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Politiker haben Vertrauen in die Wissenschaft, nutzen aber Forschungsergebnisse nicht

Politiker haben mehr Vertrauen in die Arbeit von Forschern als die allgemeine Bevölkerung, machen allerdings zu selten von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen Gebrauch, ergab eine Studie der schwedischen Organisation Vetenskap und Allmänhet. Im Rahmen der Studie wurden ...

Politiker haben mehr Vertrauen in die Arbeit von Forschern als die allgemeine Bevölkerung, machen allerdings zu selten von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen Gebrauch, ergab eine Studie der schwedischen Organisation Vetenskap und Allmänhet. Im Rahmen der Studie wurden 595 Parlamentsmitglieder, führende Regionalpolitiker und Mitglieder des Stockholmer Stadtrats befragt. Außerdem wurden Diskussionen mit neun Forschern und neun Politikern darüber geführt, wie sie die Beziehung zwischen Forschern und Politikern bewerten. Anschließend wurden hierzu detaillierte Abhandlungen veröffentlicht. Der Anteil an Politikern, die der Ansicht sind, dass sowohl wissenschaftliche als auch technische Entwicklungen das Leben eines jeden verbessert haben, ist höher als der Anteil an Bürgern, die diese Meinung teilen. Allerdings fällt der Anteil an Politikern, die davon überzeugt sind, dass die Forschung sowohl für das Wirtschaftswachstum als auch für den Klimawandel förderlich ist, noch bedeutend höher aus. Rund 83 Prozent der Politiker gehen davon aus, dass die Forschung in den kommenden zehn Jahren zu einem erhöhten Wirtschaftswachstum in Schweden beitragen wird, gegenüber lediglich 57 Prozent der Bürger. Ebenso glauben 78 Prozent der Politiker, dass der Klimawandel sich dank der Forschung in den nächsten zehn Jahren verlangsamen wird, während diese optimistische Haltung von nur 55 Prozent der Bürger geteilt wird. Mit Blick auf die einzelnen Politikbereiche sind Politiker der Meinung, dass der Einfluss von Forschungsergebnissen in der Gesundheitspolitik höher ist als in anderen Bereichen. Dem Ressort Gesundheit folgen die Bereiche Energie und Umwelt, Bildung und Erziehung sowie Transport, Verkehr und Infrastruktur. Drei Viertel der befragten Politiker gaben an, wissenschaftliche Informationen als politische Entscheidungshilfe zu nutzen. Paradoxerweise ziehen Politiker anscheinend jedoch nur selten Forschungsergebnisse aus den Bereichen zurate, in denen die Forschung ihres Erachtens am einflussreichsten ist. Lediglich 16 Prozent nutzen regelmäßig medizinische Forschungsergebnisse. Diese Quote fällt für Technologie und Naturwissenschaften mit 21 Prozent und bei den Sozial- und Geisteswissenschaften mit 33 Prozent leicht höher aus. Sowohl Politiker als auch Forscher scheinen sich einig darüber zu sein, dass eine engere Zusammenarbeit beider Seiten notwendig ist. Allerdings sind sich beide Gruppen auch bewusst, dass sie unterschiedliche Herangehensweisen haben, und dass dies Schwierigkeiten mit sich bringen kann, wenn es darum geht, Verständnis für den Standpunkt des anderen aufzubringen. "Forscher und Politiker brauchen mehr Treffpunkte, neue und verschiedenartige Interaktionsmöglichkeiten, vermehrten Kontakt und Dialog sowie leicht verständliche Zusammenfassungen von Informationen. Zusammen können diese Maßnahmen dazu beitragen, dass sich die beiden Welten annähern und dass Politikern der Zugang zur und das Verständnis der Forschung erleichtert wird", heißt es im Studienbericht. Ein solches Modell existiert bereits in Großbritannien und wurde letztes Jahr im Rahmen eines Pilotprojekts auf EU-Ebene ausgeweitet. Das Partnerprogramm der britischen Forschungsakademie Royal Society (MP/MEP-Scientist pairing scheme) wurde im Jahr 2001 in Großbritannien ins Leben gerufen und hat seitdem erfolgreich über 100 Abgeordnete mit Wissenschaftlern zusammengeführt. Die teilnehmenden Wissenschaftler sollen sich mehr Kenntnisse über politische Vorgänge und Verfahrensweisen aneignen sowie über die Art von Informationen, die von Politikern benötigt werden, während Politiker mehr über die Komplexität der Wissenschaft und die Arbeitsweise der Forscher in Erfahrung bringen sollen. Im Rahmen des EU-Pilotprogramms konnten sieben MdEP mit Wissenschaftlern aus ihren Wählerkreisen zusammengebracht werden. Wenn sich das Programm als Erfolg erweist, wird es auf Abgeordnete und Forscher aus der ganzen EU ausgeweitet.

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