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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Behandlung der Huntingtonschen Krankheit nutzt Naschgewohnheit der Zellen aus

Ein internationales Forscherteam hat einen neuen Ansatz für die Behandlung von Krankheiten wie der Huntington-Chorea entwickelt, die durch die Bildung deformierter Proteine ausgelöst werden. Die neue Behandlung regt unsere Zellen dazu an, die Proteine 'aufzuessen'. Die teilw...

Ein internationales Forscherteam hat einen neuen Ansatz für die Behandlung von Krankheiten wie der Huntington-Chorea entwickelt, die durch die Bildung deformierter Proteine ausgelöst werden. Die neue Behandlung regt unsere Zellen dazu an, die Proteine 'aufzuessen'. Die teilweise von der EU unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) geförderte Arbeit wurde vom Magazin Nature Chemical Biology online veröffentlicht. Die Huntingtonsche Krankheit tritt auf, wenn Klumpen eines defekten Proteins, genannt Huntingtin, sich in den Gehirnzellen der Patienten bilden. Zu den Symptomen dieser Erkrankung gehören Bewegungsstörungen und psychische Störungen wie beispielsweise Depressionen und Demenz. Obwohl das die Krankheit auslösende Gen vor mehr als zehn Jahren entdeckt wurde, gibt es immer noch keine Therapien, die den Fortschritt der Erkrankung verlangsamen. Normalerweise zerstören die Zellen ungewollte oder fehlgefaltete Proteine durch einen Prozess namens Autophagie ('sich selbst essen'), bei dem die Zellen Proteine 'essen', indem sie sie in eine Membran einhüllen und mit Enzymen abbauen. Autophagie spielt auch bei der Bereinigung von Proteinen eine Rolle, die mit anderen Krankheiten wie der Spinozerebellären Ataxie Typ 3 oder Parkinson in Verbindung gebracht werden. Autophagie kann bei Mäusen und Fliegen ausgelöst werden, indem man ihnen eine Substanz namens Rapamycin oder Sirolimus verabreicht, ein Antibiotikum, das als Immunsuppressivum bei Transplantationspatienten eingesetzt wird. "Wir haben gezeigt, dass die Anregung der Autophagie in den Zellen - mit anderen Worten, die Förderung des Vorgangs, bei dem die Zellen die deformierten Huntingtin-Proteine aufessen - ein wirksamer Weg sein kann, ihren Aufbau zu verhindern", sagt Professor David Rubinsztein von der Universität Cambridge. "Es hat sich herausgestellt, dass dies den Ausbruch von huntingtonähnlichen Symptomen bei Fruchtfliegen und Mäusen blockiert, und wir hoffen, dass es auch bei Menschen funktionieren wird." Das Problem bei Rapamycin ist allerdings, dass es bei einer langfristigen Einnahme zu einer Reihe von Nebeneffekten kommt. Die Herausforderung für die Forscher besteht nun darin, einen sichereren Weg für die zeitlich dauerhafte Auslösung von Autophagie zu finden. Hierfür haben die Forscher tausende kleiner Moleküle untersucht, um zu sehen, ob sie die Fähigkeit zur Verlangsamung des Hefezellenwachstums von Rapamycin verbessern oder unterdrücken. Als Versuchsorganismus wurde Hefe ausgewählt, da sie einzellig ist und somit für Versuchszwecke weniger komplex. Bei drei Molekülen, bei denen man entdeckt hat, dass sie die wachstumshemmenden Effekte von Rapamycin auf Hefe verbessern, stellte sich heraus, dass sie von sich aus in Zellen von Säugetieren Autophagie auslösen. Bei Fruchtfliegen beschleunigten die Moleküle die Fähigkeit der Zellen, mutiertes Huntingtin zu zerstören. Die Forscher glauben, dass diese Autophagie auslösenden Moleküle für die Behandlung einer Reihe von neurodegenerativen und infektiösen Krankheiten genutzt werden können, ebenso wie für bestimmte Krebsformen. "Diese Präparate scheinen viel versprechende Kandidaten für die Arzneimittelentwicklung zu sein", sagt Professor Rubinsztein. "Aber selbst wenn sich einer der Kandidaten als erfolgreich herausstellt, werden einige Jahre vergehen, bis sie als Behandlungsmethode zur Verfügung stehen. Um solche Medikamente beim Menschen wirksam einsetzen zu können, müssen wir in der Lage sein, sie an den richtigen Stellen einzusetzen, in den richtigen Konzentrationen und mit einem Minimum an Nebenwirkungen. Dies sind einige der Punkte, die wir jetzt betrachten müssen."

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