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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Industrie gibt Rückendeckung für den EFR

Der am 27. Februar in Berlin offiziell ins Leben gerufene Europäische Forschungsrat (EFR) wird Pionierforschung fördern, bei der Forscher auf der Grundlage von Exzellenz um die Fördermittel konkurrieren werden. Der Start wurde von den Forschern begeistert aufgenommen. Aber wir...

Der am 27. Februar in Berlin offiziell ins Leben gerufene Europäische Forschungsrat (EFR) wird Pionierforschung fördern, bei der Forscher auf der Grundlage von Exzellenz um die Fördermittel konkurrieren werden. Der Start wurde von den Forschern begeistert aufgenommen. Aber wird diese Begeisterung auch von der Industrie geteilt? Die Industrie interessiert sich logischerweise vor allem für die andere Seite des Forschungsprozesses - für angewandte Forschung und Innovation. Industrielle Lobbyarbeit hat sich darauf konzentriert, die richtige Umgebung für Forschungsinvestitionen von Unternehmen in Europa zu schaffen, und um die Produkte dann auf den Markt zu bringen. Während Europa bei der Schaffung von Forschungsergebnissen sehr gut ist, besteht eine Schwäche bei der Nachverfolgung dieser Ergebnisse und der Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen, häufig erwähnt als Europas 'Innovationsparadox'. Nach Ansicht von Helga Nowotny, Vizepräsidentin des EFR und Vizevorsitzende seines wissenschaftlichen Rates, sollte man aufhören, in linearen Bahnen zu denken. Der Prozess von der Idee zum Produkt folge keinem festgelegten Weg, der bei der Grundlagenforschung anfange; "Zufall und Glück" seien weitaus stärker beteiligt. Die der Pionierforschung anhaftende Unsicherheit böte ein gewaltiges Potenzial und die Industrie sollte von den Möglichkeiten fasziniert sein, die sich bei dieser Art von Forschung öffnen, sagte Professorin Nowotny. Sie fügte hinzu, dass der EFR der Industrie für die Bewerbung um Fördermittel offenstehe, vorausgesetzt, das Projekt befasse sich mit Pionierforschung und nicht mit industrieller Forschung. "Es ist nicht Aufgabe des EFR, das Innovationsproblem zu lösen", sagte Mark Walport, Direktor des Wellcome Trust im Vereinigten Königreich, und sagte seine Unterstützung der Initiative und ihres Ziels, der Förderung von Pionierforschung, zu. Diese Ansicht wurde von einem weiteren bedeutenden Vertreter aus der Industrie unterstützt: dem Generalsekretär der European Industrial Research Management Association (EIRMA), Andrew Dearing. Er sagte den CORDIS-Nachrichten der EFR sei " als ein Teil des Gesamtbilds zur Erreichung des Europäischen Forschungsraums bedeutsam", da Europa Symbole benötige, die Forschung von der Spitze aus nach oben zögen. Er fügte hinzu, dass die Forschungsrahmenprogramme der EU, die eine "hervorragende Initiative" seien, sich auf die Zusammenarbeit konzentriert hätten. Diese sei nun weitestgehend erreicht. Mit dem zurecht erhöhten Budget sei es nun an der Zeit, die Ziele der Forschungsrahmenprogramme neu auszurichten und das Wettbewerbselement zu verstärken. "Der EFR ist der erste Pfeiler im Rahmenprogramm, der Exzellenz sicherstellt", sagte Dearing. Obwohl Dearing dem EFR seine volle Unterstützung gibt, würde dieser nicht alle Probleme europäischer Forschung lösen. Die EU könne sehr gut eine Umgebung schaffen, die Forschung unterstützt, aber es sei keine Umgebung, in der Unternehmen investieren wollen. "Grundlagenforschung hinzubekommen ist eine Sache, aber die Politiker dürfen jetzt nicht glauben, sie hätten ihre Aufgabe erfüllt, weil sie die Dinge in die Wege geleitet haben", sagte er den CORDIS-Nachrichten. Dearing schlug vor, dass sich die politischen Entscheidungsträger der EU an die Aho-Agenda erinnern sollten, die unter anderem empfiehlt, führende Märkte, verbesserte Regeln zu Innovation und staatlichen Beihilfen sowie einen Schutz für Rechte des geistigen Eigentums zu schaffen. Auf die Frage, ob das vorgeschlagene Europäische Technologieinstitut (ETI) vielleicht eine Antwort auf einige dieser Probleme sei, reagierte Dearing vorsichtig optimistisch. Als die EIRMA zum ersten Mal von den Vorschlägen für ein ETI hörte, äußerte man Bedenken in zwei Punkten: dass das Projekt von dem Wunsch nach einem materiellen Memento getrieben werde, der bezüglich praktischer Unterstützung wenig zu bieten habe, und dass der Zeitpunkt des Vorschlags während der entscheidenden Phase der Debatte um das Siebte Rahmenprogramm (RP7) von dieser Diskussion ablenken würde. "Aber ein Lob gebührt der GD Bildung und dem, was dort in den letzten Jahren getan wurde. Man hat auf die Interessenvertreter gehört und realisiert, dass es darum geht, die bereits existierende Sachkenntnis zu bündeln", sagte Dearing. Das ETI sei selbstverständlich eine andere Sache als der EFR, wie Dearing betonte. Der EFR habe klare Vorgaben und eine Gruppe hoch qualifizierter Personen in seinem wissenschaftlichen Rat eingesetzt. "Es ist schwerer sich vorzustellen, wie das ETI organisiert werden soll und wie man die richtigen Personen an die richtigen Stellen kriegt, um die Durchführung zu sichern", glaubt Dearing.

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