Potenziell mehr Organspender durch neues britisches Gesetz
Ein neues, im Vereinigten Königreich verabschiedetes Gesetz zur Organspende könnte der aktuellen öffentlichen Konsultation der EU zu Organspenden neue Impulse verleihen. Durch das Gesetz "Human Tissue Act", das am 1. September in Kraft tritt, dürfte die Anzahl der Organtransplantationen im Vereinigten Königreich deutlich steigen. Das neue Gesetz schreibt im Vergleich zur bisherigen Gesetzgebung strengere Maßnahmen zur Verhinderung des Organhandels auf dem Schwarzmarkt vor, und Familien können künftig eine Post-Mortem-Organspende nicht mehr unterbinden wie bisher. In der EU leben etwa 40 000 Menschen, die eine Organspende bräuchten, um normal leben zu können. Spenderorgane sind jedoch knapp. Nach Aussage der britischen Organspende-Organisation UK Transplant ist die Wahrscheinlichkeit, zu Lebzeiten eine Organspende zu benötigen, höher, als nach dem Tod Organspender zu werden. Im Vereinigten Königreich können einem plötzlich Verstorbenen, der einen Spenderausweis bei sich trägt oder in einem Spenderregister eingetragen ist, normalerweise Organe zur Transplantation entnommen werden. Nach der bisherigen Gesetzgebung kann die Familie des Verstorbenen die Organspende allerdings verhindern. Mit der neuen Gesetzgebung wird die Entscheidungsgewalt von der Familie des Verstorbenen auf den Verstorbenen übertragen, was dazu führen dürfte, dass die zehn Prozent der Spenden, die derzeit von Familienmitgliedern unterbunden werden, in Zukunft durchgeführt werden können. Damit besteht neue Hoffnung für Menschen, die dringend auf eine Transplantation warten. Die neue Gesetzgebung könnte der EU, die derzeit eine Konsultation der Öffentlichkeit zum Thema Organspenden durchführt, neue Denkanstöße geben. Organspender sind sowohl in Großbritannien als auch in den übrigen EU-Ländern knapp. Chris Rudge, Transplantationschirurg und Geschäftsführer von NHS UK Transplant, erklärte dazu: "Es herrscht eine kritische Knappheit an Organspenden. Weitaus mehr Menschen könnten ein lebensrettendes Transplantat erhalten, wenn den Wünschen des Spenders Vorrang eingeräumt wird. Im Human Tissue Act ist klar festgelegt, dass die Wünsche des Verstorbenen unbedingt berücksichtigt werden müssen." Es könne jedoch auch Umstände geben, unter denen es unangemessen wäre, die Spende durchzuführen, räumte Rudge ein. Damit können Spenden in extremen Fällen nach wie vor unterbunden werden. Hingegen verbietet das neue Gesetz nun die Entnahme von Gewebe, Organen oder DNA, sofern dazu keine ausdrückliche Erlaubnis besteht. Das Gesetz lässt nun außerdem "altruistische" Spenden von lebenden Spendern zu. Schwieriger wird es nun allerdings für Forscher. Für die Gewebeforschung ist das Einverständnis des Spenders unbedingte Voraussetzung. Daher wird von einigen Seiten nun befürchtet, die Forscher könnten künftig einem enormen Verwaltungsaufwand ausgesetzt sein, worunter die Gewebeforschung leiden würde.
Länder
Vereinigtes Königreich