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Konsultationen zeigen Meinungsunterschiede zum Thema Schutz von Versuchstieren

Die allgemeine Öffentlichkeit spricht sich im Großen und Ganzen für eine Verbesserung des Schutzes von Versuchstieren aus, während viele wissenschaftliche Experten hier vorsichtiger sind und den Schutz der Tiere sicherstellen möchten, ohne damit den Verwaltungsaufwand zu erhöh...

Die allgemeine Öffentlichkeit spricht sich im Großen und Ganzen für eine Verbesserung des Schutzes von Versuchstieren aus, während viele wissenschaftliche Experten hier vorsichtiger sind und den Schutz der Tiere sicherstellen möchten, ohne damit den Verwaltungsaufwand zu erhöhen. Diese beiden Positionen werden aus den jetzt von der Europäischen Kommission veröffentlichten Antworten von interessierten Bürgerinnen und Bürgern sowie von Fachleuten auf zwei Konsultationen deutlich. Die Konsultationen wurden von Juni bis August durchgeführt und waren Bestandteil der Vorbereitungsarbeiten der EU-Kommission für die Formulierung einer Novelle der Richtlinie 86/609/EWG zum Schutz der für Versuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere. Auf die Befragung der Öffentlichkeit sind 42 655 Antworten aus allen 25 Mitgliedstaaten eingegangen, während 283 Expertenantworten mit rund 12 000 detaillierten Kommentaren verzeichnet wurden. Obgleich die Ergebnisse der Konsultation der Öffentlichkeit nicht als repräsentativ für die Meinungen der Gesellschaft als Ganzes gelten können, da sich nur diejenigen beteiligt haben, die sich für das Thema interessieren, so zeigen sie doch den klaren Wunsch, den Schutz von Versuchstieren zu verbessern. Die schiere Anzahl der Antworten - die dritthöchste in der Geschichte der Online-Konsultationen der Europäischen Kommission - deutet schon auf das starke öffentliche Interesse in diesem Bereich hin. Etwa 93 Prozent der Antworten auf die Frage "Sind Sie der Ansicht, dass mehr zum Schutz der verwendeten Tiere getan werden muss?" lauteten "Ja, selbstverständlich" oder "Ja, wahrscheinlich". Mehr als drei Viertel der Teilnehmer waren der Meinung, dass die EU nicht genug Geld in die Entwicklung und Validierung alternativer Versuchsmethoden investiert, und 92 Prozent sagten, die EU solle eine Vorreiterrolle in der Sensibilisierung für den Tierschutz einnehmen. Die Organisation Eurogroup for Animals begrüßte die Ergebnisse der Konsultation und forderte, dass die im nächsten Jahr anstehenden Verhandlungen zur Novellierung der Richtlinie der dezidierten Meinung der EU-Bürger Rechnung tragen. "Wir alle wollen, dass Tierversuche ein Ende haben, aber das wird nicht über Nacht geschehen", so die Direktorin von Eurogroup, Sonja Van Tichelen. "In der Zwischenzeit ist unsere Priorität die weitestmögliche Reduzierung der Anzahl, und deshalb muss die Gesetzgebung straffer werden." Auch die Experten sprachen sich für den Schutz der Versuchstiere aus, wobei jedoch viele Fachleute Szenarios ablehnten, die eine stärkere Regulierung vorsehen. So plädierten viele gegen die Ausweitung der aktuellen Bestimmungen auf Tiere, die für Gewebe, Organe, fetale oder embryonische Formen getötet werden, und gegen Veränderungen in Bezug auf Tiere für die Grundlagenforschung. "Ich sehe in einer Erweiterung dieses Gesetzes keine Verbesserung des Tierschutzes", schrieb ein Experte. "Sie wird lediglich die bürokratische Belastung für europäische Unternehmen steigern und mehr Arbeit aus Europa in weniger und unregulierte Teile der Welt verdrängen." Andere wiesen darauf hin, dass Tiere für Grundlagenforschung und für Gewebeforschung nicht anders als alle anderen Tiere behandelt werden und somit auch keiner besonderen Regulierung bedürfen. Einige Teilnehmer an der Konsultation plädierten dafür, auch Tiere in der Grundlagenforschung in die Richtlinie mit einzubeziehen, da dies das Vertrauen der Öffentlichkeit und die Rechenschaftspflicht steigern würde. Die Verwaltungskosten, so einige Wissenschaftler, würden in den Ländern, die zum ersten Mal solche Gesetze einführen, besonders hoch sein. Auf die Frage nach der Genehmigung von Projekten betonten die Experten erneut, dass keine zusätzlichen administrativen Pflichten eingeführt werden dürften. Die Teilnehmer betonten auch, dass Duplizierungen vermieden werden müssen, und wiesen darauf hin, dass sich die Projektgenehmigung und die Ethikprüfung oft überschneiden. Die Wissenschaftler, die an der Konsultation teilnahmen, beantworteten auch Fragen zu den Themen Ethikprüfung, Stall- und Versorgungsbedingungen, Transparenz, nicht menschliche Primaten, Inspektionen, Bildung und Schulung, Vermeidung von Duplizierung von Versuchen, die Verwendung von CO2 für Euthanasiezwecke und statistische Berichte. Die vorläufige Analyse der Europäischen Kommission ergab, dass in den meisten Bereichen Übereinstimmung herrscht, die Meinungen jedoch auseinander gehen zu Themen wie potenzielle Auswirkungen der Novellierung der Richtlinie, Zusammenhänge zwischen Tierschutz und militanten Aktionen extremer Tierschützer, Verbot des CO2-Einsatzes sowie Prognosen in Bezug auf die Auswirkungen für speziell gezüchtete nicht menschliche Primaten in der zweiten Generation.

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