Bericht hebt wirtschaftliche Aspekte der Qualitätssicherungssysteme für Lebensmittel hervor
Die Zahl der Qualitätssicherungssysteme (QSS) für Lebensmittel in Europa steigt kontinuierlich an. Einige heben die Regionen hervor, aus denen das Produkt oder die angewandte Produktionsmethode stammen; andere decken Themenbereiche wie den Umwelt- oder den Tierschutz ab. Sie bieten Vorteile für die Verbraucher, die so informierte Kaufentscheidungen treffen können, während Hersteller in der Lage sind, für den Mehrwert ihres Produktes einen höheren Preis verlangen zu können. Nun hat das Institut für technologische Zukunftsforschung (IPTS) der Gemeinsamen Forschungsstelle einen detaillierten Bericht über die in Europa existierenden QSS erstellt, in dem Kosten und Nutzen dieser Systeme für Landwirte, Großhändler, Verarbeiter, Einzelhändler und Verbraucher untersucht werden. Der Bericht sollte vor allem zeigen, wie Landwirte mit höheren Produktionsstandards einen fairen Anteil des Mehrwerts erhalten können. Die Studie wurde auf Anfrage der Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung der Europäischen Kommission durchgeführt, die vom Europäischen Parlament aufgefordert worden war, dieses Thema zu untersuchen. Sie wurde im Rahmen einer kürzlich von der Europäischen Kommission veranstalteten Konferenz zur Qualitätssicherung für Lebensmittel präsentiert. "Für die Kommission ist die Qualitätsproduktion ein Hauptanliegen, um die Zukunft europäischer Landwirtschaft zu sichern und die Entwicklung des ländlichen Raums zu unterstützen", sagte Mariann Fischer Boel, Europakommissarin für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. "Qualitätssiegel sind ein gutes Werkzeug, um Qualität zu fördern, aber sie machen nur dann Sinn, wenn absolut klar ist, wofür sie stehen. Jeder Verbraucher muss die Möglichkeit erhalten, über ihre Bedeutung informiert zu sein." In dieser jüngsten Studie haben Forscher die wirtschaftlichen Aspekte hinter neun europäischen QSS untersucht, einschließlich der geschützten Ursprungsbezeichnungen (g. U.), wie zum Beispiel "Parmigiano Reggiano", sowie der internen Managementschemen, wie den EurepGAP-Standard und das britische "Red Tractor-Label". Die Autoren des Berichts unterscheiden klar zwischen QSS, die ihr Produkt von anderen, ähnlichen Produkten auf dem Markt abgrenzen wollen, wie zum Beispiel gesicherte Ursprungsbezeichnungen, und QSS, die den gesamten Markt für ein bestimmtes Produkt abdecken wollen, wie EurepGAP. Laut Bericht sind die letzteren hauptsächlich käuferorientiert. "Die Tatsache, dass EurepGAP sich als ein regelrechter internationaler Standard beim Qualitäts- und Sicherheitsmanagement innerhalb von Produktionsketten etabliert hat, kann durch die effektiven gemeinsamen Maßnahmen der acht Händler hinter diesem System erklärt werden; ebenso durch die Tatsache, dass sie durch ihre Marktmacht die Standards durchsetzen und einen maßgeblichen Teil der Kosten an die Produzenten weitergeben konnten", schreiben die Autoren. Der Bericht merkt an, dass die Erfüllungskosten bei dieser Art von Systemen hoch sein können, und schlägt vor, hierfür Unterstützungsmaßnahmen einzurichten. Er empfiehlt darüber hinaus, dass die EU den fortschreitenden Trend bei diesen QSS hin zu einer gerechteren Aufteilung der Nutzen und Kosten der Systeme unterstützen solle. Die größte Herausforderung für QSS, die auf der Abgrenzung eines Produkts beruhen, ist die Sicherung der effektiven Organisation einer großen Anzahl von kleinen Produzenten. Die erfolgreichsten Systeme basieren auf schon existierenden, gut funktionierenden professionellen Strukturen, wie zum Beispiel das französische "Comité Interprofessionnel du Gruyère de Comté" sowie das italienische "Consorzio del Formaggio Parmigiano Reggiano". Die Autoren empfehlen, dass dort, wo solche Strukturen fehlen, das gemeinsame Handeln der kleinen Landwirtschaftsbetriebe erleichtert und unterstützt werden muss, um ihnen für effektive Verhandlungen mit anderen Interessenvertretern zu helfen. Werbung ist ebenfalls ein wichtiger Faktor für den Erfolg dieser Systeme. "Erfolgreichen Systemen stehen beachtliche Werbeetats zur Verfügung, die auf dem Markt wirkungsvoll eine Marke schaffen können", erklärt der Bericht. Er schließt damit ab, dass "geschützte Ursprungsbezeichnungen das Potenzial zur Erhaltung und Verbesserung der Position europäischer Landwirtschaft als ein Spitzenproduzent exklusiver Lebensmittelprodukte für Verbraucher mit hohem Einkommen weltweit haben." Eine weitere zentrale Empfehlung betrifft das Registrierungsverfahren für geschützte Ursprungsbezeichnungen. "Die Beschaffung einer g. U., g. g. A. oder g. t. S. ist ein zeitaufwendiger und oft undurchsichtiger Prozess", erklärt der Bericht. "Es besteht ein Bedarf nach einer Beschleunigung dieses Registrierungsverfahrens." Auf der Konferenz wurde vereinbart, dass weitere Forschung über die wirtschaftlichen Aspekte dieser Systeme und ihre Auswirkungen auf das landwirtschaftliche Einkommen und die ländliche Entwicklung notwendig sei.