "Wir konnten zeigen, dass Neuheit das Mittelhirn aktiviert. Wir glauben, dass die Wahrnehmung von Neuheit per se den Dopaminspiegel beeinflusst. In zukünftigen Projekten werden wir untersuchen, in welchem Zusammenhang Dopamin und Lernen stehen. Die Ergebnisse dieser Studien könnten die zukünftige Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung von Gedächtnisproblemen beeinflussen." Im zweiten Experiment wurden bekannte Bilder in veränderter Form gezeigt um zu sehen, ob die Veränderungen Reaktionen im Mittelhirn auslösten - was sie nicht taten. Nur neue Bilder führten zu der gewünschten Aktivität. Schließlich wurde nach 20 Minuten und nach einem Tag das Gedächtnis der Probanden geprüft. Bekannte Bilder wurden besser erinnert, wenn sie im Kontext mit neuen Bildern gezeigt wurden. In der Testung nach 20 Minuten ergab sich eine um 19 Prozent erhöhte Gedächtnisleistung. "Wenn wir etwas Neues sehen, könnte es für uns potenziell belohnend sein", so Dr. Düzel. "Dieses Potenzial motiviert uns, neue Umwelten nach Belohnungspotenzial zu erkunden. Ist ein Stimulus bekannt und nicht mit einer Belohnung assoziiert, verliert es dieses Potenzial. Daher aktivieren nur absolut neue Stimuli die Substantia nigra/Area ventralis tegmentalis des Mittelhirns und erhöhen den Dopaminspiegel."
Länder
Deutschland, Vereinigtes Königreich