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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Britische Unternehmer: Das mangelhafte Bildungssystem ist für das Desinteresse der jungen Menschen an den Naturwissenschaften verantwortlich

Zu viele junge Menschen im VK wenden sich von Wissenschaft und Technologie ab - und daran ist das schlechte Schulsystem schuld, so der britische Arbeitgeberverband Confederation of British Industry (CBI). Der Verband warnt, dass aufgrund des "abgespeckten" Naturwissenschafts...

Zu viele junge Menschen im VK wenden sich von Wissenschaft und Technologie ab - und daran ist das schlechte Schulsystem schuld, so der britische Arbeitgeberverband Confederation of British Industry (CBI). Der Verband warnt, dass aufgrund des "abgespeckten" Naturwissenschaftslehrplans, des Mangels an Naturwissenschaftslehrern und der "wenig inspirierenden" Karriereaussichten Tausende potenzieller Wissenschaftler verloren gehen. Das führe zu einer Erosion der britischen Spitzenwissenschaftsbasis und komme zu einem Zeitpunkt, zu dem neue internationale Konkurrenz auftaucht und die klassischen Rivalen stärker werden. In einer Erklärung, die am 14. August veröffentlicht wurde, sagt die CBI, das Problem beginne in den weiterführenden Schulen und ziehe sich von da nach oben durch das gesamte Bildungssystem durch. Neuere Zahlen stützen diese Analyse: Die Anzahl der Schüler, die sich für Physik als Fach für ihre A-Level-Prüfungen (die normalerweise mit 18 Jahren abgelegt werden) entscheiden, ist in den vergangenen 20 Jahren um 56 Prozent gesunken. Im selben Zeitraum ist die Zahl der A-Level-Chemieschüler um 37 Prozent gesunken. Im Laufe des letzten Jahrzehnts ist auch die Anzahl der Hochschulabsolventen mit einem Abschluss in Physik oder einem abgeschlossenen Ingenieur- oder Technikstudium um ein Drittel - gemessen an der Anzahl aller Absolventen - zurückgegangen. Im Jahr 2005 wurden in diesen Fächern nur 32.000 Abschlüsse verliehen. Gleichzeitig ist dagegen die Zahl der offenen Stellen für Chemiker, Physiker, Ingenieure und Labortechniker gestiegen. Schätzungen zufolge werden bis zum Jahr 2014 im VK 2,4 Millionen Menschen mit diesem Ausbildungsprofil gesucht werden. "Die Arbeitgeber sind zunehmend besorgt über den langfristigen Rückgang der Schüler, die Physik, Chemie und Mathematik auf A-Level-Niveau belegen, und den Folgeeffekt, den diese Entwicklung auf diese Fächer - und auf das Ingenieurwesen - an der Universität hat. Sie kennen die jungen Menschen, die die Schule und Universität verlassen, aus erster Hand aus den Bewerbungen und vergleichen sie mit dem, was sie brauchen - und schauen sich daher verstärkt im überseeischen Ausland nach Absolventen um", erklärt Richard Lambert, Generaldirektor der CBI. Laut Lambert sind die Lehrer das Problem, nicht die Schüler, die, so der Industrievertreter, hart arbeiten, um in dem bestehenden System die bestmöglichen Noten zu erzielen. "[�] wir brauchen offensichtlich mehr Fachlehrer, die ihre Begeisterung für die Naturwissenschaften vermitteln und die die Phantasie der Schüler beflügeln und sie überreden, die einzelnen Kerndisziplinen bis zu den höheren Schulabschlüssen zu belegen." Nicht speziell ausgebildete Lehrer geben zu, dass es ihnen an Selbstvertrauen, Fachwissen und Schulung fehlt, um naturwissenschaftliche Fächer unterrichten zu können. Sie gehen meist kaum über die Mindestanforderungen des Lehrplans hinaus und es gelingt ihnen seltener, ihre Schüler zu begeistern. Als Folge belegen weniger Schüler diese Fächer auf A-Level-Niveau oder entscheiden sich für weniger anspruchsvolle Fächer, in denen es angeblich leichter ist, gute Noten zu erzielen, so die CBI. Laut einem Bericht, der kürzlich dem britischen House of Lords vorgelegt wurde, verfügt ein Viertel der weiterführenden Schulen im VK nicht über einen angemessen ausgebildeten Physiklehrer. Nur einer von fünf Naturwissenschaftslehrern hat eine spezielle Physikausbildung, und nur einer von vier Chemielehrern hat eine Fachlehrerausbildung. Die CBI weist auch darauf hin, dass es in der Mathematik und den Naturwissenschaften 50 Prozent mehr offene Lehrerstellen gibt als in anderen Fächern. Mehr noch: Einer von drei Physiklehrern wird innerhalb der nächsten zehn Jahre in den Ruhestand gehen, während bis zu 50 Prozent aller jungen Naturwissenschaftslehrer aufgrund der Arbeitsbelastung, des ungebührlichen Verhaltens der Schüler und der niedrigen Gehälter innerhalb von fünf Jahren aus dem Lehrberuf ausscheiden werden. Die britische Regierung hat versucht, das Problem mit der Einführung von Weiterbildungsstipendien für Naturwissenschaftslehrer und mit finanziellen Anreizen, den so genannten "golden hellos", einer Art Begrüßungsgeld, zu lösen. Zwar steige, wenn auch langsam, die Anzahl der Mathematik- und Naturwissenschaftslehrer an, dennoch sei noch viel zu tun, bis das Thema ganz oben auf der Tagesordnung steht, moniert die CBI. "Der Beruf sollte als Karrieremöglichkeit attraktiver gemacht werden, Ruf und Prestige sollten steigen." Die CBI hat sich auch kritisch über den Lehrplan der weiterführenden Schulen geäußert, der dem Verband zufolge mit daran Schuld ist, dass so wenige Hochschulstudenten naturwissenschaftliche Fächer belegen. Mehr als drei Viertel aller Schüler entscheiden sich für die so genannte Double Award Science, wobei, so die CBI, drei Fächer in die Stundenzahl von zwei Fächern gepresst werden, anstatt dass drei separate Fächer unterricht werden. "Das führt unter Umständen dazu, dass die Teenager für ihre A-Level-Prüfungen schlecht vorbereitet sind und dass ihnen die praktischen Fähigkeiten fehlen, die sie an der Universität brauchen, wo dann viele Tutoren Nachhilfestunden anbieten müssen", heißt es in der Erklärung. Die CBI vertritt die Ansicht, dass alle Kinder die Möglichkeit haben sollten, die drei naturwissenschaftlichen Fächer getrennt zu belegen. Sie fordert, die Regierung solle diese Option nicht erst, wie geplant, 2008 einführen, sondern schon früher. "Mehr Stunden müssen für die Vermittlung von technischen und praktischen Fähigkeiten in allen naturwissenschaftlichen Fächern eingeplant werden. Die vorgeschlagene neue Version der Double Award Science könnte dies erreichen, aber das bleibt noch zu beweisen." In der Erklärung wird auch eine bessere Berufsberatung für junge Leute in Bezug auf die Naturwissenschaften und die attraktiven Möglichkeiten, die sie bieten, gefordert. "Wir müssen mit den Klischees aufräumen, die sich um die Naturwissenschaften gebildet haben, und sie als attraktiv und aufregend vermarkten - als Tor zu phantastischen Karrieremöglichkeiten. Die Regierung hat Zeit, Lösungen für diese Probleme zu suchen, bevor sie kritisch werden. Das bedeutet allerdings, dass sich die Regierung selbst ehrgeizigere Ziele setzen muss, nicht leicht erreichbare, die die Bedürfnisse des Landes nicht schnell genug decken", sagte Lambert. Eine engere Zusammenarbeit zwischen der Regierung und der Industrie, so die CBI, könnte der Schlüssel zu wichtigen beruflichen Erfahrungen sein, und Berufsberatung könnte Studentinnen und Studenten helfen, das Potenzial zu erschließen, das die Naturwissenschaften bieten. Dadurch könnte man den jungen Menschen den Zusammenhang zwischen Wissenschaften und Schule vermitteln und - wichtiger noch - ihnen zeigen, welche ungeahnten Türen ein naturwissenschaftlicher Hintergrund öffnen kann.

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